Wissen, das man im Leben bestimmt nie braucht.

„Kinkerlitzchen“
Bedeutung: Kinkerlitzchen steht für ein Produkt oder für eine Sache, die „unwichtig“, „unnötig“, „albern“ oder „unsinnig“ ist.

Herkunft: Der Begriff kommt aus dem Frankreich der Ansiedlung der Hugenotten und auf die Zeit der napoleonischen Kriege zurück. Hier steht „quincaille“ für „Kurzwaren“. (Kurzwaren sind eigentlich kleinere Gegenstände, die beim Nähen, Stopfen, in der Schneiderei gebraucht werden.) Dem eingedeutschten Wort wurde die „Litz“ (Verzierung – meist für die Funktion sinnlos aber eben schön) und die „Verniedlichung“ „…chen“ angehängt. „Kinkerlitzchen“ sind somit unnötige Dinge – Kleinkram.
 
„Bösewicht“
Bedeutung:

Herkunft: Der Begriff setzt sich aus den beiden Begriffen "böse" und "Wicht" zusammen. Der "boese wiht" war im Mittelalter ein hinterhältiges dämonisches Wesen. Dieses erkannte man in Menschen mit schlechten Charakter wieder. In der Zeit der Inquisition, der „Besessenheit“ von Teufeln, Dämonen und eben dem „boese wiht“ einfach nur eine Frage des Überlebens. Später zu den Zeiten der Duelle war es „nur“ noch „ehrenrührig“. Wenn man heute eine Person als „Bösewicht“ bezeichnet ist es durch die veraltete Redewendung eher belustigend. Heute hat man andere Beschimpfungen aus der Fäkaliensprache, der Gossensprache … – Hauptsache möglichst herabsetzend.

Relativ modern bei der Herabsetzung ist das „rosa Tutu“ (Tutu ist ein kurzes Röckchen aus dem Balett) dieses wird mit „ich werf Dich mit Wattebäuschen“ für Homosexuelle verwendet, um sie zu beleidigen. Quelle dieser Titulierung sind die Konzentrationslager des dritten Reiches! Hier stand der rosa „Winkel“ – das rosa Dreieck (vergleichbar mit dem beiden gelben Dreiecken des Judensterns) für das „Verbrechen“ Homosexualität!
 
„An den Pranger stellen“
Bedeutung: Jemanden für seine Ansichten oder seine Handlungen öffentlich zu Rechenschaft ziehen.

Herkunft: Im Mittelalter wurden Verbrecher und auch Handlungen, die für uns heute lächerlich sind öffentlich bestraft. Sie wurden für eine festgelegte Zeit „zur Schau“ gestellt. Je nach Verfehlung und je nach Region gab es verschieden Strafen.

Das Wort Pranger kommt von dem altdeutschen Begriff „prangen“ (drücken, klemmen) so wurde der Täter in einer Vorrichtung „festgeklemmt“. Gerne wurden der „Sitzpranger“, das „Halseisen“, das „Schandfaß“, die Schandgeige (eine hölzerne Fessel), die Halskrause, die Doppelschandgeige …zur Strafe genutzt. Manche kamen an den „Schandpfahl“ – sie wurden mit einem Halsring angekettet. Eine „Schandtafel zeigte der Öffentlichkeit das Vergehen an.

Schlechte Musiker trugen eine „Schandflöte“. Trunkenbolde bekamen eine eiserne Maske in der Form eines Schweinekopfes. Schlimmere Vergehen wurden mit der Teufelsmaske bestraft. Diese Masken wurden mit Schlössern so am Kopf befestigt, daß der Täter sie nicht entfernen konnte. Im Gegensatz zur Schweinemaske hinterließ die Teufelsmaske dauerhaft nach der Entfernung verräterische Spuren. Diese schlossen den Täter für immer aus der Gesellschaft aus. Eine Rehabilitation war unmöglich. Den Beruf konnte er vergessen – die Nahrungsbeschaffung war gefährdet. Spieler und notorische Zecher wurden mit einer Halskette aus Spielwürfeln, Spielkarten und Tabak-Pfeiffen „dekoriert“. Ein Würfel hatte dabei etwa die Grösse und das Gewicht einer Bowlingkugel, zwei waren mindestens an dem Täter befestigt damit das Vergehen angezeigt wurde.

