Wissen, das man im Leben bestimmt nie braucht.

„Den Kopf (den Hals) aus der Schlinge ziehen“:
Bedeutung:
Man entgeht einer Strafe, man entgeht im letzten Moment einem Problem.

Herkunft: Wie man schon richtig vermutet hat: Die Formulierung kommt aus dem Bereich der Justiz – der Todesstrafe (oder auch von der „Selbstjustiz“ – dem „Lynchen“). Hier wird der Delinquent am Galgen mit einem Strick um den Hals erhängt.
Eine andere Todesart ist der Selbstmord. Der verzweifelte Mensch erhängt sich selber.

Wie man sich vorstellen kann: Entweder gibt der Selbstmörder seinen Plan auf. … oder der Verurteilte wird im wahrsten Sinne des Wortes im letzen Moment begnadigt. Die Person „zieht den Kopf / den Hals aus der Schlinge".
 
Kopflos sein
Bedeutung :
Kopflos ist ein anderer Ausdruck für verwirrt, unbesonnen. Man kann einem einzelnen Menschen vorwerfen kopflos zu sein, wenn er nämlich ohne Sinn und Verstand losprescht, oder wenn er verwirrt mal dieses, mal jenes ausprobiert.
 
“Den Kopf in den Sand stecken“
Bedeutung:
Vor einer drohenden Gefahr oder unangenehmen Situation die Augen verschließen und so tun, als sei alles in Ordnung. Dieses Verhalten heißt auch "Vogel-Strauß-Taktik".

Herkunft: Gerade kleine Kinder schließen ihre Augen – was man nicht sieht das existiert auch nicht, was ich nicht sehen kann – das kann mich auch nicht sehen . Andere Kinder - … und auch Erwachsene (z.B. bei Horror-Filmen) halten sich die Hände vor den Augen, um etwas nicht zu sehen. Das macht man aus einem Reflex aus der Vorzeit. Ganz ohne nachzudenken hält man sich die Hände vor den Augen oder schließt die Augen. Das kommt aus einer Zeit, als die Urmenschen – noch Millionen Jahre vor dem Neandertaler und dem heutigen Menschen - noch wehrlos waren. Als die Urmenschen noch kaum Werkzeuge und kein Feuer hatten. Wir waren langsamer, als die Raubtiere (konnten also nicht fortlaufen). Wir hatten keine natürlichen Waffen, wie ein reißendes Gebiß oder Krallen zur Verteidigung. Es hatte einfach keinen Sinn, sich gegen Raubtiere ohne Waffen verteidigen zu wollen. Man gab also den sinnlosen Kampf einfach auf und verschloß die Augen …
Auch die Angehörigen der Gruppe - die vor dem Raubtier in Sicherheit waren - konnten ohne notwendige Waffen nicht zur Hilfe kommen. Das Raubtier hätte die wehrlosen Urmenschen einfach auch getötet. Um nicht sehen zu müssen, wie das geliebte Gruppenmitglied zerfleischt wurde schloß man die Augen, hielt sich die Hände vor die Augen – schaute weg.

Der Strauß:
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Etwas nicht sehen wollen, so daß man den Kopf in den Sand steckt – angeblich, wie der Strauß. Dabei verhält sich der Strauß bei Gefahr gar nicht wirklich so: Wenn Gefahr droht, kann der Strauß einfach weglaufen, er ist wirklich schnell - bis zu 80 km/h. Und wenn das nicht hilft, kann er mit seinen Beinen kräftig zutreten. Mit ihren kräftigen Füßen und den wehrhaften Krallen kann er sogar einen Löwen töten. So läuft der Strauß bei Gefahr lieber weg oder wehrt sich. Er steckt nicht den Kopf vor Angst in den Sand.

Die Redewedung ist ein Missverständnis. Strauße suchen im Boden nach Nahrung – das sieht dann so aus, als würde der Strauß seinen Kopf in den Sand stecken. Oder wenn er sich ausruht, dann scheint es von weitem vielleicht so, als sei der Kopf im Sand.
 
„Den Kopf über Wasser halten“
Bedeutung:
Der Versuch, finanziell / wirtschaftlich durchhalten können. Man versucht, weiterzubestehen.

