EU-Kommission: Keine pauschale Sozialhilfe für EU-Bürger

11. Januar 2014, 09:01 Uhr · Quelle: dpa

Berlin (dpa) - Deutschland darf arbeitslosen Zuwanderern nach Ansicht der EU-Kommission nicht pauschal Hartz-IV-Leistungen versagen. Die Kommission verlangt zwar keine gesetzliche Neuregelung, pocht aber in Fällen von Leistungsverweigerung auf konkrete Einzelfallprüfungen.

Entgegen Medienberichten vom Freitag dringt sie aber nicht darauf, die Hürden generell zu senken und allen arbeitslosen EU-Bürgern Sozialhilfe zu gewähren. Dies lehnt die Bundesregierung auch ab.

Die EU-Kommission hatte ihre Einschätzung in einer Stellungnahme zu einem Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) formuliert, über die die «Süddeutsche Zeitung» (Freitag) zuerst berichtete. Darin stellt die Kommission eine zentrale Vorschrift im Sozialgesetzbuch über den Ausschluss von EU-Zuwanderern von Hartz-IV-Leistungen infrage.

In dem Verfahren geht es um eine 24-jährige Rumänin, die seit 2010 mt ihrem Sohn in Deutschland lebt. Die Frau war bei der Schwester in Leipzig untergekommen, erhielt Kindergeld sowie Unterhaltsvorschuss vom Jugendamt. Da sie keine Beschäftigung aufnahm, lehnte das Jobcenter ihren Antrag auf Hartz-IV-Leistungen ab. Der Fall liegt zur Entscheidung beim EuGH.

Die Kommission bemängelt insbesondere den generellen Ausschluss vieler EU-Ausländer von Hilfen im deutschen Sozialrecht. Nach den geltenden Regeln erhalten nur Arbeitnehmer und Selbstständige Hartz-IV-Leistungen, nicht aber Migranten, die nach Deutschland kommen und keine Arbeit suchen.

Die Bundesregierung sieht keinen Anlass, die gesetzlichen Regelungen für den Bezug von Hartz-IV-Leistungen zu ändern. Die Entscheidung des EuGH sei abzuwarten, sagte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums. Er bekräftigte die Auffassung, der Ausschluss beitragsunabhängiger Leistungen wie das Arbeitslosengeld II in den ersten drei Monaten generell und auch im konkreten Fall sei rechtens - «auch um Fehlanreize zu vermeiden».

Dies stelle weder die Freizügigkeit, die Zuwanderung von Fachkräften noch «berechtigte Ansprüche auf Sozialleistungen» wie das Kindergeld in Frage, sagte der Sprecher. Die Auffassung der EU-Kommission in dem Rechtsstreit bedeute «keinerlei Vorfestlegung» für die zu erwartende EuGH-Entscheidung.

Die EU-Kommission wies am Nachmittag den Eindruck zurück, Druck auf Deutschland ausüben zu wollen. «Andeutungen und Anschuldigungen, wonach die Kommission Deutschland drängt, allen arbeitslosen EU-Bürgern im Land Sozialhilfe zu gewähren, sind natürlich völlig falsch», sagte eine Kommissions-Sprecherin. «Es gibt strikte Schutzvorkehrungen im EU-Recht, um sogenannten Sozialhilfe-Tourismus zu verhindern.» Für den Erhalt von Sozialleistungen in einem anderen Land müsse ein EU-Bürger «entweder ein Arbeitnehmer sein, ein direkter Familienangehöriger oder dauerhaft sesshaft in diesem Land.»

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer warnte: «Die nationalen sozialen Sicherungssysteme sind kein Selbstbedienungsladen für alle Europäer, die zu uns kommen.» Es sei «schockierend, wie die EU-Kommission leichtfertig die nationalen Sicherungssysteme damit torpediert».

Die Grünen forderte einheitliche Regeln. «Wir brauchen bei der Anerkennung der unterschiedlichen Sozialsysteme innerhalb der EU auch eine Festlegung darüber, wie wir EU-weit verfahren wollen, wenn Menschen auf Arbeitssuche sind», sagte Bundestags-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt in Weimar. Den Vorstoß der EU-Kommission hält sie - wie auch der paritätische Wohlfahrtsverband - für richtig.

Die Mehrzahl der Bundesbürger akzeptiert nach einer Umfrage die Zuwanderung, sieht damit verbundene Probleme aber vernachlässigt. 68 Prozent sind laut ARD-Deutschlandtrend der Auffassung, dass die deutsche Wirtschaft qualifizierte Arbeitskräfte aus anderen Ländern braucht. 46 Prozent sind überzeugt, dass Deutschland von den Zuwanderern mehr Vorteile als Nachteile hat. 76 Prozent sind aber der Meinung, dass sich die Parteien zu wenig um Probleme kümmern, die durch Zuwanderung entstehen.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund lehnt es ab, Immigranten den Zugang zu Sozialleistungen zu erleichtern. «Arbeitnehmerfreizügigkeit hat immer bedeutet, dass man als EU-Bürger seinen Arbeitsplatz frei wählen kann, aber nicht, dass es eine Auswahl des günstigen Sozialsystems in Europa gibt», sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag).

