Klimawandel

Grönlands Klima-Zwiespalt - und was Trump damit zu tun hat

03. März 2025, 06:05 Uhr · Quelle: dpa
Klimawandel auf Grönland
Foto: Steffen Trumpf/dpa
Ein Eisberg treibt im Ilulissat-Eisfjord.
Den Klimawandel spüren die Menschen auf Grönland schon seit Jahren - auch manche für sie positiven Effekte. Gleichzeitig werden nicht nur bei Trump wirtschaftliche Ambitionen wach.

Ilulissat (dpa) - Das Eis am Ende der Welt schmilzt, und es schmilzt im Rekordtempo. Karl Sandgreen hat es mit eigenen Augen verschwinden sehen. «Alles hat sich nach 1997 geändert», sagt der 45-Jährige aus dem westgrönländischen Ort Ilulissat. Davor habe das Meereis noch bis Ende Mai, Anfang Juni die Bucht vor Ilulissat bedeckt. «Aber nach 1997 ist es verschwunden.»

Sandgreens Heimat befindet sich in gewisser Weise an der Front des menschengemachten Klimawandels, der in Grönland viel schneller voranschreitet als anderswo auf der Welt. In Ilulissat bezeugen dies bis zu 100 Meter hohe Eisberge, die vom nahegelegenen Gletscher Sermeq Kujalleq kalben und im Anschluss im Ilulissat-Eisfjord langsam hinaus in die Diskobucht und von dort weiter Richtung offenes Meer treiben. Es ist ein stilles Schauspiel, das höchst beeindruckend, aber auch beängstigend ist, macht es doch die Folgen einer wärmer werdenden Welt dringlich bewusst.

Merkels Klimareise

Der Sermeq Kujalleq gilt als einer der aktivsten Gletscher der Welt. Im Zuge der Erderwärmung und der damit verbundenen Gletscherschmelze hat er sich seit 1850 um mehr als 40 Kilometer zurückgezogen. Seit der Jahrtausendwende hat sich diese Entwicklung drastisch beschleunigt.

Toppolitiker aus aller Welt haben sich vor Ort in Ilulissat ein Bild von den Klimawandelfolgen gemacht, 2007 auch Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem damaligen Umweltminister Sigmar Gabriel. Sandgreen hat sie alle gesehen, doch die Kanzlerin hat ihn besonders beeindruckt. «Sie ist nicht wie andere Politiker aufgetreten, sondern sehr ruhig und sehr bescheiden», sagt der heutige Leiter des Eisfjord-Centers, eines Informationszentrums in Sichtweite der kolossalen Eisberge.

Die Arktis, in der Grönland überwiegend liegt, hat sich einer Studie zufolge in den vergangenen Jahrzehnten fast viermal so schnell erwärmt wie der Rest der Erde. Das hat globale wie lokale Folgen: Während der weltweite Meeresspiegel durch die Eisschmelze in Grönland unentwegt steigt, müssen sich die Menschen auf der größten Insel der Erde an eine neue Realität anpassen. Gleichzeitig geht der Klimawandel mit wachsenden wirtschaftlichen Ambitionen einher, die sich auch in den Besitzansprüchen von US-Präsident Donald Trump widerspiegeln.

Alles hängt vom Eis ab

«Der Rückgang des Eises bedeutet ein neues Kapitel für Grönland», sagt der Klimafolgenforscher Pelle Tejsner von der grönländischen Universität Ilisimatusarfik.

Den Klimawandel spüren alle Grönländer, und dennoch befinden sie sich in einem Zwiespalt: Manche sind in ihrem Alltag von den negativen Konsequenzen betroffen, andere sehen überwiegend positive Effekte. Umso abhängiger sie vom Eis für die Nahrungsbeschaffung seien, desto eher betrachteten sie den Klimawandel als eine negative Entwicklung, sagt Tejsner. 