Herkunft: Wie die Formulierung bereits andeutet: Die finanziellen Notlagen werden von je her gerne mit der Gefahr des Ertrinkens verglichen.
 
„Das Wasser bis Zum Hals stehen haben“
Bedeutung:
Man ist kurz vor dem Ruin, steckt in großen Schwierigkeiten, ist in großer Not.

Herkunft: Genau, wie bei „Den Kopf über Wasser halten: Die finanziellen Notlagen werden gerne mit der Gefahr des Ertrinkens verglichen.
 
„Den Kopf verlieren“
Bedeutung:
Man reagiert unruhig, aufgeregt, nervös und gerät in Panik. Man handelt in der Folge unüberlegt und vorschnell.

Herkunft: Der Kopf (das Gehirn) als Träger der Gedanken steht eigentlich für vernünftiges und überlegtes Handeln.
Früher wurde die Formulierung nur im ursprünglichen Sinn verwendet (sterben, umkommen). Der Begriff „Den Kopf verlieren“ stand schlicht für eine Enthauptung. Zuerst durch ein Schwert / eine Axt – später durch die „Guillotine“ (dem "Fallbeil" – vor allem bei der frz. Revolution).

Die heutige Bedeutung entwickelte sich erst im 18. Jahrhundert. (Literrarisch belegt bei Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller) „Karl Friedrich Wilhelm Wander“ erzählt 1785 in einer Anekdote, die sich auf beide Bedeutungen bezieht:
„Als man dem König von Preussen rieth, dem Minister Görne de Kopf abschlagen zu lassen, antwortete er: ´Görne kann keinen Kopf verlieren, er habe hat nie einen gehabt.´
(Gesellschafter, Magdeburg 1785, III, 41.)
 
„Den Nagel auf den Kopf treffen“
Bedeutung:
Man hat die richtige Antwort auf eine schwierige Frage gegeben. Man sagt etwas richtiges, errät etwas kniffliges, gibt einen treffenden Kommentar. Man beschreibt etwas absolut treffendes. Man bekommt auf seine Aussage mit dieser Formulierung eine große Zustimmung.

Herkunft: Etwa seit dem 18. Jahrhundert wird diese Redewendung mit einer handwerklichen Geschicklichkeit gedeutet, die notwendig ist, einen Nagel genau zu treffen.

Die Herkunft der „handwerklichen“ Auslegung stammt aber wiederum aus der Sprache der Schützen. Wo heute im Zentrum ein schwarzer Punkt die Mitte der Zielscheibe anzeigt war früher ein Nagel eingeschlagen. Es galt, diesen Nagel zu treffen – wurde der Nagel getroffen hatte man „den Nagel auf den Kopf getroffen“.

Schon Martin Luther schrieb:
„Es ist Not, daß ein guter Schütz allwegen den Pflock oder Nagel treffe.“
Diese Herleitung ist jedoch nicht gesichert, da manche schreiben, daß die Formulierung dem römischen Dichter Plautus (254-184 v. Chr.) zu. In seiner Komödie „Rudens“ („Schiffstau“) kommt der Ausspruch „rem acu tegitisti“ vor (= Du hast die Sache mit der Nadel berührt).

Auch zu vergleichen mit der Redewendung „Ins Schwarze Treffen“.
 
„Ins Schwarze treffen“
Bedeutung:
Recht haben, genau das richtige tun, das Richtige erkennen. Bei etwas Erfolg haben.

Herkunft: Wie bei „Den Nagel auf den Kopf treffen“: Auf historischen Schießscheiben befand sich in der Mitte ein Nagel (heute: ein schwarzer Fleck / Kreis). Dieser Nagel befestigte die Schießscheibe an einem Mast, einer Stange, einem Baum oder wo auch immer. Gleichzeitig – neben der Befestigung diente dieser Nagel als das eigentliche Ziel. Wer diesen Nagel traf – der hatte „den Nagel auf den Kopf getroffen“ oder eben: „ins Schwarze getroffen“.
 
