Wissen, das man im Leben bestimmt nie braucht.

„ Durch die Lappen gegangen“
Bedeutung: Es ist einem etwas entgangen. Man hat etwas wichtiges verpaßt.

Herkunft: Bei der Treibjagd benutzte man früher weiße Leinentücher. Diese bildeten einen großen Kreis, den man immer mehr verkleinerte. Jeder Treiber trug ein solches Leinentuch um das Wild in die Nähe der Jäger zu treiben. Da das Wild vor den weißen Leinentüchern zurück scheut genügte es auch, diese an Bäumen und Büschen zu binden. Wenn ein Wildtier in Panik trotzdem durch die Leinentücher floh meinten die Jagdhelfer: „der ist mir ´durch die Lappen gegangen´
 
„jemanden nicht das Wasser reichen können“
Bedeutung: Jemanden nicht das Wasser reichen können bedeutet, daß er nicht so gut ist wie eine andere Person. Er kann nicht mithalten.

Herkunft: Im Mittelalter wurde bei einem herrschaftlichen Essen mit den Fingern gegessen. Ein Besteck gab es noch nicht. Allenfalls wurde mit einem Messer das Fleisch geschnitten. Wenn die Tafel aufgehoben wurde* dann mußten natürlich wieder die Finger gereinigt werden. Zu diesem Zweck brachten die Diener einen Wasserkrug und eine weite Schale. Das Wasser kam am Tisch in die Schale, worin die Gäste ihre fettigen Finger wieder säubern konnten. Wenn der Diener beim Auffüllen der Schale das Wasser daneben goß, dann kam der Ausspruch: „Er kann nicht einmal das Wasser reichen". Dies war so ziemlich das Abwertenste was man einem Menschen zur damaligen Zeit sagen konnte!

* Siehe „Tafel aufheben“:
https://www.klamm.de/forum/f5/wisse...stimmt-nie-braucht-481123-12.html#post8142528
 
„in der Kreide stehen“
Bedeutung: Schulden haben (Nicht nur finanziell – es können auch z.B. Gefallen sein)

Herkunft: Wenn man sich bei einer Person Geld leiht will diese Person natürlich irgendwann sein Geld wiederhaben. Das Selbe gilt natürlich auch, wenn man eine Rechnung schuldig bleibt und „anschreiben“ läßt. Ein Vorgang, der früher ganz normal war (in der Wirtschaft, im „Tante Emma-Laden“, …) Man verspricht, am Tag der Lohnauszahlung am Ende des Monats die Rechnung bzw. „den Deckel“ zu begleichen.
Das war im Mittelalter genauso wie heute. In der Wirtschaft gab es für säumige Gäste in den Wirtschaften eine Kreidetafel. Diese diente als öffentlicher „Pranger“. Jeder Gast konnte genau sehen, welche Gäste welche Schulden hatten. Wer gerne den ganzen Monat „gezecht“ hatte – ohne zu bezahlen fand seinen Namen auf dieser „Tafel der Schande“. Solange man seine Schulden nicht getilgt hatte, blieb man öffentlich auf dieser Tafel. Ohne zu bezahlen blieb man „in der Kreide stehen“.
 
„mit Kind und Kegel“
Bedeutung: Man drückt aus, daß alle Familienmitglieder dabei sind.

Herkunft: In früheren Zeiten unterschied man zwischen „ehelichen Kindern“ und „unehelichen Kindern“. Ein „eheliches Kind“ war ein Kind, daß von verheirateten Eltern geboren war. Wenn die Mutter noch vor der Ehe ein Kind zur Welt brachte, wenn der Hausherr mit einer anderen Frau ein Kind gezeugt hatte – dann war dieses Kind „unehelich“. Dieses „uneheliches Kind“ war ein „Bastard“ - oder eben ein „Kegel“. Unternahm der Hausherr etwas „mit Kind und Kegel“ – dann betraf das die gesamte Familie. Sowohl die „ehelichen Kinder – als auch die „Kegel“.
 
„auf den Leim gehen“
Bedeutung: Man läßt sich von einer Person täuschen, man wird betrogen. Man glaubt eine Lüge.

