Gorbatschow: Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen
London (dpa) - Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow hat den USA geraten, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Der Krieg sei «nicht zu gewinnen», sagte Gorbatschow in einem Interview mit der britischen BBC.
Gorbatschow hatte 1988 in seiner damaligen Funktion als Generalsekretär der KPDSU selbst den Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan verkünden müssen. Die Sowjets hatten zehn Jahre lang erfolglos versucht, den Kurs der damaligen kommunistischen Führung in Kabul militärisch durchzusetzen. Sie konnten aber letztlich den - auch von den USA unterstützten - Widerstand der islamistischen Aufständischen nicht brechen. Gorbatschow war 1986 mit dem Wahlversprechen angetreten, den Krieg der Sowjets in Afghanistan zu beenden. Zwei Jahre später machte er es wahr.
Gorbatschow (79) beschwerte sich über die Haltung der USA nach dem sowjetischen Truppenabzug. Es sei ein Abkommen erzielt worden, mit dem Iran, Indien, Pakistan und den USA. Darin sei Afghanistan als neutrales, demokratisches Land definiert worden, das gute Beziehungen zu seinen Nachbarn unterhalte. Die USA hätten zwar gesagt, sie wollten das Abkommen einhalten. «Aber zur gleichen Zeit haben sie Aufständische trainiert - die gleichen, die jetzt Afghanistan und Teile Pakistans terrorisieren.»
Präsident Barack Obama liege richtig mit seiner Entscheidung, den Truppenabzug bald zu beginnen. «So schwierig das auch sein mag», sagte Gorbatschow. Die Alternative sei «ein zweites Vietnam».