„Den Vogel abschießen“
Bedeutung:
Es gibt gleich zwei Bedeutungen: Einmal positiv und dann auch wieder negativ. Man hat einen herausragenden Erfolg - oder eben, daß man hat einen großen Mißerfolg hat.

Herkunft: Das Bild von einem „Vogelschießen“ in Dresden (24.06.1660) verdeutlicht die Herkunft der Redensart: Zu erkennen ist der hölzerne Vogel, auf den die Armbrustschützen zielen –und diesen Stück für Stück herunterschießen. Gewinner ist derjenige, der am Ende das letzte Stück herunterschießt. Er „schießt den Vogel ab“. Er wurde – und wird auch heute noch - zum „Schützenkönig“ ernannt.

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„Den Bock schießen“
Bedeutung:
Jemand, der einen absoluten Fehler oder eine totale Dummheit gemacht hat, der hat „einen Bock geschossen“.

Herkunft: Der Verlierer bei dem „Vogelschießen“ (siehe vorigen Beitrag) schoß leider nur „den Bock“ ab. Der schlechteste Schütze bekam einen Trostpreis. Dieser bestand aus Naturalien – und das konnte oft ein Ziegenbock sein.
 
;)Zurück zu den „Köpfen“:

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„Die Köpfe zusammenstecken“
Bedeutung:
Man „Tuschelt“, man „heckt etwas aus“*1.

Herkunft: Die Herkunft ist eindeutig aus dem Leben gegriffen. Die Formulierung kommt genau daher, was sie aussagt: Man steckt die Köpfe zusammen, damit andere „Außenstehende“ davon nichts mitbekommen können.

*1: Siehe auch:
„Etwas aushecken“
https://www.klamm.de/forum/threads/...timmt-nie-braucht.481123/page-19#post-8202951
 
„Köpfe rollen (lassen)“ / „Es rollen Köpfe“
Bedeutung:
Die Formulierung ist die Umschreibung für Sanktionen, für Strafen. Das kann von einer Abmahnung bis zu einer Entlassung reichen. Assoziationen: Personen abberufen, ablösen, absetzen. Jemanden finden, den man eine Sache in die Schuhe schieben kann. Jemanden für etwas verantwortlich machen, einen Sündenbock finden.

Herkunft: Dieses alte Sprichwort steht dafür, daß früher – und in manchen Ländern auch heute noch – Leuten für ihr Vergehen die Köpfe abgeschlagen wurden und werden.

Neben radikalen islamischen Ländern denkt man wohl dabei am meisten an die Französische Revolution. Pierre Victurnien Vergniaud - einer der Führer der Revolution ist der Urheber des wohl berühmtesten Zitats: Sein Ausspruch „Die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eigenen Kinder" wurde jedoch in der verkürzten Version weltberühmt: "Die Revolution frißt ihre eigenen Kinder." Dieses Zitat ist bei den meisten Revolutionen dabei anwendbar.

Die Hinreichtungen der Königin und des Königs - sowie der meisten Adeligen blieb nicht bei der Revolution die einzige Verfolgung. Neben Anhängern der Monarchie, Leuten, die die Monarchie unterstützten wurden bald - wie bei der Hexenverfolgung - jeder verfolgt und hingerichtet, der auch nur beschuligt wurde. Selbst vor der Hinrichtung von den Anführern der Revolution wurde dabei nicht zurückgeschreckt.

Die Verhaftungen und Exekutionen in der Terrorherrschaft der Frnzösischen Revolution weiteten sich immer weiter aus. Im Zuge der Terrorherrschaft der Jakobiner wurden allein zwischen 1793 und 1794 mindestens 300.000 Menschen verhaftet und 17.000 von ihnen hingerichtet - meist mit der Guillotine - "rollende Köpfe"
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Hinrichtung der französischen Königin "Marie-Antoinette"
 
Zuletzt bearbeitet:
„Ein Brett vor dem Kopf haben“
Bedeutung:
Das Brett vor dem Kopf steht heute für einen begriffsstutzigen, uneinsichtigen Menschen, der Offensichtliches nicht erkennen kann.

Herkunft: Die Redewendung kommt aus der Landwirtschaft. Hier wurden Arbeits-Ochsen kleine Bretter vor die Augen gebunden, um ihnen die Sicht zu nehmen.

