Zurückhaltung als Tugend: Bundesbankpräsident Nagel warnt vor übereilten geldpolitischen Entscheidungen
Inmitten der jüngsten wirtschaftspolitischen Entwicklungen in Deutschland hat sich der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, für eine sorgfältig abwägende Geldpolitik ausgesprochen. Vor dem Hintergrund eines umfangreichen Finanzpakets der Bundesregierung zur Einhaltung von Schuldenregeln mahnte Nagel zur Vorsicht. Es sei entscheidend, nicht durch kurzfristige Ankündigungen eine übermäßige finanzpolitische Reaktion hervorzurufen, so Nagel in einem Interview mit der 'Süddeutschen Zeitung' und 'El Mundo'.
Im April hatte die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, und die nächste Entscheidung steht im Juni bevor. Nagel lobte die Koalitionsentscheidung, ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für den Infrastruktur-Ausbau zu schaffen und die Schuldenregelung für Verteidigungsausgaben zu reformieren.
Wesentlich sei die Modernisierung der Infrastruktur, die Erhöhung des Arbeitskräftepotentials sowie die Beschleunigung der Digitalisierung und die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit. Nagel betonte jedoch, dass diese Schritte Ausnahmen bleiben müssen. Ein blindes Setzen auf erhöhte Staatsausgaben sei keine Lösung, und die Schuldenquote des Landes müsse wieder gesenkt werden.
Die Verpflichtung Deutschlands zu den europäischen Fiskalregeln bleibt unverändert. Er erinnerte daran, dass trotz eines leichten Rückgangs von Deutschlands Schuldenquote auf 62,5 Prozent, dieser Wert weiterhin über der Maastricht-Zielmarke von 60 Prozent liegt.
Nagel äußerte außerdem deutliche Kritik an den Einmischungen von US-Präsident Donald Trump in die Arbeitsweise der Federal Reserve. Die Unabhängigkeit der Zentralbanken sei ein grundlegender Bestandteil einer effektiven Geldpolitik und unerlässlich für die Sicherstellung der Preisstabilität. Solche Angriffe auf die Fed würden in die falsche Richtung zielen und könnten schwerwiegende Folgen für die wirtschaftliche Stabilität haben.