Herkunft: Unsere Zugvögel gelten in südlichen Ländern als Delikatesse. Die illegal gefangenen Tiere werden vor allem in Italien so stark auf ihren Zug in den Süden gefangen, daß einige Arten inzwischen gefährdet sind. Früher fing man auch in Ländern, wie Deutschland, Frankreich … die Zugvögel zur Erweiterung der Speisekarte.
Während heute Vögel in Südeuropa meist mit Netzen gefangen werden wurden in früheren Zeiten die Vögel europaweit mit "Leimruten" gefangen. Die Vogelfänger bestrichen Äste mit einer klebrigen Flüssigkeit. Daneben wurde der „Lockvogel“ platziert. Dieser sollte die Artgenossen anlocken. Sobald die Amseln, Drosseln oder Finken sich dann auf den Ast gesetzt hatten, klebten sie fest und konnten nicht wieder wegfliegen. Diese Art des Vogelfangs ist in Europa mittlerweile verboten, wird aber trotzdem noch viel zu häufig durchgeführt.
 
„Lockvogel“
Bedeutung: Der „Lockvogel“ ist eine Person, die für ihre Mittäter Leichtgläubige anlocken sollen. Besonders bekannt sind bei dem „Hütchenspiel“ sind die „Lockvögel“, die als gückliche Gewinner“ Leichtgläubige anlocken sollen. Frei nach dem Motto: Wenn „der“ schon gewinnt – dann werde ich doch wohl erst Recht feststellen, unter welchem „Hütchen“ die gewinnbringende Kugel sich verbirgt. Das leicht verdiente Geld bleibt jedoch nicht beim Opfer, da der Spieler bei dem Spiel betrügt.

Herkunft: Wie bei „auf dem Leim gehen“ oben geschrieben: Der Lockvogel kommt aus der Vogelfängerei.*

Siehe: „auf den Leim gehen“:
https://www.klamm.de/forum/f5/wisse...stimmt-nie-braucht-481123-15.html#post8152602
 
„den Löffel abgeben“
Bedeutung: Jemand stirbt oder ist gerade gestorben.

Herkunft: Im Mittelalter gab es noch kein Besteck. Die Reichen schnitten noch mit Messern vom Braten ihre Stücke ab. Für das Volk gab es eher Eintopf oder Brei. Den dafür notwendigen Löffel gab es früher nicht im Überfluß. Wenn der Älteste starb, bekam der Jüngste seinen Löffel. Der Älteste hatte also „den Löffel abgegeben“.

In der Familie hatte jeder seinen eigenen Löffel. Dieser hing am Wandbrett. Wer den Löffel daran aufhängte, hatte seine Mahlzeit beendet.

Die Wahl, wie die Redewendung formuliert wurde gibt zugleich Aufschluss über die Art des Sterbens: „den Löffel fallen lassen“ bedeutet beispielsweise, dass der Tod überraschend und plötzlich kam. „Den Löffel wegschmeißen“ deutet daraufhin, daß das Leben lästig geworden ist und man sich befreit hat (Suizid). Alternativ: Die Sache, für die man gestorben ist, hat den Einsatz des Lebens nicht lohnt.

Zudem kann man das „Löffelabgeben“ auch als Zeichen des Machtverlusts interpretiert werden. Im Schwarzwald bekamen die Knechte von Bauern beispielsweise für die Dauer ihres Dienstes auf dem Hof einen Löffel geliehen. Diesen mußten sie wieder abgeben, wenn sie weiterzogen. Und auch, wenn die Bäuerin in die Jahre gekommen ist und sich zur Ruhe setzte, wurden ihre Kochlöffel an die junge Bauersfrau, in der Regel die Schwiegertochter, abgegeben. So ist die alte Bäuerin also auch symbolisch von ihrer Position als Hofherrin zurückgetreten und hat diesen Platz der jüngeren Generation überlassen.
 
„bis in die Puppen“
Bedeutung: Etwas sehr lange unternehmen. Beispiele: Man bleibt lange weg, schläft lange, schaut lange Fernsehen oder arbeitet sehr lange.

Herkunft: Im 18. Jahrhundert entwickelte sich diese Redewendung in Berlin. Im Berliner Tiergarten auf dem Platz am „Großen Stern“ wurden damals antike Statuen aus der Mythologie aufgestellt. Im Volk wurden diese Statuen nur „Puppen“ genannt. Ein Spaziergang zu den Puppen war ziemlich lang, da dieser Platz am „Großen Stern“ weit entfernt von der Wohnung war. Alles, was länger war, als „bis in die Puppen“ hat überaus lange gedauert. Die Quelle für die Redewendung.
 
„in die Binsen gehen“
Bedeutung: Ein Projekt ist mißlungen bzw. man hat etwas verloren.

Herkunft: Dieser Spruch kommt aus der Jägersprache. Binsen sind hohe Pflanzen und Gräser am Ufer eines Sees. Wenn ein Jäger erscheint flüchten sich die Wasservögel in das Schilf. Hier kann der Jäger und sein Jagdhund nicht folgen. Der Jäger verliert seine Beute aus den Augen und muß die Jagd aufgeben. Die Beute ist für ihn verloren.
 