Die Prangerstrafen konnten noch zusätzlich durch Peitschenhiebe oder durch Brandmarkung verstärkt werden. Erst nach der dritten Verfehlung wurde dem Unverbesserlichen die Hand die die Verbrechen verübt hatte abgeschlagen. (eine biblische Strafe: die Zahl Drei steht für die Dreifaltigkeit – „Vater, Sohn, heiliger Geist“, die drei Kreuze bei der Kreuzigung von Christus – die Auferstehung am dritten Tag, die drei heiligen Könige …) Der Pranger wurde meist für ethische Verfehlungen eingesetzt. Weil die meisten Leute weder Lesen noch Schreiben konnten, wurden die Verurteilten mit Symbolen behängt (siehe die „Würfel“. Auch Tafeln mit dem schriftlichen Verbrechen und einem für jeden verständlichen Symbol). Diese zeigten dem Publikum die den Grund für die Bestrafung an.

Für die Bevölkerung waren diese Strafen (… auch das Hinrichten, die Hexenverbrennungen …) eine willkommene Abwechslung vom Alltag. Vielfach wurden die Angeprangerten mit allerlei Unrat beworfen, was als sehr belustigend empfunden wurde.
 
„ Immer der Nase nach“
Bedeutung: In einer Wegbeschreibung bedeutet „Immer der Nase nach" (weil die Nase nach vorne zeigt) einfach nur geradeaus.

Herkunft: Im Mittelalter war die Stadt in Viertel unterteilt. In einigen dieser Viertel außerhalb der „normalen“ Bürger mit „normalen“ Berufen waren die „unreinen“ Betriebe angesiedelt. Betriebe, die schon von weiten zu riechen waren. Es gab die Viertel der Lederherstellung, der Schlachter (beide mit dem Geruch nach Kot und Verwesung) der Färbereien (die viel mit Urin arbeiteten), … Fragte man nach der Färberei war die Antwort: An der Kirche vorbei, diese Straße entlang und dann „immer der Nase nach“.
 
„ Unter aller Kanone“
Bedeutung: „Grottenschlecht“ – weit unter jedem Standard.

Herkunft: Die Redewendung hat nichts mit dem Militär zu tun. Sie entstammt der „Schülersprache“ und ist eine scherzhafte Umdeutung des lateinischen "sub omni canone" ("unter aller Richtschnur"). Belegt ist sie seit dem 19. Jahrhundert. Die "Kanone" hat ihren Namen übrigens vom italienischen "canna" für das "Rohr".
 
Also für mich ist das Bruchrechnen. Denn seit meiner Schulzeit hab ich es nie wieder benötigt.
 
„ Da beißt die Maus keinen Faden ab“
Bedeutung: Eine Sache ist unabänderlich – egal was man auch dagegen versucht – es wird passieren. Es führt kein Weg daran vorbei!

Herkunft: Hier gibt es gleich drei Quellen, die wohl gemeinsam für diese seltsame Redewendung sorgten. In der Antike schrieb Aesop (6. Jahrhundert vor Christus) die Fabel „Der Löwe und das Mäuschen“. https://www.klamm.de/forum/f61/schoene-und-unterhaltsame-fabeln-469654.html#post7907010 Hier rettet die Maus einen gefangenen Löwen, weil sie das Netz zernagt, in dem der Löwe gefangen ist.

Im Mittelalter in der Zeit, in der wohl jeder unter der Mäuse- und Rattenplage („Der Rattenfänger zu Hameln“) https://www.klamm.de/forum/f61/schoene-und-unterhaltsame-fabeln-469654-13.html#post8061121 litt machten findige Schneider Reklame für ihre „Nagetier-freien Räumlichkeiten“. Hier versprachen sie, daß die Aufbewahrung der gewobenen Stoffballen (für nur wenig Geld) bei ihm sicher seien. "Da beißt die Maus (bei ihm) keinen Faden ab“.

