London ruft zur Ordnung: Keir Starmer schaltet sich im Rockstar-Skandal ein
Die glitzernde Fassade der Videospielindustrie bröckelt, und dahinter kommen hässliche Risse zum Vorschein, die nun sogar die höchste Ebene der britischen Politik beschäftigen. Was als interne Personalmaßnahme bei Rockstar Games begann, hat sich zu einer ausgewachsenen Staatsaffäre entwickelt. In einer dramatischen Sitzung des Parlaments wurde der Fall von über 30 entlassenen Angestellten, die im vergangenen Monat ihren Hut nehmen mussten, direkt vor Premierminister Sir Keir Starmer getragen. Die Vorwürfe wiegen schwer: „Union Busting“ – die systematische Zerschlagung gewerkschaftlicher Strukturen. Es ist ein Begriff, der wie ein Damoklesschwert über dem Studio schwebt, das sonst eher für virtuelle Banküberfälle als für reale Arbeitsrechtsverstöße bekannt ist.
Alarmstufe Rot in Westminster
Der Abgeordnete Chris Murray brachte den Stein ins Rollen, indem er das Schweigen im Hohen Haus brach. Mit eindringlichen Worten schilderte er, wie Rockstar in seinem Wahlkreis 31 Mitarbeiter vor die Tür setzte – ohne handfeste Beweise und unter Ausschluss jeglicher gewerkschaftlicher Vertretung. Murray berichtete von einem Treffen mit der Führungsebene des Unternehmens, das ihn ratlos und besorgt zurückließ. Die Zusicherungen, man bewege sich im Rahmen der Gesetze, klangen für ihn hohl. Er forderte den Premierminister auf, Stellung zu beziehen: Gilt das britische Arbeitsrecht auch für Giganten, die Milliarden scheffeln, oder stehen sie über dem Gesetz? Starmers Antwort ließ an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig. Er bezeichnete den Vorfall als „zutiefst besorgniserregenden Fall“ und versprach, dass seine Minister die Vorgänge genauestens unter die Lupe nehmen werden.
Der digitale Hinterzimmer-Streit
Doch was steckt wirklich hinter den Kulissen? Rockstar und dessen Mutterkonzern Take-Two Interactive verschanzen sich hinter dem Vorwurf des „groben Fehlverhaltens“. Alan Lewis, Sprecher von Take-Two, betonte fast trotzig, dass es keinen anderen Grund für die Kündigungen gäbe. Alex Marshall, Präsident der Independent Workers Union of Great Britain (IWGB), hält vehement dagegen. Er spricht von einem der „rücksichtslosesten Akte der Gewerkschaftszerschlagung“ in der Geschichte der Branche. Der Stein des Anstoßes scheint fast banal: Ein Discord-Kanal. Nachdem Rockstar im Zuge einer „Slack-Säuberung“ interne Kommunikationswege kappte, wichen die Angestellten auf die externe Plattform aus, um über Arbeitsbedingungen und Rechte zu diskutieren. Genau dieser digitale Austausch wurde ihnen offenbar zum Verhängnis.
Protest auf der Straße und im Netz
Die Situation ist emotional extrem aufgeladen. Während die Manager in ihren Büros sitzen, formiert sich draußen der Widerstand. Entlassene Mitarbeiter und die IWGB haben Proteste vor verschiedenen Niederlassungen im Vereinigten Königreich organisiert. Es geht nicht mehr nur um Jobs; es geht um die Seele einer Industrie, die oft vergisst, dass ihre Meisterwerke von Menschenhand geschaffen werden. Dass nun die Regierung interveniert, zeigt, dass die Zeit des Wegschauens vorbei sein könnte.


