Investmentweek

Berufsverbot ohne Rechtsgrundlage – Rheinland-Pfalz rudert zurück

16. Juli 2025, 11:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Berufsverbot ohne Rechtsgrundlage – Rheinland-Pfalz rudert zurück
Foto: InvestmentWeek
Zunächst klare Kante, jetzt zurückrudern: Die SPD-Fraktion hatte das AfD-Einstellungsverbot am 12. Juli noch öffentlich begrüßt – heute will das Ministerium davon nichts mehr wissen.
Nach massivem juristischem Druck hat Rheinland-Pfalz die angestrebte Berufsverbot-Regelung für AfD-Mitglieder aufgegeben. Stattdessen gilt nun eine Einzelfallprüfung.

Von der Schlagzeile zur Blamage

Kaum eine Woche nach der Ankündigung eines Einstellungsstopps für AfD-Mitglieder im öffentlichen Dienst ist in Mainz nichts mehr davon übrig. Innenminister Michael Ebling (SPD), der sich öffentlichkeitswirksam mit einem harten Kurs gegen die AfD zu profilieren versuchte, sah sich gezwungen, die Kehrtwende einzuleiten – nach massiver Kritik aus der juristischen Fachwelt.

Wir berichteten bereits:

Berufsverbot per Gesinnungsprüfung – Rheinland-Pfalz zieht die Linie
AfD-Mitglieder sollen in Rheinland-Pfalz künftig keinen Platz mehr im Staatsdienst haben. Die Landesregierung verschärft die Verfassungstreuepflicht für Beamte – und stößt damit eine Grundsatzdebatte an.

Statt eines pauschalen Ausschlusses will das Ministerium nun doch jeden Einzelfall prüfen. Für Verfassungsrechtler war das Vorhaben von Anfang an klar unhaltbar. Und für die Öffentlichkeit bleibt vor allem ein Eindruck: politisch motivierter Aktionismus ohne juristisches Fundament.

Verfassungsbruch auf Zuruf?

Eblings Vorstoß, AfD-Mitglieder grundsätzlich von einer Tätigkeit im Staatsdienst auszuschließen, stand auf tönernen Füßen. Weder das Grundgesetz noch die geltende Rechtsprechung geben eine solche Praxis her.

Professor Joachim Wieland von der Universität Speyer stellte unmissverständlich klar: „Über die Eignung für den öffentlichen Dienst ist in jedem Einzelfall zu entscheiden.“

Auch andere renommierte Verfassungsrechtler warnten vor einer Aushöhlung rechtsstaatlicher Prinzipien. Das Parteibuch allein sei kein Kriterium für die Verfassungsfeindlichkeit eines Bewerbers – und dürfe es auch nicht sein.

Verfassungsbruch per Pressemitteilung? Juristen warnten früh, dass ein pauschaler Ausschluss von AfD-Mitgliedern dem Grundgesetz widerspricht – das Innenministerium schweigt zur Kehrtwende.

Politische Symbolik statt rechtlicher Substanz

Doch genau darauf zielte Eblings ursprüngliche Linie: ein Signal setzen, klare Kante zeigen – ohne Rücksicht auf verfassungsrechtliche Implikationen. Dass dieser Kurs keine rechtliche Grundlage hatte, war offenbar zweitrangig.

Erst als die Kritik auch überregional in Fachkreisen Wellen schlug, versuchte das Innenministerium, die Aussagen der letzten Tage umzudeuten. Es habe sich lediglich um eine „missverständliche Kommunikation“ gehandelt, heißt es nun.

Fakt ist jedoch: Noch wenige Tage zuvor war in Pressemitteilungen explizit davon die Rede, dass Mitglieder extremistischer Organisationen – inklusive der AfD – pauschal vom Staatsdienst ausgeschlossen würden.

Zwischen Amt und Partei – eine gefährliche Vermischung

Kritik kam nicht nur von Juristen. Auch Oppositionspolitiker warfen Ebling vor, sein Amt mit parteipolitischen Interessen zu vermischen. Besonders deutlich äußerte sich Sebastian Münzenmaier, stellvertretender Vorsitzender der AfD-Fraktion im Bundestag: Der Minister habe sich mit einem „durchsichtigen Manöver“ parteipolitisch profilieren wollen und dabei „dem Ansehen von Rheinland-Pfalz geschadet“.