Hinzu kämen Sorgen wegen der zunehmenden Unvorhersehbarkeit des Wetters vor allem im Norden Grönlands. «Die Leute können das Wetter nicht mehr so genau lesen wie früher», sagt er. «Sie können nicht einschätzen, ob es noch sicher ist, zur Robben- oder Waljagd aufzubrechen.»

In Südgrönland dagegen herrschen mittlerweile bessere Bedingungen, um zum Beispiel Kartoffeln und Gemüse anzubauen. Solche Produkte müssen normalerweise teuer von Dänemark aus geliefert werden, entsprechend hoch sind die Preise dafür in den grönländischen Supermärkten.

Weniger Hunde, mehr Fisch

In Ilulissat berichten Fischer davon, dass das Meereis ihre beim Fischfang und bei der Jagd eingesetzten Hundeschlitten einst nicht mehr trug. Daher gibt es in dem 5.000-Einwohner-Ort heute Tausende Hunde weniger als früher - dafür aber viel mehr Boote, mit denen die Fischer nun eine viel höhere Fangmenge an Heilbutt einfahren als zuvor. 

Ein weiterer positiver Effekt ist laut Sandgreen, dass Versorgungsschiffe quasi das ganze Jahr über nach Ilulissat kommen können. «Als ich als Kind in den Supermarkt gegangen bin, hatten sie dort manchmal keinen Käse, keine Milch, keine Eier. Manche Geschäfte waren damals komplett leer.» Das sei heute anders.

Gleichzeitig sind da stärkere Stürme, die heftige Wellen an den Küsten auslösen können. Ein Freund von ihm habe in solch einem Sturm vor drei Jahren sein Haus verloren, erzählt Sandgreen. «Das haben wir so vorher noch nie erlebt.»

Sorge trägt er davor, dass der Klimawandel zu einer Häufung von Tsunamis wie einem in Nordgrönland 2017 führen könnte. Und ein Museum in Ilulissat dürfte bald schließen müssen, weil der darunter liegende Permafrost sehr schnell auftaut und das Gebäude dadurch absackt, befürchtet Sandgreen. Das Auftauen habe in der Region Erdrisse entstehen lassen, die er so noch nie gesehen habe.

Ein Rennen um Ressourcen

Zugleich bedeutet der Klimawandel für Grönland, dass Bodenschätze freier zugänglich und einst zugefrorene Schifffahrtsrouten zumindest im Sommer passierbar werden. Die Zahl der durchfahrenden Schiffe in der Arktis hat innerhalb eines Jahrzehnts um 37 Prozent zugenommen, die von ihnen dort zurückgelegte Distanz gar um 111 Prozent. Der Hafen von Nuuk könnte zu einem bedeutenderen Umschlagplatz und zu einer Einnahmequelle für die grönländische Wirtschaft werden.

Wird auch der Weg von der Nordwest- in die Nordostpassage künftig frei, könnte dies die Fahrtzeit der Schiffe zwischen Europa und Japan oder China im Vergleich zur Reise durch den Suezkanal von 22 auf etwa 10 Tage verkürzen. Nicht überraschend ist da, dass China seit Jahren versucht, einen Fuß in die arktische Tür zu bekommen. Dass Trump so etwas aus militärischer wie wirtschaftlicher Sicht verhindern will, liegt auf der Hand.

Noch größere Hoffnungen legt man jedoch auf die Rohstoffe der Insel. Schon heute sehen Wissenschaftler - und die Weltmächte - in ihnen ein ungeheures Potenzial.

«Grönland ist wie ein Süßwarenladen für seltene Erden», sagt Tejsner. Wer sich die grönländischen Mineralvorkommen sichere, könne neben Weltmarktführer China zum Big Player werden. «Darum ging es in der Arktis schon immer: Es ist ein Rennen um Ressourcen», sagt der Forscher. Der Klimawandel habe dieses Rennen letztlich beschleunigt. «Er hat Möglichkeitsfenster geöffnet: Das Eis schmilzt und neues Land eröffnet sich.»

Klima / Umwelt / Rohstoff / Gesellschaft / Grönland / USA / Dänemark / International
03.03.2025 · 06:05 Uhr
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