Zukunft des Deutschlandtickets: Finanzierungsunsicherheit belastet Preisstabilität
Trotz der steigenden Popularität des Deutschlandtickets im Nah- und Regionalverkehr steht eine dauerhafte Sicherung des Angebots angesichts ungewisser Finanzierung und möglicher Preissteigerungen auf der Kippe. Wie der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Krischer am Rande einer Verkehrsministerkonferenz in Münster darlegte, liegt der Ball für künftige Preisentwicklungen vor allem beim Bundeshaushalt – Hausaufgaben sind zu erledigen.
Das erfolgreiche Modell des Monatstickets für 49 Euro, seit Mai 2023 in Kraft und bereits mit über elf Millionen monatlichen Verkäufen ein Verkaufsschlager, steht einer herausfordernden Zukunft gegenüber. Bundes- und Länderfinanzen gleichen sich derzeit mit jeweils 1,5 Milliarden Euro jährlich bis 2025 aus, um Verluste der Verkehrsbetriebe zu kompensieren. Obgleich 700 Millionen Euro aus 2023 für das kommende Jahr angespart werden, untermauern die Länder die Dringlichkeit einer Überarbeitung des Regionalisierungsgesetzes, um die Verwendung der Mittel über mehrere Haushaltsjahre zu ermöglichen.
Aus Bundeskreisen signalisiert eine Sprecherin des Verkehrsministeriums unter Volker Wissing, dass ein entsprechender Gesetzentwurf in Aussicht steht. Nichtsdestotrotz bleibt die Erwartung der Länder bestehen, die Überjährigkeit der Finanzmittel bis 2025 zu verlängern. Die Definition des Ticketpreises für 2025 bleibt dabei eine offene Frage, welche basierend auf den dann vorliegenden Einnahme- und Kostenzahlen entschieden werden soll. Spekulationen sollen ein Ende haben, bis alle finanziellen Daten auf dem Tisch liegen.
Deutlich wurde jedoch die Absicht der Verkehrsminister, rechtzeitig in der zweiten Jahreshälfte einen Ticketpreis für 2025 zu konsolidieren. Das Deutschlandticket ohne Verfallsdatum zu etablieren, verlangt längerfristige Finanzierungsmodelle und transparente Preisfindung. Doch wie die Preisgestaltung in Zukunft ausfallen wird und ob sich diese an Inflationsraten oder anderen Kennzahlen orientieren wird, steht noch aus.
Auch auf dem Land, wo die Nachfrage nach dem Ticket schwach ist, wird die Debatte hitzig geführt. Streitpunkt ist die gegenwärtige Priorisierung des Angebots gegenüber Verbesserungen der Infrastruktur; die Forderung nach einem "Ausbau- und Modernisierungspakt" für den öffentlichen Verkehr wird lauter. Die Länder warten hierbei auf Signale vonseiten des Bundes. Inmittendrin das Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Bundesfinanzen unter Druck setzt und die Diskussion um mehrmittel für Schiene und Straße verstärkt.
Aktuell bleibt das Bild der Finanzierung des öffentlichen Verkehrs vereinzelt und perspektivisch unscharf. Hoch im Kurs: ein von Verkehrsminister Wissing ins Spiel gebrachter Infrastrukturfonds, doch auch dieser steckt im Stadium der Konzeption. Wie und ob dieser Fonds, möglicherweise aus Mauterlösen und Steuermitteln gespeist, auch für private Investoren attraktiv gemacht werden kann, bleibt ein weiteres Puzzlestück in einem komplexen Finanzierungsspiel. (eulerpool-AFX)
