Analyse: Ende eines langen Kampfes
Die dringend benötigten Staatshilfen blieben dem Krisenkonzern schließlich endgültig versagt. Weder gab es grünes Licht für eine Staatsbürgschaft, noch den beantragten Notkredit über 437 Millionen Euro.
Auslaufende Kredite in Höhe von insgesamt 710 Millionen Euro zwangen Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick schließlich, den Gang zum Insolvenzrichter für Arcandor sowie die Handelstöchter Karstadt, Quelle und Primondo anzutreten. Betroffen sind rund 43 000 Beschäftigte.
Erst vor gut drei Monaten hatte der ehemalige Telekom-Manager Eick die Leitung des Dauer-Krisen-Konzerns von Vorgänger Thomas Middelhoff übernommen. Während Middelhoff noch bis zuletzt Optimismus verbreitet hatte, enthüllte der als Sanierer angetretene Eick schon bald das ganze Ausmaß der Misere. Wenige Tage nach seinem Amtsantritt informierte er die erstaunte Öffentlichkeit über eine neue Finanzierungslücke von 900 Millionen Euro und wies eindringlich auf die in wenigen Wochen auslaufende Kredite. Doch auch ein sofort vorgelegtes Sanierungsprogramm mit harten Einschnitten und einer strategischen Kehrtwende im kriselnden Warenhausgeschäft konnte die Abwärtstrend nicht mehr stoppen.
Vier Jahre zuvor war Middelhoff im Mai 2005 selbst als Sanierer des in eine Existenzkrise geratenen Konzerns angetreten. Bereits im Herbst 2004 hatte das Unternehmen am Rande der Insolvenz gestanden. Unter der Regie des smarten ehemaligen Bertelsmann-Chefs erhielt der bislang unter dem eher schwerfällig wirkenden Namen KarstadtQuelle agierende Konzern mit Arcandor einen neuen Kunstnamen verpasst.
Zum Abbau des riesigen Schuldenbergs fädelte Middelhoff den Verkauf der wertvollen Warenhaus-Immobilien des Konzerns ein, die anschließend teuer zurückgemietet werden mussten. Die von den Immobilienbesitzern seitdem verlangten Mieten, machen der Warenhaustochter Karstadt als dem Dauer-Sorgenkind des Konzerns schwer zu schaffen. Aus dem bisherigen Gemischtwaren-Laden verkaufte Middelhoff unter anderem die mittlerweile vor dem Aus stehenden Hertie-Warenhäuser sowie die Ketten SinnLeffers und Wehmeyer und baute das ertragreiche Tourismusgeschäft von Thomas Cook aus. An der in London börsennotierten Tourismus-Tochter hält Arcandor knapp 53 Prozent.
Ende vergangenen Jahres stand Arcandor mit tiefroten Zahlen wieder einmal am Rande des Abgrunds. Erst der Einstieg der Privatbank Sal. Oppenheim rettete das Unternehmen in letzter Minute vor dem drohenden Verkauf seiner Ertragsperle Thomas Cook. Nun wird die nicht von der Insolvenz betroffene Tourismustochter wohl bald ganz oben auf der Verkaufsliste stehen. Die Anteile sind bereits an die Banken verpfändet. REWE-Chef Alain Caparros kündigte noch am Dienstag an, eine mögliche Übernahme zu prüfen.
Weiter in den Startlöchern steht auch Metro-Chef Eckhard Cordes, der auch während des vom Konkurrenten beantragten Insolvenzantrags weiterhin über einen Zusammenschluss der beiden Kaufhausketten Kaufhof und Karstadt verhandeln möchte. Die Pleite des Konkurrenten könnte für den Metro-Lenker vieles einfacher machen. Das Ziel der Insolvenz sei die Sanierung und der Fortbestand des Unternehmens, kündigte Arcandor am Dienstag entschlossen an. Um eine Zerschlagung wird Arcandor allerdings kaum herumkommen.