„etwas anzetteln“
Bedeutung: Man beginnt etwas, man stiftet jemanden zu etwas an, man bereitet etwas vor.

Herkunft: Dieser Spruch kommt von den Webern. Bevor man anfangen kann zu weben, muß man zuerst die Fäden herrichten. Die Weber bringen zunächst die „Längsfäden“ (von oben nach unten) auf dem Webstuhl an. Diese bilden den „Zettel“ (auch Kettfäden, „Kette“, Aufzug, „Werft“ genannt).
Erst danach kann man mit dem Weben anfangen, indem der „Schußfaden“ (der abwechselnd seitwärts „geschossen“ wird) erst aus den einzelnen Fäden einen Stoff webt.
Auch das „Verzetteln“ (das Verwirren und Verheddern der eigenen Gedanken) hat seinen Ursprung vom Weben. Hier kaönnen sich die Fäden bei Unachtsamkeit schnell zum krausen Gespinst verwirren.
 
„keinen angenehmen Faden an etwas lassen“
Bedeutung: Man übt eine rücksichtslose Kritik aus, man macht etwas nur schlecht, man sagt jemandem nur schlechtes nach.

Herkunft: Auch diese Redewendung stammt von den Webern. Wenn der Geselle sein „Meisterstück“ zur Prüfung vorlegte wurde dieses „auf Strich und Faden“ geprüft. Aus welchem Garn es bestand und in welcher Qualität es gewebt war. Bei einem schlechterem Prüfungsausgang konnten die Prüfer „keinen angenehmen Faden am Prüfungsstoff lassen“.
 
„das kann kein Schwein lesen“
Bedeutung: Es ist etwas so unleserlich geschrieben, daß keiner es lesen kann.

Herkunft: Im Gegensatz zu dem, was diese Redewendung aussagt hat dieser Spruch nichts mit Schweinen zu tun. Es geht um die Familie „Swyn“ aus Dithmarschen / Schleswig Holstein. Die Familie war sehr angesehen. Wenn selbst ein „Swyn“ ein Schriftstück nicht entziffern konnte – dann hieß es bei den Bauern: „Dat kann kein Swyn lesen", woraus dann der Spruch „das kann kein Schwein lesen“ entstanden ist.
 
„einen Denkzettel bekommen“
Bedeutung: Man bestraft eine Person, bringt sie zum Nachdenken. Man erteilt der Person eine Lektion. Jemand rächt sich an einer Person.

Herkunft: Im Recht der Hanse (15.Jahrhundert) ist der „Gedenkzettel“ bereits bekannt. Hier handelte es sich um eine schriftliche gerichtliche Mitteilung. Vergleichbar mit einer heutigen Vorladung. Später wurde der Begriff allgemein für schriftliche Mitteilungen benutzt. Auch in Jesuitenschulen wurden Schülern von den Lehrern „Denkzettel“ ausgehändigt, wenn sie schlechte Eigenschaften vorzeigten. Der Schüler mußte den „Denkzettel“ mit seinen Fehlern ständig bei sich tragen. Da mit dem Denkzettel auch meist körperliche Bestrafungen einhergingen, hat die Redewendung heute eher eine negative Bedeutung.
 
„eine Fahrkarte schießen“
Bedeutung: Man schießt auf einer Zielscheibe daneben.

Herkunft: Wenn die Zielscheibe außerhalb der Ringe von den Schuß getroffen wird ähnelt das einer Fahrkarte, die der Schaffner abgeknipst („entwertet“) hat.
Wird nicht einmal die Zielscheibe getroffen nennt sich das: „Fehlanzeige“ („es ist nichts zu finden“)
 
„arm wie eine Kirchenmaus“
Bedeutung: Man ist mittellos. Man ist absolut Pleite.

Herkunft: Da es in einer Kirche keine Vorratskammern gibt finden Mäuse dort so gut wie keine Nahrung. „Arm wie eine Kirchenmaus“ bedeutet so, daß sie die ärmste aller Mäuse ist.
 
„Tacheles reden“
Bedeutung: Man redet direkt und ohne Umschweife. Man redet zweckmäßig und kommt sofort zur Sache.

Herkunft: Das Wort "Tacheles" kommt aus dem „Jiddischen“ und bedeutet "Zweck“ bzw. „zweckmäßiges Handeln".
 
„treulose Tomate“
Bedeutung: Jemand ist wortbrüchig, unzuverlässig. Er hält Verabredungen oder Zusagen nicht ein.

