Energiewirtschaft beschleunigt Gaskraftwerksausbau: Ein Balanceakt zwischen Flexibilität und Klimaneutralität
Die jüngsten Beschlüsse des Koalitionsausschusses zur Errichtung neuer Gaskraftwerke verdeutlichen den Willen der Bundesregierung, den Energiemarkt flexibler und gleichzeitig zukunftsfähiger zu gestalten. Mit zwölf Gigawatt geplanter Kapazität sollen die neu geschaffenen Kraftwerke die Stromversorgungssicherheit während und nach dem Ausstieg aus der Kohle sicherstellen. Bemerkenswert ist, dass alle Anlagen auch wasserstofffähig sein sollen, um den Übergang in eine klimaneutrale Zukunft zu erleichtern.
Uniper, eines der führenden Unternehmen im Energiesektor, signalisiert klare Einsatzbereitschaft und plant, mit zwei Gigawatt an hocheffizienten Kraftwerken beizutragen. Die Standorte befinden sich bereits in einem fortgeschrittenen Planungsstadium. Uniper-CEO Michael Lewis betont, wie wichtig die rasche Klärung offener Fragen mit der EU-Kommission und ein zügiger Gesetzgebungsprozess sind, um Planungssicherheit zu sichern. Parallel dazu steht die Steag Iqony Group in den Startlöchern, mit einem nahezu fertig geplanten Projekt in Essen. Beide Branchenführer unterstreichen, dass Gaskraftwerke als unverzichtbare Brücke in die klimaneutrale Zukunft betrachtet werden.
Eon, Deutschlands größter Verteilnetzbetreiber, zeigt sich generell positiv hinsichtlich der koalitionsbeschlossenen Pläne. Allerdings mahnt das Unternehmen an, dass eine netzdienliche Nutzung von Batteriespeichern Voraussetzung für deren Erfolg sein muss. Ob Eon sich an konkreten Speicherprojekten beteiligen wird, bleibt aufgrund fehlender Ausschreibungsdetails noch offen.
Der Finanzvorstand von RWE, Michael Müller, hat bereits potenzielle Standorte im Blick und plant, die Projekte zügig umzusetzen, sobald die Ausschreibungsverfahren im Frühjahr 2024 anlaufen. Bis dahin liegt der Fokus auf dem Erhalt der staatlich geförderten Investitionsbedingungen, die noch der Zustimmung durch Brüssel bedürfen.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche und Umweltminister Carsten Schneider heben die strategische Bedeutung der neuen Kraftwerke für die Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hervor. Dennoch hagelt es auch Kritik: Die Deutsche Umwelthilfe moniert die mangelnde Technologieoffenheit der Ausschreibungen und kritisiert die starke Fokussierung auf Gaskraft als planwirtschaftliche Strategie.
Das Spannungsfeld zwischen der notwendigen kurzfristigen Sicherstellung der Stromversorgung und langfristigen Klimazielen ist deutlich erkennbar. Während der Umstieg auf Wasserstoff als mögliches Heilsversprechen gilt, bleibt die Rolle der Carbon Capture and Storage (CCS)-Technologie umstritten. Der Ausbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft steht also vor einer komplexen Weggabelung.