Der 17. März (die Heilige Gertrud) ist der dritte Grund für diese Redewandung. In einer Legende bekämpfte die Heilige Gertrud von Nivelles eine Mäuseplage allein durch ihr Gebet. Die Nagetiere hatten die Heilige bei der Handarbeit ihre Spinnfäden durchgebissen.
Am diesem 17. März stellten die Bauern ihre Winterarbeiten (z.B. das Spinnen und Weben) ein und begannen, die Felder zu bestellen. Wer noch nach diesem Tag weiter Garn spinnt (war der Volksglaube aus dem 14. Jahrhundert) dem wird der Flachs von den Mäusen zerfressen – und „der Faden am Spinnrad abgebissen“.
 
„ Das geht auf keine Kuhhaut“
Bedeutung: Es ist nicht hinnehmbar. Eine unglaubliche Frechheit. Es übersteigt jede Vorstellung, ist nicht mehr zu beschreiben.

Herkunft: Es geht um die Mythologie: Hier ist „Dido“ (auch bekannt als Elissa / Elyssa), die Tochter des Königs Mutto durch ihren Bruder Pygmalion aus dem Königreich verjagt. Über Zypern gelangt sie an den Golf von Tunis. Der Numidierkönig Iarbas verspricht ihr soviel Land, wie sie mit einer Kuhhaut umspannen kann. Dido schneidet die Kuhhaut in sehr dünne Streifen und legte sie aneiander. So beansprucht sie ein bedeutend größeres Gebiet – als gedacht. Dieser Küstenstreifen beherbert zunächst die Burg „Byrsa“, um später die Stadt „Kathargo“ zu werden. Nach der Gründung Karthagos habe sich Elissa selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert, um der Stadt Wohlstand zu garantieren. Nach einer anderen Version wollte Iarbas sie zur Ehe zwingen, daher verbrannte sie sich selbst.
Aus der Sicht von Iarbas war das versprochene Gebiet wesentlich kleiner – als er am Ende herausrücken mußte. Damit geht nach Iarbas nach der List Didos die Stadt Kathargo „auf keine Kuhhaut“.

Die zweite Quelle ist das Papier – genauer gesagt: Die Vorstufe des Papiers. Zunächst wurde auf Leder, dann auf Papyrus und daraufhin auf Pergament geschrieben. Bis man auf das heutige Papier kam.
Vor dem Papier im 13.Jahrhundert schrieb man auf Pergament. Dieses wurde aus Schafs- oder Kalbshäuten gemacht. Die Menschen jener Zeit glaubten, daß der Teufel ihre Sünden aufschreibt. War man ein richtiger Bösewicht, dann brauchte der Teufel schon anstatt einer Kalbshaut eine Kuhhaut, um alle Schandtaten aufzuschreiben. Wurde selbst die zu klein, war der Mensch ein echter Schurke. Und zu viele Sünden "gingen auf keine Kuhhaut". Der erste Beleg für die Redewendung sind die "sermones vulgares" von Jaques de Vitry (vor 1240).
 
„ Jemandem einen Korb geben“
Bedeutung: Jemand (meist die Angebetete) lehnt den Antrag ab.

Herkunft: Nach einigen alten volkstümlichen Bildern und Erzählungen aus dem Mittelalter wurde der Freier (zu jener Zeit hatte das nichts mit dem „ältesten Gewerbe“ zu tun: ein Freier „freite“ bzw. den aktuelleren Begiff: „den Hof machen / „werben“, „buhlen“ …) in einem Korb, der aus dem Fenster der Angebeteten heruntergelassen wurde, für „eine schöne Zeit“ hinaufgezogen. (Siehe die Abwandlung von „Rapunzel*1)War der Freier unerwünscht, wurde ein Korb mit lockerem Boden heruntergelassen. Dieser unzuverlässige Boden brach natürlich unter dem Gewicht des Freiers durch. In anderen Fällen wurde der Freier abgeschreckt, indem der Korb mit dem Freier auf halber Höhe des Hauses "hängen gelassen" wurde.
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Allerdings ist es in der Realität schwer vorstellbar, daß das zierliche Fräulein den stattlichen Prinzen hochgezogen hat. Vielleicht hat sie ihm eher einen Korb gegeben, in welchem sich Wegzehrung befand, damit er wieder unerwünscht von dannen zieht. Somit hat er einen Korb gekriegt....
Man läßt ungeliebte Freier zwar eigentlich eher "abblitzen", doch auch dieser Begriff hatte ursprüngliche eine ganz andere Bedeutung. *2