Tatsächlich wirkt das Vorgehen des Ministers überhastet und undurchdacht. Wer sich als „Verfassungsminister“ bezeichnet, sollte rechtliche Standards nicht nur kennen, sondern auch einhalten – besonders dann, wenn es um den Zugang zum Staatsdienst geht.

SPD-Fraktion mit Rückendeckung – bis zur Rolle rückwärts

Besonders brisant: Die SPD-Fraktion im Landtag hatte Eblings Linie noch am 12. Juli ausdrücklich begrüßt.

Die damals veröffentlichte Mitteilung sprach davon, dass Bewerber künftig bestätigen müssten, „kein Mitglied einer extremistischen Organisation“ zu sein – was nach landespolitischer Lesart auch die AfD umfasste. Eine solche Formulierung lässt wenig Interpretationsspielraum.

Dass das Ministerium nun behauptet, es habe nie ein Verbot geben sollen, wirkt wie eine Notbremse in letzter Minute – weniger aus Einsicht, mehr aus Angst vor verfassungsrechtlicher Klatsche.

Ein Rückzug mit Beigeschmack

Die neue Linie lautet nun: AfD-Mitglieder können durchaus eingestellt werden, sofern sie im Einzelfall als verfassungstreu gelten. Eine sogenannte „Zuverlässigkeitsprüfung“ soll das klären.

Damit kehrt Rheinland-Pfalz zur bestehenden Rechtslage zurück – die nie aufgehoben war. Das geplante Berufsverbot wird damit zur Episode politischer Symbolpolitik, die vor allem eines zeigt: Wie schnell demokratische Grundsätze geopfert werden können, wenn die Versuchung groß ist, sich parteipolitisch zu profilieren.

