Eine Atempause nach der Dynamik der Märkte
Aktueller Kommentar zur Lage an den Finanzmärkten

04. Dezember 2025, 09:29 Uhr · Quelle: Pressebox
Die globalen Märkte zeigen Stabilität trotz Risiken durch KI-Investitionen und wirtschaftliche Abschwächungen. Amundi analysiert Chancen in Anleihen und Aktien für eine ausgewogene Strategie.

München, 04.12.2025 (PresseBox) - Das Jahr geht langsam zu Ende, wobei sich die meisten Risikoanlagen im positiven Bereich befinden und die globalen Aktien- und Metallpreise mehrere Höchststände erreicht haben. Selbst der längste Shutdown der US-Regierung aller Zeiten konnte en Enthusiasmus der Märkte nicht dämpfen. Wir glauben, dass die Märkte die Schwächen nicht beachtet haben, weil sie davon ausgehen, dass geld- und fiskalpolitische Hebel zur Unterstützung zur Verfügung stehen werden, dass die Rentabilität von KI-Investitionen fast selbstverständlich ist und dass die Unternehmensgewinne nach einer starken Berichtssaison in den USA und einer etwas schwächeren in Europa weiterhin die Erwartungen übertreffen werden. Auch die Auswirkungen der Zölle auf den Konsum werden weitgehend ignoriert.

Die jüngsten Bedenken hinsichtlich der durch künstliche Intelligenz ausgelösten Euphorie in den USA bestätigen jedoch unsere Haltung. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass KI-Investitionen die US-Wirtschaft ankurbeln, aber nicht zur Schaffung von Arbeitsplätzen führen. Darüber hinaus können geld- und fiskalpolitische Maßnahmen zwar zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen, doch bestehen weiterhin Risiken in Form von fiskalischer Dominanz und finanzieller Repression. Das bedeutet aus unserer Sicht folgendes:

  • Das Wachstumsbild in den USA ist gemischt. KI-Investitionen sind positiv, aber der Konsum und die Arbeitsmärkte schwächen sich ab. Obwohl die Spitzenverdiener in diesem Jahr den Konsum angekurbelt haben, wird der Gesamtkonsum durch die Probleme der Konsumenten mit niedrigen und mittleren Einkommen beeinträchtigt werden. So wird beispielsweise das Auslaufen von Gesundheitszuschüssen zum Jahresende zu einem Anstieg der Gesundheitskosten für diese Haushalte führen. Darüber hinaus wird sich die Abschwächung der US-Arbeitsmärkte fortsetzen und das Lohnwachstum sich abschwächen. Außerdem bestehen weiterhin Risiken für die Unabhängigkeit der Fed. Wenn die Fed dem Druck nachgibt, könnte sie die Zinsen stärker senken, als es aus rein wirtschaftlichen Erwägungen erforderlich wäre. Dies könnte die Inflationserwartungen destabilisieren.
  • Wachstumsprognose 2025 für die Eurozone von 1,1 % auf 1,3 % angehoben (entsprechend den Herbstprognosen der Europäischen Kommission), aber die schwache Binnennachfrage hält uns davon ab, unsere qualitative Einschätzung zu ändern. Diese Korrektur ist hauptsächlich auf die über den Erwartungen liegenden Zahlen für das dritte Quartal (Frankreich und Spanien) zurückzuführen. Wir ändern aber unsere Einschätzung der Wirtschaft der Eurozone nicht. Wir sehen nur eine sehr langsame Verbesserung der Nachfrage, was zu einer erhöhten Sparquote passt. Außerdem ist die Finanzpolitik in Europa außerhalb Deutschlands neutral. Weiters ist das externe Umfeld für Exporte in die USA unklar. Selbst wenn der Oberste Gerichtshof der USA Trump daran hindert, seine Notstandsbefugnisse zur Einführung von Zöllen zu nutzen, hat er die Möglichkeit, sektorale Zölle zu erheben.
  • Inflationsprognosen Eurozone und USA: keine Änderung. Die US-Inflation dürfte kurzfristig über dem Zielwert der Fed bleiben. In der Eurozone hält der Rückgang der Inflation an, wobei die Prognosen für den Gesamt-VPI für 2026 bei etwa 1,7 % liegen und für 2027 ein sehr leichter Anstieg erwartet wird. Wichtig ist dabei, dass die EZB die Inflation für 2027 auf 1,9 % schätzt, dies jedoch von der Umsetzung des ETS2 (Emissionshandelssystem 2) abhängt. Jede Verzögerung von ETS2 über 2027 hinaus dürfte die EZB dazu veranlassen, ihre Inflationsprognose 2027 nach unten zu korrigieren.
Für die US-Inflation bestätigen wir, dass die Aussichten sowohl davon abhängen, wie rasch sich die Kerninflation im Dienstleistungsbereich verlangsamt, als auch davon, wie schnell und stark sich die Zölle auf die Preise der Kerngüter auswirken.

