Ghost of Yotei im Test: Der Onryo von Ezo

04. Oktober 2025, 11:11 Uhr · Quelle: DailyGame.AT
Ghost of Yotei im Test: Der Onryo von Ezo
Foto: Dailygame
Ghost of Yotei führt in die Welt von Ezo, wo Atsu als rachsüchtiger Geist agiert. Neue Features wie Shamisen-Lieder und Wölfin-Kompetenzen machen das Spiel abwechslungsreicher als den Vorgänger.

Ghost of Yotei ist der neue Titel von Sucker Punch und der Nachfolger zu dem erfolgreichen Game Ghost of Tsushima, das Fans weltweit begeistert hat. Der neue Teil spielt allerdings mehr als 300 Jahre nach Jin Sakais Feldzug gegen die Mongolen und seinem Weg vom Samurai zum Geist. Doch kann der Nachfolger mit dem Erfolg mithalten?

Unsere Protagonistin ist Atsu, eine Söldnerin, die nach Rache dürstet. Ihr Vater war ein begnadeter Waffenschmied, doch tragischerweise wurde er zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder von Fürst Saito getötet. Dieser versucht zusammen mit seinen Yotei-Sechs den Norden zu unterjochen, um gegen den Shogun im Süden ankommen zu können. Das Gebiet, in welchem das neue Abenteuer stattfindet, ist Ezo, das von dem Berg Yotei überwacht und geschützt wird. Atsu überlebt das Massaker an ihrer Familie und flieht in den Süden. Sie trainiert hart, kämpft in Kriegen und verdient sich als Söldnerin. Nachdem ihre Fähigkeiten gefestigt sind, kehrt sie nach Ezo zurück und beginnt ihren Rachefeldzug gegen die Yotei-Sechs und ihren Herrn Saito. Schon bald wird Atsu als Onryo (rachsüchtiger Geist) in Ezo bekannt werden. Und eine neue Ära eines neuen Geistes beginnt.

Vom aktuellen Standpunkt aus muss ich sagen, finde ich den Plot von Ghost of Yotei nicht ganz so stark wie den von Tsushima. Was nicht bedeutet, dass er schlecht ist, aber es erinnert schon ein wenig an Assassin’s Creed Shadows. Wobei man sagen kann, dass vermutlich Ubisoft und Sucker Punch nicht damit gerechnet haben, dass ihre Plots teilweise recht nah beieinander sind. Nur dass Atsu weniger „starke Endbosse“ zu killen hat als Naoe und Yasuke.

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

Im Übrigen bleibt es euch überlassen, in welcher Reihenfolge ihr die Yotei-Sechs ausschalten möchtet, damit das Spiel für jeden etwas individueller ist. Ihr sammelt im Anfangsgebiet alle nötigen Informationen, wo sie sich befinden, und wen ihr dann angeht, bleibt euch überlassen. Ich habe zum Beispiel mit dem Oni angefangen.

Neues und Altes gehen Hand in Hand

Es wurde viel aus Ghost of Tsushima übernommen, aber aufpoliert. Wir haben zum Beispiel heiße Quellen, Bambusschreine oder Fuchsbauten. Aber auch neue Elemente wie die Wolfshöhlen, in denen Atsu ihre Bindung mit der Wölfin vertiefen kann. Diese hilft euch dann nämlich im Kampf, je nachdem wie weit ihr die Fähigkeiten der Wölfin ausgebaut habt. Allerdings haben wir keine Haikus mehr, die wir zusammen mit der Protagonistin dichten können. Diese Kunst musste dem Sumi-e weichen, also der japanischen Tuschmalerei. Auch die Flöte wurde gegen eine Shamisen ausgetauscht, die aber mehr ins Gameplay eingebunden wurde als Sakais Flöte.

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

In Ghost of Tsushima war es so, dass man diese ganzen Orte abgearbeitet hat wie eine Checkliste. Sucker Punch scheint auf die Spieler gehört zu haben, denn sie haben versucht, Abwechslung reinzubringen. Füchse bringen euch nun nicht mehr nur stumpf zu einem Altar, wo ihr einen Talisman erhaltet, sondern sie machen auch kleine Abstecher. Entweder weil ihr einen Fuchsfreund retten müsst oder um euch Schätze zu zeigen. Bei Bambusständen haben wir immer wechselndes Publikum. Von Samurais über Ronin bis hin zu Füchsen – es unterscheidet sich. So wirkt es nicht mehr, als würde man die Umgebung einfach irgendwie monoton abarbeiten, sondern man erhält jedes Mal etwas, das die Sache auffrischt.

Entdecke die Welt auf deine Weise

Was ebenfalls angepasst wurde, ist die Art, wie wir die Welt von Ezo erkunden. Zuvor mussten wir besetzte Gebiete von den Mongolen befreien und die Karte wurde darum aufgedeckt, zusammen mit Markierungen für die Sachen, die man so finden und suchen konnte. Das ist jetzt nicht mehr so, wir müssen die Karte aktiv selbst bereisen und nach heißen Quellen, Fuchsbauten und dergleichen Ausschau halten. Das macht an sich natürlich viel mehr Spaß, aber sorgt auch dafür, dass ich ständig Sorge trage, etwas zu verpassen. Doch da Atsu ein Fernglas hat, können wir uns von erhöhten Punkten wie Felsen oder Aussichtspunkten umsehen. Erfasst das Fernglas etwas, wird es auf der Karte markiert.

