Zeit für eine Wende: Bank of Japan unter Zugzwang
In einem Umfeld zunehmender Spannung fordert der Ökonom Hiroshi Yoshikawa, emeritierter Professor der Universität Tokio und langjähriger Freund des BOJ-Gouverneurs Kazuo Ueda, die Bank of Japan (BOJ) dazu auf, den Leitzins bald anzuheben. Yoshikawa deutet an, dass die Zentralbank der Entwicklungen möglicherweise bereits hinterherhinkt und eine zeitnahe Reaktion geboten sei.
Die Märkte spekulieren, ob die Zinserhöhung in der kommenden Woche oder erst im nächsten Monat erfolgen wird – der geplante Redebeitrag von BOJ-Vizegouverneur Ryozo Himino im Januar sorgt für zusätzliche Ungewissheit. Obwohl die Erwartungen für einen Zinsschritt im Dezember nach einem ungewöhnlichen Vorgehen der Zentralbank abgekühlt sind, zeigt Yoshikawas Einschätzung auf, dass es immer noch Gründe gibt, den niedrigsten Zinssatz unter den Industrieländern anzupassen.
Yoshikawa argumentiert, dass Japans Zinsniveau von 0,25 % im Vergleich zu den inflationären Entwicklungen in den USA und Europa zu niedrig sei. Er betont, ein Anstieg sei nicht aggressiv, sondern angemessen, und schlägt vor, dass der neutrale Nominalzins in Japan vermutlich eher bei 1 % liegen könnte.
Der Ökonom warnt jedoch auch vor den Risiken einer wirtschaftlichen Abkühlung oder gar einer Krise während der Normalisierung. Angesichts der noch anhaltenden Wachstumsphase, die bereits seit Mai 2020 währt und alle bisherigen Rekorde in der Nachkriegszeit übertrifft, sieht er die Notwendigkeit, jetzt zu handeln, um in Zukunft flexibel auf Abschwünge reagieren zu können. Diese Sichtweise teilt auch Ueda, welcher kürzlich betonte, dass konventionelle Zinspolitik auf lange Sicht nicht vollständig durch unkonventionelle Maßnahmen ersetzt werden könne.