In einer Welt, in der sich das Wachstum in den USA – zwar nicht drastisch, aber doch – verlangsamt und die Aktienbewertungen hoch sind, bestehen dennoch Chancen. Das Gebot der Stunde ist die Diversifizierung weg von konzentrierten Segmenten, hin zu Anlageklassen mit höheren Erträgen. Hinzu kommen Herausforderungen für den US-amerikanischen Exzeptionalismus, die sich unserer Einschätzung nach langfristig in einem schwächeren Dollar niederschlagen werden.

Lesen Sie hier unsere wichtigsten Einschätzungen zu den verschiedenen Anlageklassen:

  • Anleihen: Wir sind insgesamt neutral in Bezug auf die Duration und sehen Möglichkeiten für regionale Abweichungen entlang der Zinskurven. Die Duration ist eine Maßzahl für die Zinssensitivität von Anleihen. So haben wir beispielsweise die Duration für die EU auf positiv angehoben. Für Großbritannien sind wir weniger positiv gestimmt und für die USA nahezu neutral/leicht vorsichtig. Gleichzeitig bleiben wir konstruktiv gegenüber Investment-Grade-Anleihen aus der EU und gegenüber Anleihen aus Schwellenländern, wo die Chancen für Erträge bei selektiver Auswahl gut sind.
  • Aktien: Bei Aktien behalten wir unseren Ansatz mit hochwertigen zyklischen Sektoren und defensiven Titeln bei. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Identifizierung von Unternehmen mit starken Fundamentaldaten und attraktiven Bewertungen. Eine Auswahl solcher Unternehmen finden wir in Europa, Japan und den Schwellenländern. Innerhalb der Schwellenländer wird die Attraktivität von Aktien durch das starke eigene Wirtschaftswachstum der Region und ihr Diversifizierungspotenzial bestimmt.
  • Multi-Asset: In diesem Bereich bemühen wir uns um eine ausgewogenere Haltung gegenüber Risikoanlagen. Wir bleiben insgesamt positiv gegenüber Aktien eingestellt, haben jedoch einige Anpassungen vorgenommen, indem wir unsere Einschätzung für die USA zurückgenommen und europäische Aktien, deren Bewertungen attraktiver sind, heraufgestuft haben. Darüber hinaus haben wir Anleihen aus Schwellenländern nach der Verengung der Spreads herabgestuft. Wir sind weiterhin der Ansicht, dass dieses Segment derzeit nur sehr begrenzte negative Katalysatoren aufweist und in nächster Zeit Chancen bieten könnte.
Von Vincent Mortier, Group CIO Amundi, und Monica Defend, Head of Amundi Investment Institute.
Regelmäßig aktuelle Marktnews von Amundi finden Sie hier:
www.amundi.de/privatanleger/News-Maerkte

Quelle: Amundi. Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 30.11.2025. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen. Herausgeber: Amundi Deutschland GmbH, Arnulfstraße 124–126, D-80636 München.

Finanzen / Bilanzen / Märkte / Inflation / Anlagestrategien
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