Breite Kritik an Vorschlag für türkische Gymnasien

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor ihrem Türkei-Besuch Forderungen aus Ankara nach türkischen Gymnasien in Deutschland zurückgewiesen. «Das führt aus meiner Sicht nicht weiter, denn grundsätzlich sollten türkischstämmige Kinder und Jugendliche bei uns in deutsche Schulen gehen».

Das sagte die Kanzlerin der «Passauer Neuen Presse» für deren Freitagsausgabe. Auf Kritik und Ablehnung stößt die Forderung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan auch bei Türken in Deutschland. Ähnlich wie Merkel äußerte sich der Präsident der Kultusministerkonferenz, Ludwig Spaenle (CSU). «Es ist gemeinsames Ziel aller Kultusminister in den Ländern, die jungen Menschen aus Zuwandererfamilien auf dem ambitionierten Weg der Integration in Deutschland intensiv zu begleiten und sie aktiv zu unterstützen.» Dabei stehe die Förderung der jungen Menschen beim Erwerb der deutschen Sprache im Mittelpunkt. Erdogan hatte in der Wochenzeitung «Die Zeit» neben der Gründung türkischer Gymnasien auch eine doppelte Staatsangehörigkeit in Deutschland gefordert.

Von einem falschen Signal sprach Hessens Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP). Durch Schulunterricht in Türkisch würden türkischstämmige Migranten weiterhin abgesondert.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, sagte der Zeitung «Die Welt» (Freitag): «Wenn Erdogan damit sagen will, dass der Unterricht in solchen Gymnasien komplett auf Türkisch stattfinden soll, halten wir das für einen großen Fehler.» Auch der türkischstämmige FDP-Bundestagsabgeordnete Serkan Tören widersprach: «Vielmehr müssen wir Kinder aus Familien, in denen Türkisch gesprochen wird, viel früher an die deutsche Sprache heranführen», sagte er der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (Freitag). Die Hamburger SPD-Parlamentarierin Aydan Özoguz sagte der Zeitung: «Der Ruf nach türkischen Privatschulen ist legitim, allerdings ist bei solchen Elitegymnasien nicht davon auszugehen, dass sie Integrationsprobleme lösen.»

SPD-Chef Sigmar Gabriel warb vielmehr für Türkisch als zweite Fremdsprache in deutschen Schulen. «Wir brauchen keine türkischen Gymnasien, aber mehr türkischen Fremdsprachenunterricht an deutschen Schulen», sagte Gabriel am Rande eines Moscheenbesuchs in Mülheim/Ruhr.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warf Erdogan in der Münchner Zeitung «tz» (Freitag) vor, «einen neuen türkischen Imperialismus und Nationalismus» zu demonstrieren, «der für uns Deutsche unerträglich ist.» Ähnlich äußerte sich der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele. «Mir gefällt der nationale Ton überhaupt nicht», sagte er der «Saarbrücker Zeitung» (Freitag). Besser seien deutsch-türkische Schulen, an denen beide Sprachen gleichwertig nebeneinander gelehrt würden.

International / Bildung / Deutschland / Türkei
28.03.2010 · 21:46 Uhr
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