Hedgefonds im Angriffsmodus: Werfen sie jetzt die Netze nach Covestro aus?

Die Strategie für die kommenden Jahre muss auch unter neuer Eigentümerschaft weiter verfolgt werden

Viele Investoren halten eine Einigung zwischen dem arabischen Ölkonzern Adnoc und dem deutschen Kunststoffhersteller Covestro für wahrscheinlich.

Im Zentrum der Übernahmegespräche stehen vier Punkte: Der Kaufpreis, die unternehmerische Handlungsfreiheit, Investitionszusagen und der Beherrschungsvertrag. Spekulative und aktivistische Investoren sind in den Leverkusener Konzern eingestiegen und erwarten einen Aufschlag zum aktuellen Aktienkurs von 53 Euro. Laut Insider soll Adnoc bereit sein, 60 Euro pro Covestro-Aktie zu bezahlen. Die Spekulationsmöglichkeiten der Investoren werden jedoch limitiert, da kein konkurrierender Bieter obendrein in Erscheinung tritt und Adnoc den Kunststoffhersteller auch als Eigenständiges unter dem Eigenregimem führen möchte. Barclays ist der Meinung, dass es „keine offensichtlichen Hindernisse für die Übernahme Covestros durch Adnoc“ gibt und das Management nun den höheren Kaufpreis aushandeln muss.

Zusätzlich hofft das Covestro-Management auf eine Umsetzung der Strategie der Eigenständigkeit sowie Investitionszusagen durch den Käufer, während Adnoc gute Renditevorstellungen hat. Der Kurs der Covestro-Aktie ist seit der Bekanntgabe des Adnoc-Interesses auf 53 Euro gestiegen, ein weiteres Indiz, dass Investoren eine Einigung wahrscheinlich machen. Es besteht Konsens darüber, dass für COVESTRO ein Wiederbeschaffungswert von 60 Euro pro Aktie eine attraktive Offerte ist. Allerdings rechnen Analysten und Investoren mit einem Aufschlag von 20 Prozent sowie einem fairen Wert von 63 Euro pro Aktie.

Mit Blick auf die Kursentwicklung der letzten Jahre rechnen einige Investmentbanken mit einem Preis zwischen 65 und 70 Euro pro Aktie – das würde Covestro eine Bewertung von bis zu 13,5 Milliarden Euro bringen. Die Union Investment ist von diesem Preis ebenfalls angetan, erwartet jedoch mehr als die im Raum stehenden 60 Euro. Am Ende ist es nun an Adnoc, eine Offerte vorzuschlagen, auf die sich Covestro und die Investoren einigen können. Trotz des aktuell schwierigen Marktklimas in Deutschland und der mangelnden Aktienkursperformance von Covestro könnte eine solche Offerte attraktiv sein.

Für das Management von Covestro ist die langfristige Umsetzung der eingeschlagenen Strategie von entscheidender Bedeutung. Der Kunststoffkonzern hat sich dazu entschieden, sich auf erneuerbare Rohstoffe, Kreislaufwirtschaft und chemisches Recycling zu stellen und Öl als Rohstoff abzulehnen. Für den Ölkonzern Adnoc ist dieses Vorhaben höchst interessant, da die Emirate selbst nachhaltiger werden und dazu nach Kompetenzen und Technologie suchen. Aus Adnoc-Kreisen heißt es, dass man Covestro weitgehende Eigenständigkeit zugesichert hat. Sie wollen den Leverkusener Konzern lediglich finanziell unterstützen, ohne ihn zu kontrollieren.

Derweil kursieren in der Branche Gerüchte, dass Adnoc ein Mega-Chemieprojekt in Angriff nehme, und man aktuell in Verhandlung mit dem österreichischen Ölkonzern OMV steht, um ihre jeweiligen Chemiegeschäfte zu fusionieren – Adnoc ist an OMV inzwischen zu 25 Prozent beteiligt. Allerdings betont Adnoc selbst, dass Covestro in diesem Projekt keine Rolle spielen solle. Erklärtes Ziel des Kunststoff-Riesen ist es, seine Bestrebungen im Rahmen der von ihm definierten „Good Governance“ durchzusetzen, worin es darum geht, dass das Management weitgehende Autonomie bei der Bestimmung der eigenen Strategie und dem Betreiben des operative Geschäfts besitzt und nur durch den Aufsichtsrat kontrolliert wird. Wichtig ist dabei auch, den Anforderungen eines an der Börse notierten, europäischen Unternehmens gerecht zu werden – was Ort und Inhalt eines neuen Aufsichtsrats, bei denen Adnoc vertreten sein wird, betrifft.

Darüber hinaus sind es vor allem die Arbeitnehmervertreter von Covestro, die den Erhalt der Arbeitsplätze hervorheben. Aus diesem Grund wird es auch in den Verhandlungen um Standortsicherungsgarantien gehen. Covestro hat bereits zugesagt, bis zum Jahr 2028 keine betriebsbedingten Kündigungen an seinen deutschen Standorten vorzunehmen. Laut Adnoc beabsichtigt man, sich mit Restrukturierungsfragen gar nicht erst zu beschäftigen und alles die Steuerungsfragen dem Management zu überlassen. Stattdessen lockt Adnoc Covestro mit Geld für den weiteren Ausbau des lukrativen Spezialchemiegeschäfts und grüne Investitionszusagen, wie die Lieferung von grünem Wasserstoff an Covestro.

Finanzen / Business
[Eulerpool News] · 13.09.2023 · 08:00 Uhr
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