*1: Rapunzel: https://www.klamm.de/forum/f61/schoene-und-unterhaltsame-fabeln-469654-14.html#post8069669
*2: Abblitzen: https://www.klamm.de/forum/f5/wissen-das-man-im-leben-bestimmt-nie-braucht-481123-5.html#post8120286
 
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„ Einen Zahn zulegen“
Bedeutung: Schneller werden.

Herkunft: Auch dieser Spruch stammt aus dem Mittelalter - genauer gesagt: Er kommt aus der Welt der „Küche“: dort hingen in den Burgküchen die großen Töpfe an gezackten – einem Sägeblatt ähnlichen - Eisenschienen. An diesen „Zacken“ oder auch „Zähnen“ konnte man die Höhe der Töpfe über dem Feuer regulieren. Wenn man also früher "einen Zahn zulegte“, brachte man den Topf einen „Zacken“ näher ans Feuer heran und die Speisen wurden schneller gar.
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„ Sich verzetteln“
Bedeutung: Mehrere Sachen anfangen und dabei den Überblick / die Übersicht verlieren.

Herkunft: Diese Redewendung hat nichts mit Papierzetteln zu tun. Das ursprüngliche Wort kommt aus dem mittelitalienischen „“ceDula“. Dieser Begriff wurde im „Althochdeutschen“ zum „zetten“ – dem Ausbreiten / das Verstreuen. Aus diesem „zetten“ wurde die Bedeutung von einem nutzlosen Ausbreiten. Mit der Zeit wurde aus dem „zetten“ das heute bekannte "sich verzetteln“.
 
„Da liegt der Hund begraben“
Bedeutung: Hier gibt es gleich zwei Bedeutungen:
1) Es ist eine Gegend, in der absolut nichts los ist.
2) Es ist der Grund eines Problems.

Herkunft: Genau, wie eine Schlange für „Falschheit“ und „Sünde“ steht gab es in früheren Zeiten „den alte Hund“ ein Synonym für einen alten Gegenstand. Es konnte aber auch für einen wertvollen Gegenstand stehen, der versteckt wurde. Ebenso für einen vergrabenen Schatz.

Die Quelle dieser Auslegung ist der alte Volksglaube, daß ein dämonischer schwarzer Hund die vergrabenen Schätze für den Teufel beschützen sollte. Auf Schatztruhen waren früher sehr oft ein Teufel oder ein bissiger Hund abgebildet, um den Dieb abzuschrecken. Wenn man also beim Graben auf eine Schatztruhe mit einem schrecklichen Hund darauf abgebildet fand – dann hatte man einen alten vergrabenen Schatz gefunden. “Da lag der Hund begraben“, der den Schatz gegen Unbefugte beschützen sollte.

Die Sache mit dem großen dämonischen schwarzen Hund ist dem Einfluß des Christentums zu „verdanken“ – vor dem Christentum wurden in der germanischen Sagenwelt die verborgenen Schätze von Drachen beschützt – wie man z.B. an den „Nibelungen“ mit dem unverwundbaren Siegfried (im Drachenblut gebadet) sehen kann. In einigen germanischen Sagen werden die versteckten Schätze auch von einem "Kobold" (der Kessel Gold "am Ende des Regenbogens") oder von "den Zwergen" beschützt. Nicht zu vergessen - die "Goldtaler", die vom Himmel fallen zur Belohnung von vorbildlichen Menschen, wie z.B. "Sterntaler"*1.