Politik / Verfassungsrecht / Rheinland-Pfalz / AfD / Berufsverbot
[InvestmentWeek] · 16.07.2025 · 11:00 Uhr
[1 Kommentar]
Öl-Pipeline in Brandenburg defekt
Gramzow (dpa) - Nach dem Leck einer Pipeline der Raffinerie PCK im Nordosten Brandenburgs wird das Ausmaß der Schäden geprüft. Der Austritt von Hunderttausenden Liter Rohöl in der Uckermark im Nordosten des Landes bringt nach Angaben von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) keine Gefahr für die Versorgung von Berlin und Brandenburg mit Kraftstoffen und Heizöl. «Auf die […] (00)
vor 1 Minute
Jamie Lee Curtis
(BANG) - Jamie Lee Curtis wird über die Weihnachtszeit eine Pause von den sozialen Medien einlegen. Die 67-jährige Schauspielerin verriet, dass sie während der Festtage eine "lange" digitale Auszeit von Instagram und Co. nehmen wird. Jamie freut sich darauf, Zeit offline zu verbringen. Bei der Premiere ihres neuen Films 'Ella McCay' erklärte sie gegenüber 'E! News': "Ich werde gleich eine richtig […] (00)
vor 2 Stunden
Ermittlungen gegen ehemalige RBB-Intendantin
Berlin (dpa) - Nach langen Ermittlungen hat die Generalstaatsanwaltschaft Berlin Anklage gegen die frühere Intendantin des RBB, Patricia Schlesinger, erhoben. Die Behörde wirft ihr im Zusammenhang mit dem RBB-Skandal unter anderem Untreue vor, hieß es in einer Mitteilung. Schlesinger weist die Vorwürfe zurück. «Frau Schlesinger hat alle ihre Entscheidungen als Intendantin ausschließlich an den Interessen des RBB ausgerichtet. Wir werden die […] (00)
vor 4 Minuten
Skyrim auf der Switch 2: Ein Drachenblut mit massiven Reaktionsstörungen
Es wirkt beinahe wie ein ungeschriebenes Gesetz der Videospielindustrie: Wo immer ein Bildschirm existiert, wird Bethesda einen Weg finden, The Elder Scrolls V: Skyrim darauf zu veröffentlichen. Völlig überraschend hat das Kult-Studio nun die Anniversary Edition für Nintendos frischgebackene Switch 2 auf den Markt geworfen. Doch was eigentlich ein Grund zur Freude für alle Dovahkiin sein sollte, […] (00)
vor 12 Minuten
Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Schlesinger
Schlesinger & Co. werden mehrere Fälle der Untreue vorgeworfen. Das ist ein neuer juristischer Höhepunkt in der seit 2022 anhaltenden RBB-Krise. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin hat Anklage gegen die frühere RBB-Intendantin Patricia Schlesinger sowie drei ehemalige Führungspersonen des Rundfunks Berlin-Brandenburg erhoben. Neben Schlesinger sind laut Behörde der damalige Verwaltungsdirektor, die frühere Juristische Direktorin sowie der […] (00)
vor 1 Stunde
Media Day Team Red Bull-Bora-hansgrohe
Palma de Mallorca (dpa) - Die Sitzordnung in den Central Studios von Mallorca dürfte Remco Evenepoel vermutlich weniger gefallen haben. Nicht der belgische Superstar mit dem großen Ego und dem noch größeren Preisschild wurde in der Mitte des Podiums platziert, sondern Deutschlands Radsport-Hoffnung Florian Lipowitz bekam bei der ersten Zusammenkunft des Red-Bull-Rennstalls für 2026 diese Rolle […] (00)
vor 1 Stunde
Neue KI-Fabriken sollen Wachstum bringen, doch Margen bremsen Super Micro
Vom Serverhersteller zum Anbieter kompletter KI-Fabriken Auf der Supercomputing Conference im November 2025 präsentierte Super Micro neue AI-Factory-Cluster, die vollständig auf NVIDIAs Enterprise-Referenzarchitekturen basieren. Die Systeme bestehen aus integriert getesteter Hardware, einem kompletten NVIDIA-Software-Stack sowie dem Netzwerkstandard NVIDIA Spectrum-X. Die vorkonfigurierten KI- […] (00)
vor 12 Minuten
Maschinensicherheit – 5 wichtige Trends im Jahr 2026
München, 11.12.2025 (PresseBox) - Bei Maschinen wird sich die Digitalisierung und Automatisierung auch im Jahr 2026 fortsetzen. Hersteller und Betreiber stehen vor der Herausforderung, neue Technologien zu integrieren und zugleich die Anforderungen an Funktionale Sicherheit und Cybersicherheit zu erfüllen. Maschinensicherheit entwickelt sich weiter zu einem ganzheitlichen Konzept. TÜV SÜD gibt […] (00)
vor 1 Stunde
 
Hotelzimmer (Archiv)
Wiesbaden - Im Oktober 2025 haben die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 45,9 Millionen […] (00)
Pressekonferenz nach Koalitionsausschuss am 11.12.2025
Berlin - Union und SPD haben sich bei ihrem Koalitionsausschuss im Kern auf eine Beschleunigung […] (00)
Frankfurter Börse
Frankfurt/Main - Der Dax ist am Donnerstag mit Verlusten in den Handelstag gestartet. Gegen 9: […] (00)
Mark Rutte und Friedrich Merz am 11.12.2025
Berlin - Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) pocht auf eine europäische Beteiligung am […] (00)
Deutschland - Brasilien
Dortmund (dpa) - Im WM-Teamhotel der deutschen Handballerinnen breitet sich Weihnachtsstimmung […] (01)
Neues Krypto-Fintech will digitale Vermögen bankfähig machen
Ein misslungener Wohnungskauf wird zum Ausgangspunkt eines Fintechs Jean Meyer wollte […] (00)
«The CEO Club»: Prime Video startet hochkarätige Doku-Serie im Februar
Serena Williams, Thalia und weitere Top-Unternehmerinnen geben ab 23. Februar Einblicke in ihr Leben als […] (00)
Alexander Klaws
(BANG) - Alexander Klaws wird gemeinsam mit seinem Sohn Lenny Klaws auf der Bühne des Musicals […] (00)
 
 
Suchbegriff