Droht uns eine Gaming-Steuer für Online-Dienste?

Chicago hat sich etwas ganz Besonderes für seine Einwohner ausgedacht: Eine zusätzliche Steuer für Netflix, Spotify und Co. Ist die Gaming-Steuer demnach auch schon in Aussicht?

Die Stadt Chicago wollte ein wenig mehr Einnahmen erzielen und hatte kurz darauf beschlossen eine Steuer auf Online-Dienste wie Netflix, Spotify und Co. zu erheben. Bisher galt diese Steuer nur für andere Programme, wie Baseball-Spiele, aber das hat anscheinend nicht ausgereicht, weswegen man die 9 % nun auch noch auf andere Punkte ausweitete. Die Bewohner reagierten empört und zeigten die Stadt für diese Entscheidung an, was durchaus auch seine Berechtigung findet, denn eine zusätzliche Steuer hat alles andere als Vorteile.

Um die Steuern auch bezahlen zu können, müssen die Kosten bei beispielsweise den Streaming-Diensten angehoben werden. Hart trifft es dann auch die Personen, die die kostenlose Version von Spotify nutzen, denn auch der kostenlose Service muss versteuert werden. Bedeutet das also „Adieu, Spotify Free!“? Gibt es dann bald keine kostenlosen Angebote und jede Kleinigkeit, die mit einem Unterhaltungsmedium zutun hat, muss zunächst bezahlt werden? Hierzulande scheint bisher keine sogenannte „Netflix-Steuer“ geplant zu sein, aber vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch wir davon betroffen sein werden. Selbst in den USA erwägen einige Staaten, dem Beispiel von Chicago zu folgen.

playstation_plus

Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, stehen noch weitere Online-Dienste auf der Liste. Darunter auch Xbox Live. Spätestens jetzt wird es also wirklich kritisch. Eine zusätzliche Steuer für Xbox Live und auch Playstation Plus bedeutet selbstverständlich, dass die monatlichen Kosten steigen werden. An dieser Stelle sollte einem erst so richtig bewusst sein, wie viel Geld ohnehin schon in den Kauf von Spielen und der passenden Hardware gesteckt wird. Vergleicht man Filme und Serien mit Spielen, sind die finanziellen Unterschiede mehr als ersichtlich. Für Filme und Serien muss im Schnitt weniger Geld ausgegeben werden und bis ein möglicher Nachfolger erscheint, kann es auch noch Monate und sogar Jahre dauern. Als Gamer steht man jedoch vor der Entscheidung, DLCs zu kaufen und Mikrotransaktionen durchzuführen und das noch, bevor ein weiterer Ableger erscheint. Natürlich sollte jeder für sich selbst wissen, wie viel zusätzliches Geld er noch für ein Spiel ausgibt, aber letzten Endes ist die DLC-Politik, die sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat, mehr als nur empörend. Meistens ist es dann schließlich der Gruppenzwang, der einen dazu verleitet, doch noch zwanzig Euro in einen DLC zu stecken. Wie soll man denn sonst mit seinen Freunden spielen können, wenn nur sie Zugang zu neuen Inhalten haben und man selbst leer dasteht? Abgesehen davon wird auch noch Geld für die passende Hardware benötigt: Konsole/Rechner, Maus, Tastatur, Headset, Monitor/Fernseher und weg ist das Geld.

Steam

Natürlich sind es nicht nur die Konsoleros, die in dem Fall die schlechteren Karten haben. Auch Steam, Origin und Co. sind Online-Dienste und dazu auch noch, ähnlich wie Spotify Free, völlig kostenlos nutzbar. Was würde eine Steuer dort bewirken? Müssen PC-Spieler demnächst dann auch noch Geld dafür ausgeben, um die Vertriebsplattformen nutzen zu können? Muss ein monatlicher Betrag bezahlt werden? Und wie hoch würde dieser Betrag sein? Natürlich wird der ein oder andere sagen: „Gut, dann kaufe ich mir die Spiele einfach nur noch im Laden und fertig“, aber heutzutage ist für so gut wie jedes Spiel ein zusätzlicher Dienst erforderlich, um die Installation durchführen zu können. Ein aktuelles Beispiel wäre das neue Metal Gear Solid 5, auf dessen Installations-CD sich lediglich ein Steam-Installer befindet, um das Spiel eben dort herunterladen und installieren zu können. Man kommt quasi also einfach nicht drumherum, noch mehr Geld auszugeben. Doch wer will das schon? Ich jedenfalls nicht.

Wohin wird dieses Spiel hinführen? Das lässt sich ziemlich einfach mit einem Wort erklären: Raubkopien. Wozu sollte ich unendlich viel Geld in Dienste investieren, wenn ich das Spiel einfach irgendwo illegal herunterladen kann? So ähnlich denken viele bereits bei Filmen und Serien, die keine Lust haben, ein Abonnement bei einem Streaming-Dienst abzuschließen. Wenn es um Games geht, neigen die Spieler dazu, Raubkopien zu verwenden, um sie als „Test“ zu nutzen und dann im Anschluss entscheiden zu können, Bares dafür auf den Tisch zu hauen. Eine zusätzliche Steuer würde das System vollkommen aushebeln. Im Vergleich zu Filmen und Serien wird es allerdings die Spieleindustrie härter treffen, denn je mehr Geld notwendig wird desto mehr besteht der Drang, illegale Abhilfe zu schaffen.

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Dieser Schritt hat wiederum weitere negative Auswirkungen, mit denen dann die Publisher und Entwickler zu kämpfen haben. Sie können weniger Kopien verkaufen und stehen vor der Gefahr, die Kosten, die sie für die Entwicklung verursacht haben, beim Verkauf nicht mehr ausgleichen zu können. Besonders Studios, die keinen riesigen Bekanntheitsgrad besitzen, stehen damit sehr schnell vor einem Aus. Somit wären die Städte selbst die einzigen, die von einer zusätzlichen Steuer profitieren könnten. Was auch immer sie dann mit dem Geld anstellen würden.

Fakt ist, dass die „Netflix-Steuer“ sich keinesfalls in eine „Gaming-Steuer“ weiterentwickeln sollte. Ein solcher Schritt brächte erhebliche Nachteile für die Spieler selbst, die ohnehin schon viel Geld für die unterschiedlichen Dienste auf den Konsolen und für die allgemeine Hardware ausgeben. Auch Publishern und Entwicklern kommt die Gaming-Steuer teuer zu stehen, was sich schließlich in Schließungen und Kündigungen äußern wird. Sowas will garantiert niemand haben, der sich für Games interessiert.

Zum Chicago-Artikel

Gaming / Kolumnen / Gaming-Steuer / Netflix Steuer / Online Dienste / Steuern / Zusatz
[shooter-szene.de] · 16.09.2015 · 19:56 Uhr
[4 Kommentare]
 
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