Arbeitsmarkt / Migration
11.01.2014 · 09:01 Uhr
[53 Kommentare]
Ukraine-Krieg - Beratungen mit europäischen Partnern in London
London (dpa) - Die Lage bei den US-geführten Friedensverhandlungen für die Ukraine ist aus Sicht Kiews und der Europäer ernst. Das dürfte jedem klar sein, der die Gesichtszüge des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei einem Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der E3-Staaten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien) in London beobachtete. Am deutlichsten brachte Bundeskanzler […] (05)
vor 1 Stunde
Dave Mustaine
(BANG) - Dave Mustaine hat aus gesundheitlichen Gründen beschlossen, Megadeth nach einer letzten Tour aufzulösen. Die Band wird nächstes Jahr in Rente gehen, nachdem sie ihre Abschiedstour beendet und ein letztes Album veröffentlicht hat. Frontmann Dave verriet nun, dass er sich von Megadeth zurückziehen wolle, weil er wegen Arthritis und Rückenproblemen "nicht jede Nacht hundert Prozent geben […] (00)
vor 5 Stunden
QNAP veröffentlicht myQNAPcloud Surveillance
QNAP Systems, Inc., ein führender Innovator von Computer-, Netzwerk- und Speicherlösungen, kündigte heute die Einführung von myQNAPcloud Surveillance ab, einem speziellen Cloud-Sicherungsdienst für Überwachungsaufzeichnungen. Entwickelt für eine nahtlose Integration mi QNAPs lokaler QVR-Surveillance-Lösung, ermöglicht dieses neue Angebot die sichere, externe Speicherung kritischer Videodaten – […] (00)
vor 46 Minuten
Gaming in der Weihnachtszeit fasziniert viele
Glühwein, Gans und Games: Für Millionen Gamerinnen und Gamer ist die Weihnachtszeit gleich Gaming-Zeit. So freuen sich rund 4 von 10 Spielenden (37 Prozent) auf das gemeinsame Spielen von Games rund um Weihnachten. Das entspricht 16 Millionen Menschen in Deutschland ab 16 Jahren. Ein Viertel der Gamerinnen und Gamer (26 Prozent) hat sich vorgenommen, zu Weihnachten zusammen vor Ort mit anderen zu […] (00)
vor 47 Minuten
Bettina Ricklefs bleibt BR-Programmbereichsleiterin
Der BR-Rundfunkrat hat die Wiederberufung von Bettina Ricklefs bestätigt – und setzt damit weiter auf Kontinuität im stärksten fiktionalen Programmbereich des Senders. Der Bayerische Rundfunk hält an seiner langjährigen Fiction-Chefin fest: Wie der BR am Montag, 8. Dezember 2025, mitteilte, hat der Rundfunkrat der erneuten Berufung von Bettina Ricklefs als Leiterin des Programmbereichs Spiel-Film-Serie zugestimmt. Ricklefs, die den Bereich […] (00)
vor 4 Stunden
Bayern München - Hamburger SV
München (dpa) - Trainer Vincent Kompany gönnt Vielspieler Luis Díaz im Jahresendspurt des FC Bayern München einen Kurzurlaub. Möglich macht die ungewohnte Maßnahme eine Doppel-Sperre des kolumbianischen Fußball-Nationalspielers in dieser Woche. «Er wird einige Tage nicht hier sein», berichtete Kompany am Montag nach dem Abschlusstraining für das Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon, bei dem der 28 Jahre alte Díaz nicht […] (01)
vor 29 Minuten
Nestlé taumelt – und sucht zwischen Kostendruck, Fehlkäufen und Kulturbrüchen einen Neustart
Ein Konzern spart sich nach innen leer „Wir sparen uns in den Werken zu Tode“ – der Satz aus dem Brandbrief der deutschen Betriebsräte trifft den Kern einer Krise, die Nestlé seit Jahren unterschätzt hat. 16.000 Stellen sollen weltweit wegfallen, davon 12.000 in der Verwaltung. Für den Gesamtbetriebsratschef Andreas Zorn ist das ein einmaliger Einschnitt. Die Begründung aus der Zentrale: […] (00)
vor 1 Minute
Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft
Berlin, 08.12.2025 (lifePR) - Die Ausrichtung der Themenangebote im i.m.a-Bildungsmagazin „lebens.mittel.punkt“ wird mit der neuen Ausgabe sinnvoll erweitert: Jetzt orientieren sich die Unterrichtsbausteine im Heft auch an den Zielen einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, wie sie von der Kultusministerkonferenz der Länder empfohlen werden. Wie sich diese Ziele an außerschulischen […] (00)
vor 1 Stunde
 
Überschwemmungen in Indonesien
Jakarta (dpa) - Nach wochenlangen Überschwemmungen und Erdrutschen im Norden der indonesischen […] (00)
Putschversuch in Benin
Cotonou (dpa) - Unmittelbar nach einem vereitelten Putschversuch in Benin hat die […] (00)
TV-Fernbedienung mit Streaming-Anbietern (Archiv)
New York - Die US-Filmproduktionsgesellschaft Paramount will Netflix bei der geplanten […] (00)
Fahnen von EU, Israel und Deutschland (Archiv)
Berlin - Die Bundesregierung will die Nutzung des Begriffs der "Staatsräson" mit Blick auf […] (00)
Abschlusstraining FC Bayern München
München (dpa) - Bei seinen intensiven Recherchen über Sporting Lissabon zapfte Max Eberl auch […] (00)
ARD zeigt «Hildegard Knef – Ich will alles» um 22:55 Uhr
Zum 100. Geburtstag: Erstsendung im Ersten, danach wandert die Dokumentation in die Mediathek. Das Erste […] (01)
The Weeknd
(BANG) - The Weeknd und Playboi Carti haben ihre gemeinsame Kollaboration 'Timeless' […] (00)
Frühes Spielejahr 2026: Warum Cozy Games vor einem Comeback stehen
Das Jahr 2025 hat für die Cozy-Games-Szene eine Zäsur markiert. Während andere Genres von […] (00)
 
 
Suchbegriff