Haselnusspreise erklimmen neue Höhen: Unternehmer vor Herausforderungen
Die Schokoladen-, Aufstrich- und Müsliproduzenten erleben derzeit eine doppelte Preisbelastung. Der Preis für Haselnüsse ist seit Anfang des Jahres beträchtlich angestiegen – mittlerweile um mehr als ein Drittel. Besonders betroffen sind Firmen wie Ritter Sport, Seeberger oder Zentis in Deutschland. Das Hauptproblem liegt darin, dass der weltweite Haselnussmarkt von einem einzigen Erzeugerland dominiert wird: Die Türkei liefert rund 60 Prozent des globalen Angebots, was die Region entlang der Schwarzmeerküste zum Zentrum der Haselnussproduktion macht. Extremwetterereignisse, die oft dem Klimawandel zugeschrieben werden, haben im Frühling die Ernte deutlich reduziert. So prognostiziert der türkische Getreiderat einen Rückgang von 36 Prozent.
Insbesondere Unternehmen, die zusätzlich mit den teuren Kakaopreisen kämpfen, wie etwa der bekannte Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli oder die deutsche Marke Ritter Sport, melden spürbare Auswirkungen. Auch Seeberger aus Ulm ist davon betroffen, da der türkische Markt große Resonanz auf den globalen Preis von Haselnüssen, auch aus Italien, zeigt. Wissenschaftler bezeichnen diese Preissteigerungen als „Climateflation“, da der Klimawandel ihren Anstieg verursacht.
Ferrero, der Produzent von Nutella und einer der größten Haselnusskäufer weltweit, ist ebenfalls betroffen, äußert sich jedoch nicht zu den Auswirkungen. Dank diversifizierter Bezugsquellen aus Italien, Chile und den USA kann das Unternehmen Liefersicherheiten garantieren. Die Plattform Vesper BV in Amsterdam dokumentiert, dass der Preis für eine Tonne türkischer Haselnusskerne inzwischen etwa 9.400 Euro beträgt, was einer Steigerung von über einem Drittel seit Jahresbeginn entspricht.
Der Handel mit Haselnüssen stockt aufgrund der hohen Preise, während andere Nüsse wie Mandeln an Attraktivität gewinnen. Experten sehen derzeit keine weiteren größeren Preissteigerungen, da die Wetterverhältnisse stabiler werden. Dennoch bleibt der Klimawandel eine schwer kalkulierbare Unbekannte für die Landwirtschaft. Kleinbauern in der Region leiden unter der ungelösten Versicherungssituation für Ernteausfälle. Die Behörden haben einen Mindestpreis eingeführt, der auf Eurobasis um knapp 17 Prozent angehoben wurde. Trotz dieser Herausforderungen besteht Hoffnung, dass die weltweiten Käufer schnell handeln und somit die Auswirkungen in internationalen Märkten abfedern.

