Zukunft der deutschen Kliniklandschaft: Spezialisierung und Transparenz als Schlüsselbegriffe
Die deutsche Gesundheitslandschaft steht vor einer tiefgreifenden Transformation. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat einen umfassenden Umstrukturierungsplan für die Kliniklandschaft offenlegt, der ab Herbst 2024 eine deutliche Spezialisierung in diesem Sektor verspricht. Der Sozialdemokrat betonte die erwartete 'starke Dynamik' des Vorhabens und zeigte sich zuversichtlich, dass der veranschlagte Zeitplan eingehalten wird.
Die Neuerungen beginnen bereits im Mai 2023 mit der Bereitstellung eines Online-Klinik-Atlas. Mit dieser digitalen Plattform sollen Patienten die Möglichkeit haben, gezielt Informationen zu medizinischen Eingriffen innerhalb ihrer Region zu recherchieren. Der Atlas wird Auskunft geben über die Häufigkeit der Eingriffe in bestimmten Kliniken und in einem späteren Schritt auch über Komplikationsraten aufklären. Der Bundesrat hat die legislative Grundlage für diesen Atlas bereits im März gebilligt.
In der aktuellen Abstimmungsphase innerhalb der Bundesregierung konzentriert sich der Gesundheitsminister auf die rechtlichen Details der Klinikreform, die er Anfang April durch das Kabinett bringen möchte. Die finale Abstimmung dazu ist für den 17. April angesetzt, wobei vor allem die Bundesländer auf finanzielle Klarheit für ihre zukünftigen Klinikplanungen drängen.
Derweil äußert Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz Bedenken: Er bemängelt, dass die Koordination zwischen Patienten, Angehörigen und Klinikmitarbeitern nicht auf der Agenda der geplanten Reformen steht. Andererseits betont Lauterbach, dass ein 'dramatisches Krankenhaussterben' nicht zu befürchten sei, trotz Insolvenzverfahren im vergangenen Jahr und sieben von 1720 Kliniken, die schließen mussten. Vielmehr sei eine Reduktion der Krankenhäuser - bei gewährleisteter Vermeidung eines unkoordinierten Rückgangs - strategisch notwendig.
In einer weiteren Entwicklungsphase des Projekts sollen Länder mit neuen Planungsinstrumenten ausgestattet werden, um potenzielle Konsequenzen von Leistungsreduktionen abzuschätzen. Diese auf Daten basierende Planungshilfe wird eine transparente und nachhaltige Anpassung der Klinikstrukturen ermöglichen, so Lauterbach. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Verteilung und die Spezialisierung komplexer medizinischer Therapien, wobei kleinere Krankenhäuser durch ein verändertes Finanzierungssystem gestützt werden sollen. (eulerpool-AFX)