Analyse: SPD feiert Wiederauferstehung

Berlin (dpa) - Der Jubel im Atrium des Berliner Willy-Brandt-Hauses steigerte sich in Etappen. Zunächst war Skepsis spürbar, als die ersten Prognosen über die Bildschirme flimmerten. Das nicht gerade grandiose SPD-Abschneiden bei der NRW-Wahl wurde eher verhalten beklatscht.

Mehr Stimmung kam auf, als das magere FDP-Resultat aufleuchtete und damit praktisch das Aus für Schwarz-Gelb in Düsseldorf besiegelte.

Danach lagen sich einige lange von Erfolgserlebnissen entwöhnte SPD-Anhänger sogar in den Armen. Vereinzelt wurde in der SPD-Zentrale sogar getanzt, um die eigene Wiederauferstehung zu feiern. Richtig tobte der Saal, als Spitzenkandidatin Hannelore Kraft von Düsseldorf aus über die Fernsehschirme verkündete: «Die SPD ist wieder da.» Und für ebenso viel Begeisterung sorgte, als Parteichef Sigmar Gabriel in Berlin die Parole ausgab: «Das System Rüttgers ist abgewählt.»

Vorübergehend vergessen waren bei den Berliner Sozialdemokraten die Jahre der Hölle, durch die Partei gehen musste - die Katastrophe bei der letzten Bundestagswahl, der SPD-Kollaps bei der Wahl an Rhein und Ruhr vor genau fünf Jahren, der damals den Anfang vom Ende der Kanzlerschaft Gerhard Schröders und auch von Rot-Grün im Bund markierte. Dass eine Neuauflage in NRW jetzt in greifbare Nähe gerückt ist, gehörte eigentlich nicht zum realistischen Kalkül der Berliner Parteiführung. Das sei wohl mehr Wunschdenken, verlautete von dort noch in den letzten Tagen.

Reicht jetzt tatsächlich die rot-grüne Mehrheit zum Machtwechsel am Rhein, bleiben der Bundes-SPD unangenehme Debatte erspart. In einer Koalition mit der CDU sahen viele Spitzengenossen in Berlin überwiegend Gefahren. Eine solche Konstellation werde die Basis der sich gerade erholenden Partei unweigerlich in neue Frustrationen stürzen, wurde befürchtet. Auch mit Blick auf die nächste Bundestagswahl werde es damit für die SPD schwieriger, sich von der CDU abzusetzen, wenn man gleichzeitig mit ihr im bevölkerungsreichsten Bundesland regiere. Als vergleichsweise kleineres Übel wurde deshalb von SPD-Strategen sogar ein schwarz- grünes Bündnis in NRW genannt.

Die Hoffnungen der SPD-Führung, die Linkspartei bei ihrer Westausdehnung stoppen zu können, erfüllten sich am Sonntag dagegen nicht. Einmal mehr mussten die Sozialdemokraten zur Kenntnis nehmen, dass die Lafontaine-Truppe weiter genügend Anhang mobilisieren kann.

Wahlen / Landtag / Nordrhein-Westfalen / SPD
10.05.2010 · 02:50 Uhr
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