Investmentweek

Die Renaissance des Bahnverkehrs

20. März 2025, 08:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Internationale Bahnreisen boomen. Während neue Anbieter in den Markt drängen, verpasst die Deutsche Bahn womöglich den Anschluss. Wer das Wachstum treibt und welche Herausforderungen bleiben.

Europas Schienenverkehr erlebt eine dynamische Expansion, die lange als unmöglich galt. Internationale Zugverbindungen nehmen zu, neue Wettbewerber wagen den Markteintritt und Reisende profitieren von besseren Verbindungen sowie sinkenden Preisen.

Doch während sich Frankreich, Italien und Spanien für den Wettbewerb öffnen, bleibt Deutschland zögerlich – und könnte dadurch Marktanteile verlieren.

Wettlauf um den Eurotunnel – Bransons neue Vision

Richard Branson ist bekannt für spektakuläre Geschäftsstrategien. Nach Fluglinien, Raumfahrt und Kreuzfahrten entdeckt der britische Unternehmer nun die Schiene für sich. Sein Unternehmen Virgin prüft den Markteintritt im Eurotunnel, um dem Monopolisten Eurostar Konkurrenz zu machen.

Die Nachfrage gibt ihm recht: 2023 nutzten elf Millionen Passagiere die Verbindung zwischen London und Paris. Angesichts von Ticketpreisen von bis zu 300 Euro pro Strecke erscheint die Strecke hochprofitabel.

Auch die Betreiberfirma Getlink sucht händeringend neue Anbieter und hat bereits angekündigt, interessierten Unternehmen Kredite zur Verfügung zu stellen. Neben Virgin zeigen auch die französische SNCF, die italienische Trenitalia und sogar die Deutsche Bahn Interesse an der Route.

Die Eurotunnel-Verbindung ist damit das aktuell sichtbarste Beispiel für eine europaweite Bewegung: Bahnkonzerne drängen verstärkt in den internationalen Markt – angetrieben von Wettbewerb, Investitionen und wachsendem Kundeninteresse.

Deutschland droht den Anschluss zu verlieren – Während andere Länder Bahn-Konkurrenz zulassen, verharrt die Deutsche Bahn in ihrem Monopol. Experten warnen: Ohne Marktöffnung könnte Deutschland von der europäischen Entwicklung abgehängt werden.

Wachstum im internationalen Bahnverkehr: Zahlen und Fakten

Der europäische Fernverkehr expandiert in rasantem Tempo. Die Deutsche Bahn berichtet, dass sie seit dem Fahrplanwechsel im Dezember täglich über 330 Fahrten ins europäische Ausland anbietet – ein Anstieg von 25 Prozent gegenüber 2019. Besonders hervorzuheben ist die neue Direktverbindung zwischen Berlin und Paris.

Österreichs ÖBB setzt mit ihrem Nightjet-Netzwerk auf Nachtzüge und betreibt inzwischen 33 internationale Verbindungen. Sogar Start-ups wie European Sleeper aus den Niederlanden wagen den Einstieg in den Nachtzugmarkt.

Diese Expansion spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen wider: Laut dem Ticketportal Trainline haben sich die Ticketverkäufe für internationale Strecken 2024 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Besonders stark zeigt sich dieser Effekt in Spanien, wo neue Anbieter für Preissenkungen von bis zu 60 Prozent gesorgt haben.

Technische Hürden und veraltete Strukturen

Trotz dieser Wachstumszahlen bleibt Europas Bahnnetz eine Herausforderung. Unterschiedliche Signal- und Fahrzeugtechniken sowie teils verschiedene Spurweiten erschweren grenzüberschreitenden Verkehr. Viele nationale Bahninfrastrukturen wurden ursprünglich nicht für internationale Verbindungen konzipiert.

Bis heute müssen Züge für mehrere Länder teure Mehrfach-Zulassungen erwerben, und Lokführer brauchen Sprachkenntnisse in den jeweiligen nationalen Regelwerken. Der administrative und finanzielle Aufwand schreckt viele Unternehmen ab.

Trotzdem zeigt sich: Wo Marktöffnungen stattfinden, entstehen neue Strecken und Anbieter. Besonders dynamisch zeigt sich Spanien, wo inzwischen vier verschiedene Anbieter auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Madrid–Barcelona konkurrieren. Ähnlich sieht es in Frankreich und Italien aus, wo mehrere Bahngesellschaften um Kunden werben.

Deutschland: Wachstum, aber wenig Konkurrenz

Während sich viele europäische Länder für den Wettbewerb öffnen, bleibt Deutschland weitgehend ein Monopolmarkt. Die Deutsche Bahn betreibt den Großteil des Fernverkehrs ohne ernsthafte Konkurrenz. Während Trenitalia in Frankreich und Spanien expandiert, fehlt bislang eine ernsthafte Strategie der Deutschen Bahn für internationale Expansionen.

Gleichzeitig klagen Marktbeobachter über Investitionsstau. Eine von Greenpeace durchgeführte Studie zeigt, dass es in Europa fast dreimal so viele theoretisch mögliche Direktverbindungen zwischen Städten gibt, als tatsächlich angeboten werden. Gründe sind fehlende Infrastrukturinvestitionen und eine Orientierung der Staatsbahnen an nationalen Märkten.

Auch die Deutsche Bahn argumentiert, dass mehr internationale Verbindungen nur mit besserer Infrastruktur möglich seien. In einer 2023 veröffentlichten Studie fordert sie ein europäisches Schnellbahnnetz, das durch staatliche Investitionen ausgebaut wird. Doch während in Spanien, Frankreich und Italien neue Anbieter durchstarten, scheint Deutschland auf eine politische Lösung zu warten.

Große Chancen, aber auch verpasste Möglichkeiten

Die Expansion des internationalen Bahnverkehrs ist in vollem Gange. Die Kombination aus wachsendem Umweltbewusstsein, besseren Angeboten und sinkenden Preisen sorgt für eine Renaissance der Schiene.

Besonders in Südeuropa setzen sich neue Anbieter durch und zeigen, dass Wettbewerb das Angebot verbessert. Gleichzeitig bleibt die Deutsche Bahn ein schlafender Riese – während sich private Unternehmen wie Virgin oder SNCF neue Märkte sichern.

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[InvestmentWeek] · 20.03.2025 · 08:00 Uhr
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