Der christliche Einfluß kommt wiederum aus der antiken Welt der griechischen Mythologie. Hier gibt es den dämonischen Kerberos - latinisiert Cerberus. Im Deutschen der Zerberus. Übersetzt bedeutet der Name: „Dämo n der Grube“). Dieser schwarze „Höllenhund“ ist ein zumeist mehrköpfiger Hund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Genau der Grund, warum auch heute noch viele Menschen Angst vor großen schwarzen Hunden haben. Der alte Aberglaube, wo man selbst nach Jahrhunderten sich immer noch vor schwarzen Katzen fürchtet – die den Weg kreuzen, daß man nicht unter einer Leiter durchlaufen soll …
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Der schwarze „Schatzhüterhund“ des Teufels ist denn auch der Grund, warum es im Bergbau den „Hunt“ oder auch den „Hund“ gibt. Diese „Lore“ ist der „Wagen“, der die „Schätze der Erde“ aus dem Stollen an die Oberfläche befördert. (Kohle, Diamanten, Silber, Gold, Kupfer …)

*1: Die Sterntaler: https://www.klamm.de/forum/f61/schoene-und-unterhaltsame-fabeln-469654-15.html#post8080873
 
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„ Da liegt der Hase im Pfeffer“
Bedeutung: Genau wie bei dem „da ist der Hund begraben“ steht diese Redewendung für die Ursache eines Problems.

Herkunft: Der sprichwörtliche Hase im Pfeffer ist eine kulinarische Delikatesse. Im Mittelalter ist Pfeffer so wertvoll, daß es mit Gold aufgewogen wurde. Ein Regent ließ schon Mal so viel Pfeffer an das Essen geben, daß keiner mehr etwas anderes schmecken konnte als Pfeffer – nur um zu zeigen, was er sich so leisten konnte. Die reichen Hanse-Kaufleute,die sich alles leisten konnten und so eine „Körperfülle“ erreicht hatten wurden „Pfeffersäcke“ genannt.

Die Gewürzbrühe, in die das Fleisch eingelegt wurde, nannte man sogar "Pfeffer". „Der Hase im Pfeffer“ ist also ein Hasenbraten, der in einer kräftigen Pfeffersoße zubereitet wird. Der Hase ist der Grund, warum die teure Brühe zubereitet wurde. Ähnlich, wie die wertvoll zu findende Ursache eines Problems.
 
„geh hin wo der Pfeffer wächst?“
Bedeutung: Wenn eine Person einen total „auf den Keks geht“ – dann wünscht man ihn möglichst weit weg. Er soll verschwinden und ja nicht wiederkommen.

Herkunft: Dieser Spruch stammt aus 16. Jahrhundert. Pfeffer wurde zur Zeit der Hanse im Mittelalter als ein Gewürz gehandelt, daß man wegen seiner Seltenheit gegen Gold aufwog.
Pfeffer wurde bereits in der Antike aus Indien importiert. Zunächst nur über den Landweg. Denn man traute sich nicht – bei der Vorstellung, daß die Welt eine Scheibe sei – mit einem Schiff zu nah´ an das Ende der Welt zu kommen und am Rand „herunterzustürzen“. Durch die Kreuzzüge und die Feindschaft zu den moslemischen Gebieten brach der Handel mit dem asiatischen Gebieten (Indien (Tee und Gewürze ...) und China (Seide, Porzellan …) zusammen. Erst der Seeweg um Afrika herum durch die Portugiesen brachte wieder die exotischen Waren Asiens nach Europa. Der Weg war weiter, teurer und risikoreicher. Dadurch stiegen die Preise ins Unermeßliche. Für damalige Karten war Asien das Ende der Welt. Indien war zu jener Zeit unvorstellbar weit entfernt – am Rande der Welt. Genau der richtige Ort für die Leute, die man nicht leiden konnte.
 
„ das sind mir alles böhmischen Dörfer!“
Bedeutung: Die Redewendung wird dann verwendet, wenn etwas absolut unbekannt oder unverständlich ist.

