Analyse: Wer setzt sich in Kairo durch?

06. Februar 2011, 21:54 Uhr · Quelle: dpa

Kairo/Istanbul (dpa) - Die Muslimbruderschaft gilt - neben der Nationaldemokratischen Partei von Präsident Husni Mubarak - als die am besten organisierte politische Organisation in Ägypten. Darum ist es in der aktuellen Umbruchphase auch kaum möglich, einen tragfähigen Kompromiss ohne sie zu finden.

Auf diese Linie sind inoffiziell inzwischen auch zahlreiche westliche Regierungen eingeschwenkt, die ideologisch große Probleme mit den frommen Brüdern haben. Auch viele liberale Ägypter misstrauen ihnen.

Da die Islamisten-Bewegung weiß, dass sie dem Westen genauso suspekt ist wie den ägyptischen Christen und den Nachkommen der alten Bourgeoisie, gibt sie sich in diesen Tagen moderater als gewohnt. Am Sonntag setzen sich zwei ihrer Führungsmitglieder sogar mit Vizepräsident Omar Suleiman an einen Tisch. Sie betonen jedoch, dass sie sich aus diesem Dialog sofort wieder verabschieden wollen, wenn der Gesprächsverlauf in den kommenden Tagen nicht in die Richtung führt, die sie sich wünschen: Das bedeutet, Rücktritt von Präsident Mubarak, Bildung einer Übergangsregierung und Anklage gegen jeden, der an den Angriffen auf die Demonstranten beteiligt war.

Um die Ängste ihrer Gegner zu zerstreuen, beteuern die Muslimbrüder derweil, «dass wir für die nächste Präsidentschaftswahl keinen Kandidaten aufstellen werden». Bislang sieht es nach Einschätzung unabhängiger Beobachter so aus, als hätten sich die Muslimbrüder mit dem ehemaligen Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, dem Friedensnobelpreisträger Mohammed el Baradei, verbündet. Er wird von Washington akzeptiert und gilt als unverbraucht. El Baradei hat viele Jahre im Ausland verbracht und sich bislang mit keinem der untereinander teils sehr zerstrittenen ägyptischen Oppositionellen angelegt.

Die Kompromissvorschläge des mit unabhängigen Persönlichkeiten besetzten «Rates der Weisen», zu dem auch der christliche Milliardär Naguib Sawiris gehört, sind den Muslimbrüdern dagegen etwas suspekt. Das Gleiche gilt für die Vermittlungsbemühungen des Generalsekretärs der Arabischen Liga, Amre Mussa. Ebenso wie El Baradei hat Mussa sein Interesse an einer Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im September angemeldet. Mussa hat eine große Anhängerschaft - und wäre damit unabhängiger als El Baradei, der stärker auf die Unterstützung der kleineren Parteien und der Bruderschaft angewiesen ist.

Vizepräsident Omar Suleiman kommt als Hoffnungsträger für die Zeit nach Mubarak aus Sicht der Oppositionsgruppen auf keinen Fall infrage. Als ehemaliger Geheimdienstchef war er Teil des Systems Mubarak. Jetzt kommt ihm die undankbare Aufgabe zu, eben dieses System Mubarak möglichst schmerzfrei abzuwickeln. Eine immense Aufgabe, denn in Ägypten ist mit dem Widerstand einflussreicher Kreise zu rechnen: Von den Spitzeln und Folter-Polizisten bis zu den reichen Geschäftsleuten und Partei-Funktionären.

Die ägyptische Jugendbewegung hat für ihre friedliche Form des Protestes international viel Anerkennung erhalten. Sie ist sich der Risiken, die der Tanz mit der Macht beinhaltet, inzwischen bewusstgeworden. Vor allem viele koptische Christen warnen jetzt davor, dass die Muslimbrüder die Situation für ihre eigenen Zwecke ausnutzen könnten. Voller Sorge hieß es diese Woche in einem koptischen Internet-Forum: «Die US-Regierung spricht jetzt auch mit den Muslimbrüdern - Wir Christen in der Heimat und im Ausland müssen jetzt zusammenhalten, damit Ägypten nicht zerstört wird.» Einige andere Christen sind jedoch Teil der Protestbewegung.

Wie sie mit den Forderungen der Muslimbrüder umgehen sollen, darüber sind sich die jungen Organisatoren der Proteste noch nicht einig. Einige von ihnen schlugen am Freitag die Gründung einer neuen «Partei der Jugend» vor. Sie sprachen mit El Baradei und bejubelten Amre Mussa, als er sie am Freitag auf dem Tahrir-Platz besuchte. Wer sich in Kairo letztlich durchsetzen kann, ist noch offen. Nur von den Politikern der etablierten Oppositionsparteien dürfte wohl niemand genügend Rückhalt in der Bevölkerung haben, um für das höchste Amt zu kandidieren.

Unruhen / Ägypten
06.02.2011 · 21:54 Uhr
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