Im 16. Jahrhundert wurde es durch eine Familie Lehmann aus dem Erzgebirge schriftlich überliefert, daß störrischen Ochsen traditionell „mit einem vor die Augen hängenden Brettlein geblendet wurden“, damit sich die Tiere nicht erschreckten oder ablenken ließen. Da Ochsen aber schon damals als sprichwörtlich dämlich galten – und ein Brett vor dem Schädel auch nicht gerade zu einer gegenteiligen Meinung beitrug, übertrug man dieses Bild eben auch auf all jene Menschen, die sich entsprechend begriffsstutzig oder dämlich verhielten.
 
„Ein Herz und eine Seele“
Bedeutung:
Man hat eine sehr enge Bindung zueinander, ist sehr eng befreundet.

Herkunft: Das herz gilt seit je her (bis die Wissenschaft sie in das Gehirn endeckte*1) als Sitz des Gemüts, den Empfindungen und der geistigen Kräfte. Wenn Herz und Seele in diesem Sinne eine Einheit bilden, dann besteht eine große Harmonie zwischen den Menschen.

Schon in der Bibel in der Apostelgeschichte steht:
„Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etws von dem, was er hate, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam.“
(Apg 4,32)


*1: Siehe auch:
„Klaren Kopf bewahren“
https://www.klamm.de/forum/threads/...timmt-nie-braucht.481123/page-26#post-8339967
(Ägypten, „Mumien“, „Totengericht“,

„Etwas im petto haben“
https://www.klamm.de/forum/threads/...stimmt-nie-braucht.481123/page-9#post-8141157
„Herzlich willkomen“, „Von Herzen gerne“, „Herzallerliebst“, „Valentinstag“
 
„Flausen Im Kopf haben“
Bedeutung:
Man ist unrealistisch, hat verrückte Einfälle, schmiedet undurchführbare Pläne. Man macht nur Unsinn. Sehr oft im Zusammenhang mit Jugendlichen oder Kindern verwendet.

Herkunft: „Flausen“ sind wie die verwandten Begriffe „Fluse“ und „Flausch“ die Wollflocken, die einen Gegensatz zum festen Wollgewebe bilden. Sie sind (wie die „Faxen“) ein altes Sinnbild für lockeres Reden und unnützes Treiben. Die Formulierung ist seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlich. Die Bedeutung von „Flausen“ ist jedoch noch älter.
 

"Jemandem die Flausen austreiben"

Bedeutung: Die wunderlichen Gedanken von jemanden beenden. Die verrückten Ideen von jemanden vertreiben. Jemanden dazu bringen, seine unrealistischen Träume aufzugeben.

Herkunft: Genau, wie bei „Flausen im Kopf haben“: Flausen kommt von den herumliegenden Wollflocken. Später wurde dieses „Bild“ auf „närrische Einfälle“ übertragen.
 
„Jemandem die Haare vom Kopf fressen“
Bedeutung:
Die scherzhafte Wortschöpfung meint, daß jemand (auf Kosten eines anderen) sehr viel ißt. Daß jemand kaum satt zu kriegen ist.

Herkunft: Dieses Sprichwort steht im bildlichen Zusammenhang mit dem altdeutschen Begriff „Haare haben“. Dieses „Haare haben“ stand früher dafür, reich zu sein. Wer einem „die Haare vom Kopf frißt“, der frißt die Person also arm.
 
„Jemandem etwas an den Kopf werfen“
Bedeutung:
Jemandem etwas auf den Kopf zusagen, jemandem etwas direkt ins Gesicht sagen. Jemandem mit etwas konfrontieren. Etwas offen ansprechen.
Meist ohne Rücksicht auf die Gefühle des Gegenübers – einfach knallhart die Fakten „entgegenschleudern“.

Herkunft: Wieder ein Begriff, der aus dem Leben gegriffen ist: Wenn einem die Argumente ausgehen – dann wendet man meist Gewalt an. Nach dieser Formulierung wirft die Person anstatt einem Gegenstand nur verbal seinem Gegenüber „etwas an den Kopf“.