Herkunft: Nachdem der „deutsche Orden“ Teile der slawischen Gebiete im 13. Jahrhundert erobert hatte siedelten sich viele Deutsche Richtung Osten aus. Viele Ortsnamen bezeugen heute noch das Ansiedeln in Böhmen, „Siebenbürgen“ und anderen Gebieten im Osten. („Siebenbürgen“ liegt im heutigen Rumänien – bekannter als „Transsylvanien“) Selbst der Name „Siebenbürgen“ zeigt heute noch an, wie viele deutsche Auswanderer sich in den östlichen Gebieten ansiedelten.

Im heutigen Tschechien befand sich im 16. Jahrhundert das Königreich Böhmen. Das Gebiet grenzt im Westen an die Bundesrepublik Deutschland und im Süden an Österreich. Trotz der räumlichen Nähe sind die deutsche und die tschechische Sprache sehr unterschiedlich. Die Deutschen hatten seit jeher Probleme mit den böhmischen Ortsnamen. Für sie klangen die böhmischen Namen sehr fremdartig. Die Aussprache war für sie ein „Zungenbrecher“ (zum Beispiel „Cerná v Poumaví“). So entstand im 30jährigen Krieg die Redensart "Für mich sind das böhmische Dörfer", wenn jemand ausdrücken wollte, dass er von einer Sache nichts versteht.

Diese Herablassungen über die fremde Sprache ist jedoch nicht einzigartig: Die Tschechen haben eine ähnliche Redewendung. Hier ist die Rede von „spanischen Dörfern“. (Eine der Quellen von „das kommt mir Spanisch vor“.) Das spanische Königreich war im 16. Jahrhundert von Tschechien aus noch viel schwerer erreichbar als heute - und Spanisch für die Tschechen ebenso fremd klingend.
Auf Englisch wird das Synonym für das Unbekannte durch "It's Greek to me" – "Das kommt mir griechisch vor" oder sogar "That's Double Dutch" (Das ist für mich doppelt so unverständlich wie Niederländisch!)
 
„Tohuwabohu“
Bedeutung: Absolutes Durcheinander, totales Chaos, größte Unordnung.

Herkunft: Das „eingedeutschte“ Wort muß eigentlich „Tohu wa bohu" heißen. Es kommt aus dem Hebräischen. Gleich zu Beginn in der Bibel – in der „Genesis“ (die Schöpfungsgeschichte) findet sich im Original dieses Wort. Im 1. Buch Mose (1,2) steht in der von Martin Luther übersetzten Version: „1. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 2. Und die Erde war wüst und leer.“ In der hebräischen Fassung steht an dieser Stelle „Tohu wa bohu", was wörtlich ins Deutsche übersetzt so viel bedeutet wie „Finsternis und Abgrund“. Demnach müßte es eigentlich heißen: „1. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 2. Und die Erde war tohu wa-bohu.“. Das "Tohuwabohu" beschreibt somit ursprünglich den Zustand der Erde vor Beginn der Schöpfung.
 
„ Auf dem Holzweg sein“
Bedeutung: Wenn man sich täuscht, einem Irrtum folgt, einem fehlerhaften Gedankengang nachgeht. Wenn man einem falschen Ziel folgt. Wenn man sich verirrt.

Herkunft: Diese Redewendung kommt aus der Holzwirtschaft. Wenn früher im Wald Bäume gefällt wurden transportierte man die Baumstämme mit Pferden zum nächsten Waldweg. Dort wurden die Stämme uf die Wagen zum Weitertransport verladen. Als die Pferde die Stämme durch den Wald zogen hinterließen die schweren Stämme tiefe Schneisen im Waldboden. Spaziergänger verwechselten diese Schneisen sehr oft mit regulären Waldwegen. Da dieser „Holzweg“ an der Stelle, an der der Baum geschlagen wurde abrupt endete blieb dem Wanderer nichts anderes übrig, als den ganzen Weg zurück zum normalen Waldweg zu gehen.
Genau so ist es, wenn man dem falschen Gedankengang nachgeht. Man muß seinen falschen Gedankengang zurück verfolgen und feststellen, wo der Fehler begann. … und danach wieder dem richtigen Weg folgen.
 
