Bangkok gleicht einer Kriegszone

Bangkok (dpa) - Brennende Barrikaden, umgestürzte Autos, peitschende Gewehrsalven: Die Innenstadt der thailändischen Metropole Bangkok gleicht immer mehr einer Kriegszone. Die seit zwei Monaten dauernde Konfrontation zwischen Sicherheitskräften und Regierungsgegnern ist eskaliert.

Seit die Armee am Donnerstagabend mit ihrer jüngsten Offensive gegen die Demonstranten begann, kamen mindestens vier Menschen ums Leben und knapp 50 wurden verletzt. Nach anderen Berichten stieg die Zahl der Toten auf fünf. Auf einen der Protestanführer scheint regelrecht ein Attentat verübt worden zu sein: er wurde mitten im Interview mit ausländischen Journalisten in den Kopf geschossen. Ein französischer Journalist wurde auch durch Schüsse verletzt. Das Auswärtige Amt riet am Freitag dringend von Reisen nach Bangkok ab.

Auf den Straßen vor lange geschlossenen Edelboutiquen und Fünf- Sterne-Hotels bezogen die Soldaten am Freitag mit Gewehr im Anschlag Stellung und feuerten unter anderem Tränengasgranaten. Die Regierung versicherte, dass nur Gummigeschosse eingesetzt würden, doch wurde ein Korrespondent von France 24 von drei Kugeln von hinten getroffen, berichtete ein anderer Reporter des Senders am Freitag. «Sein Zustand ist ziemlich ernst», hieß es. «Die Armee hat heftig mit scharfer Munition auf die Demonstranten geschossen.»

Die Rothemden haben erneut geschworen, bis zum letzten Mann in ihrem besetzten Camp zu bleiben. «Wir bleiben hier», sagte Nattawut Saikua, Mitglied der Führungstgruppe der Demonstranten. «Wir sind auf jede Entwicklung vorbereitet, aber ich weiß nicht, ob Thailand diese Nacht übersteht.» Sprecher Sean Boonpracong bemühte sich dagegen um Entspannung: «Wir wollen keinen Bürgerkrieg.» Er machte die Armee für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Deren Beteuerung, dass die Soldaten nur Gummigeschosse einsetzten, wies er zurück. «Wir wollen keine Konfrontation», sagte Finanzminister Korn Chatikavanij.

Unterdessen bauten die Demonstranten ihr Lager, wo sie sich hinter Wällen aus Autoreifen und Zäunen mit spitzen Bambusstangen verbarrikadiert haben, weiter zur Festung aus. Augenzeugen berichteten, dass sie sich mit Steinen und anderen Wurfgeschossen eingedeckt haben. 15 000 Menschen seien dort, viele von ihnen Frauen und Kinder, sagte Sean Boonpracong.

Der Regierungssprecher sprach dagegen von Gesetzesbrechern. Die Demonstranten hatten schon am Morgen Autoreifen in Brand gesetzt, um die anrückenden Soldaten auf Distanz zu halten. Am Nachmittag stand ein ausgebrannter Bus auf der Straße. Unter Anfeuerungsrufen zahlreicher Anhänger versuchten einige Rothemden, einen verlassenen Lastwagen umzuwerfen. Am Freitagabend erschütterten mehrere Explosionen die Innenstadt - Unbekannte hatten Gewehrgranaten auf Soldaten abgefeuert.

Die jüngste Eskalation begann, nachdem die Demonstranten nach einem schon sicher geglaubten Kompromiss zur Lösung der Krise ihren Protest doch nicht aufgaben. Regierungschef Abhisit Vejjajiva zog sein Angebot von vorgezogenen Wahlen im November ärgerlich zurück und ordnete einen neuen Einsatz der Armee an. Bei dem Versuch vom 10. April, die Demonstranten gewaltsam zu vertreiben, waren 25 Menschen ums Leben gekommen und 800 verletzt worden. Der radikalste der Demonstrantenanführer, Generalmajor Khattiya Sawasdipol, genannt Seh Daeng, schwebte nach dem Kopfschuss am späten Donnerstagabend in Lebensgefahr. Ein Sprecher der Demonstranten machte dafür Scharfschützen der Armee verantwortlich.

Angesichts der schweren Auseinandersetzungen rät das Auswärtige Amt von Reisen nach Bangkok «dringend» ab. Die Bundesregierung verfolge die Entwicklung «mit großer Sorge», wie Sprecher Andreas Peschke am Freitag in Berlin sagte. Mehrere Reisebüros - unter ihnen Dertour und Meiers Weltreisen - boten für Reisen nach Nordthailand oder Reisen mit einem Aufenthalt in Bangkok kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen an. Der Veranstalter Thomas Cook sagte gleich bis Ende Mai alle Reisen in die thailändische Hauptstadt ab.

Konflikte / Thailand
14.05.2010 · 21:19 Uhr
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