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

Des Weiteren kommen natürlich auch Wind und vor allem Atsus Shamisen ins Spiel. Wie in Ghost of Tsushima leitet uns der Wind zu unseren markierten Stellen auf der Karte. Doch wenn wir etwas Bestimmtes finden wollen, hilft uns die Shamisen weiter. Während Atsus Abenteuer lernt sie neue Lieder auf ihrer Shamisen zu spielen. Einige bekommt sie von anderen beigebracht, einige wiederum komponiert sie selbst. Spielt man nun eins dieser besonderen Lieder, leitet uns der Wind automatisch zu dem nächstgelegenen Ort, der mit dem Lied verbunden ist. Das Lied der Wölfin zum Beispiel führt uns zur nächsten Wolfshöhle, das Lied der Schreine zu einem Schrein. Und so gibt es für jedes Element im Spiel auch ein Lied, was das Suchen etwas erleichtert. Und die Lieder sind zudem noch schön anzuhören.

Natürlich bekommt ihr auch Hinweise von Menschen, die ihr trefft. Sie markieren ebenfalls Orte auf der Karte, die von Bedeutung sind, und ihr könnt auch Karten von Isaburo dem Kartograph kaufen. Das Einzige, was ihr dann noch tun müsst, ist, die Orte selbstständig auf eurer Karte zu markieren. Dann könnt ihr dort auch schon hinreisen. Wenn ihr zudem durch die weißen Blumen reitet, bekommt euer Pferd einen Geschwindigkeitsboost. Aber im Notfall ist auch das Schnellreisen schon von Anfang an verfügbar.

Insgesamt ist Ezo ein wirklich schöner Ort. Die Entwickler haben sich bei der Gestaltung selbst übertroffen. An der Grafik kann man einfach nicht meckern. Es gibt zwar immer mal wieder kleine Glitches, wo die Füße im Boden sind oder in Sequenzen Charaktere recht spät geladen werden, doch darüber kann man hinwegsehen. Bestimmt kommt hier auch früher oder später ein Update, das das fixen wird.

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

Auch frischer Wind im Kampfsystem

An sich ist das Feeling der Kämpfe denen in Tsushima sehr ähnlich. Atsu nutzt nur keine Haltungen für verschiedene Gegnertypen, sondern bekommt unterschiedliche Waffen. Katana gegen Katana, Yaki (ein Speer) gegen Kusarigama (Kettensicheln) und dergleichen. Als Söldnerin hat Atsu natürlich keine Skrupel, Attentate gehen ihr sehr leicht von der Hand, aber es gibt auch nach wie vor die Möglichkeit, Gegner zu einem offenen ehrlichen Kampf herauszufordern.

Für den Fernkämpfer gibt es auch wieder Bögen sowie diverse Schnellfeuerwaffen. Hier dürfte jeder Freude haben, der es mit Bomben so richtig krachen lassen möchte. Ebenfalls an eurer Seite, nicht immer, aber sofern sie in der Nähe ist, ist die Wölfin. Diese unterstützt euch im Kampf und kann Gegner sogar töten. Allgemein wirken die Charaktere, mit denen wir hin und wieder gemeinsam kämpfen, wesentlich kompetenter und nützlicher, als ich es aus Ghost of Tsushima kenne. Auch die Gegner-KI scheint sich verbessert zu haben.

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

Ghost of Yotei (c) Sucker Punch

Keine EP und keine FP

Ja, ich war da auch überrascht. Während wir in Tsushima die Geschichte des Geistes erweitert haben, um Fähigkeitspunkte zu bekommen, ist das in Yotei gestrichen worden. Um hier die Fähigkeitsbäume auszubauen, müssen wir Altare besuchen oder Wolfshöhlen finden. An den kleinen Altaren, die schon recht einfach zu erreichen sind, können wir beten. Mit jedem Altar können wir eine Fähigkeit weiter ausbauen. Die Fähigkeiten, die sich auf die Wölfin beziehen, gehen extra. Dazu müssen wir die Höhlen finden und erstmal die entsprechende Aufgabe erledigen, bevor wir hier ausbauen können. Weshalb die Wölfin zu Beginn auch nicht so oft zur Hilfe eilt wie im späteren Verlauf.

Fazit zu Ghost of Yotei

Ghost of Yotei ist ein würdiger Nachfolger, der vieles aus Ghost of Tsushima übernimmt, aber auch eigene Akzente setzt. Besonders die offene Welt von Ezo überzeugt mit Atmosphäre, Abwechslung und einer beeindruckenden Gestaltung. Zwar wirkt die Story nicht ganz so stark wie im Vorgänger, doch Atsu als neue Protagonistin bringt frischen Wind ins Franchise. Mit neuen Gameplay-Elementen wie der Wölfin oder den Shamisen-Liedern hebt sich das Spiel angenehm ab. Kleinere Schwächen wie Glitches oder die teils bekannten Strukturen fallen dabei kaum ins Gewicht. Unterm Strich ist Ghost of Yotei ein spannendes Abenteuer, das Fans wie Neueinsteiger gleichermaßen fesseln kann.

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[dailygame.at] · 04.10.2025 · 11:11 Uhr
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