„ Hinz und Kunz“ / "Krethi und Plethi"
Bedeutung: Diese Redewendungen stehen als Umschreibung für „Jedermann“. Es sind Namen, wie im 20. Jahrhundert: „Schmidt“, „Schmitz“ und „Müller“. „Hinz und Kunz“ stehen für den Deutschen im Allgemeinen. „Krethi und Plethi“ für Leute in der Antike. Eine unschönere Umschreibung wäre der Deutsche im zweiten Weltkrieg der „Kraut“ - der „Sauerkrautfresser“. Heute für Türken die „Knoblauchfresser“ und die Deutschen als die „Kartoffelfresser“.

Herkunft: Im Mittelalter waren die gängigen heutigen Namen nicht so bekannt. Cedrick, Kevin, Damian, Malte-Sören, … gingen gar nicht. Sehr verbreitet hingegen waren Heinrich, Heinz, Konrad … Viele Herrscher und angesehene Männer trugen besonders zwischen dem 13. Und 15. Jahrhundert diese Namen. In der Umgangssprache wurden gerade diese Vornamen von Heinrich und Heinz zu „Hinz“ – Konrad zu „Kunz“.

Die Namen „Hinz“ (Heinz / Heinrich) und „Kunz“ (Konrad) sind im Mittelalter so gängig, daß sie noch heute im Märchen „Rumpelstilzchen“ zu lesen sind: Zitat: „… und sprach "nun, Frau Königin, wie heiß ich?" fragte sie erst "heißest du Kunz?" "Nein." "Heißest du Heinz?" "Nein. ..."
https://www.klamm.de/forum/f61/schoene-und-unterhaltsame-fabeln-469654-15.html#post8076561

Die „Krethi und Plethi“ stehen im Alten Testament im 2. Buch Samuel einen aus Ausländern bestehenden Teil der Streitmacht (die Leibwache) des Königs David. Diese Männer waren als sichtbare Vertreter des Königtums von David vom Volk gefürchtet und wenig beliebt.
Die Krethi stehen für die Kreter – die Plethi für die „Philister“ oder auch „Plether“. So stehen diese beiden am stärksten vertretenen Völkergruppen allgemein für eingewanderte Angehörige verschiedener Völkerschaften.
 
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„Mein lieber Scholli!“
Bedeutung: Diese Redewendung steht für einen Ausruf der Überraschung. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Genau, wie „Donnerwetter!“, „alle Achtung!“, „mein lieber Schwan!“, „mein lieber Freund (nimm Dich in Acht!)“ oder „mein lieber Herr Gesangsverein!“

Herkunft: Die Redewendung stammt aus Frankreich. Genauer gesagt aus den Gebieten, die an Deutschland grenzen. Abgeleitet wird der „Scholli“ aus dem französischen „joli“ (hübsch, nett). Demnach bedeutet „mein lieber Scholli“ so viel wie: „Na, mein Hübscher, da hast Du Dir aber was geleistet!“

Eine reale Figur war Herr Ferdinand Joly (1765-1823). 1783 von der Universität in Salzburg verwiesen soll er soll durch sein unstetes Vagabundenleben und der Auslegung seines Namens heute alle Ehre gemacht haben. Besonders in Österreich war der Dichter volkstümlicher Stücke und Lieder sehr bekannt. Im Jahre 2003 wurde er mit dem Musical „Mei liaba Schole“ geehrt.
 
„Wolkenkuckucksheim“
Bedeutung: In seiner Naivität glaubt man an etwas oder man wünscht sich etwas, daß realistisch absolut nicht zu erreichen ist.

Herkunft: Im Jahre 414 v.Chr. schreibt der griechische Schriftsteller Aristophanes die Komödie "Die Vögel“. Hier geht es um eine Traumstadt der Freiheit, des Reichtums und des Genießens. Die Vögel haben diese Stadt in den Wolken gebaut – weit weg von der bösen Welt.
Der Philosoph Arthur Schopenhauer übersetzt 1814 erstmals das griechische "nephelokokkygia" mit „Wolkenkuckucksheim“ und prägte so den deutschen Begriff.