Herkunft: Die Redewendung mit der unzuverlässigen Tomate stammt aus der Zeit des ersten Weltkriegs. Es war ein Schimpfwort der Deutschen für die als unzuverlässig und treuebrüchig geltenden Italiener:

Italien war einer der größten Tomatenproduzenten. Tomaten anzubauen ist in kühleren Regionen (Deutschland) zu jener Zeit oft eine unsichere Angelegenheit.

Italien hatte sich im Ersten Weltkrieg zunächst neutral verhalten - trotz eines bestehenden Bündnisses mit Deutschland (1882 „Dreibund“). Mit der Aussicht, Gebiete der „Mittelmächte“*1 im Krieg vereinnahmen zu können schloß sich Italien 1915 offen gegen die „Mittelmächte“ der „Entente“ *2 an. Aus der Sicht Deutschlands galt dies als Verrat.

Die Kombination der „unsicheren Tomatenernte“ und des Wortbruchs Italiens (größter Tomatenproduzent) führte zu der Redensart von der „treulosen Tomate“.

*1: Entente: England, Frankreich, Rußland – später Italien, Belgien, Serbien, Griechenland, Japan, China …
*2: Österreich-Ungarn, Bulgarien, Deutschland, das Osmanische Reich …
 
„Haderlump“
Bedeutung: Jemand ist ein liederlicher Mensch, ein verkommenes Subjekt.

Herkunft: „Hadern“ sind die zerkleinerten Stoffteile, die man zur Herstellung von besonders wertvollem Papier benötigt. Zu der Zeit, als man in der Papierherstellung noch keine Zellstoffe (Rohstoff Holz) kannte, waren Textilien sogar die einzige Rohstoffquelle. Im Mittelalter war gewobener Stoff jedoch noch keine Massenware. Textilien wurden mühsam zu Hause am Webstuhl hergestellt. Die benötigten Textilmengen für die Papierherstellung kamen nur durch die Sammlung der alten verbrauchten Kleidungsstücke zustande. Textilien, die nun wirklich niemand mehr tragen wollte. Diese Lumpen waren meist überaus dreckig -oft war darin jemand gestorben … Nach der Pest erlebte aus diesem Grund die Papierherstellung in Europa eine Blüte.

Frauen, die die Lumpen zerkleinern mußten, saßen auf einer Bank, auf der ein nach oben gestelltes Messer montiert war. An diesem Messer zerkleinerten sie den Stoff, bevor er gereinigt wurde.
Man glaubte zu jener Zeit, daß die Papierherstellung am besten mit kaltem Wasser herzustellen ist. Die Männer fingen so nachts um 3 Uhr in der Frühe an Papier zu „schöpfen“. Dabei waren sie mit den ganzen Oberarmen im Wasser. Die Folge: Gicht und andere üble Krankheiten.

Ein Haderlump ist also ein Lumpen, der so am Ende ist, daß man aus ihm nur noch "Hadern" herstellen kann. Es ist also wirklich das Allerletzte.
 
„drei Kreuze machen“
Bedeutung: eine äußerst unangenehme Situation ist überstanden.

Herkunft: Die Zahl drei ist eine im Christentum sehr oft verwendetet Zahl:
die Dreifaltigkeit (Trinität) Gottes aus Vater, Sohn und heiligem Geist
die Heiligen Drei Könige
die Auferstehung Christi am dritten Tag …

Nicht zu vergessen: Jesus wurde mit zwei Verbrechern auf Golgatar gekreuzigt. Zur „Rechten“ der bußfertige Räuber (dem Christus das Paradies versprach) zur „Linken“ der zweite Räuber, der Christus verspottete.
Daher dieses „drei Kreuze machen“.

Katholiken sprechen ein Dankesgebet, wenn sie unangenehmen Situationen unbeschadet entkommen sind. Während des Gebets bekreuzigen sie sich, indem sie mit der rechten Hand zuerst ihre Stirn berühren, dann führen sie ihre Hand runter bis zur Brust und berühren zuerst die linke und dann die rechte Schulter.
Drei kleine Kreuze werden außerdem in der Messe vor der Lesung des „Evangelientextes“ gemacht, dann jedoch mit dem Daumen: auf die Stirn, auf den Mund und auf der Brust.
 
„auf Schusters Rappen“
Bedeutung: Zu Fuß gehen.

Herkunft: „Rappen“ sind eigentlich schwarze Pferde. Die „schwarzen Pferde“ des kleinen Mannes (… der sich kein Pferd leisten konnte) waren die (schwarzen) Schuhe. Man machte sich „auf Schusters Rappen“ auf den Weg.