Wowereit hat «großes Verständnis» für Papstgegner

Berlin (dpa) - Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat «großes Verständnis» für die zum Staatsbesuch von Papst Benedikt XVI. angekündigten Proteste gegen die Sexuallehre der katholischen Kirche.

«Ich verstehe, und das ist auch in Ordnung, dass Bürgerinnen und Bürger den Papstbesuch benutzen, um hier darauf aufmerksam zu machen, dass die katholische Kirche mit ihrer Lehre Thesen vertritt, die weit in die zurückliegenden Jahrtausende gehören, aber nicht in die Neuzeit», sagte Wowereit der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.

«Insofern habe ich großes Verständnis dafür, immer vorausgesetzt, dass diese Proteste im friedlichen und demokratischen Rahmen passieren. Damit muss die katholische Kirche leben. Das widerspricht auch nicht einer Gastfreundschaft, die wir bei einem Staatsbesuch zeigen sollen», sagte Wowereit. Der SPD-Politiker hatte 2001 erklärt: «Ich bin schwul, und das ist auch gut so.» Auf die Nachfrage, ob er damit nicht indirekt zu Demonstrationen gegen den Besuch des Papstes aufruft, sagte Wowereit: «Nein, das tue ich nicht.» Berlin freue sich auf den Besuch Benedikts XVI. «Er ist in der Hauptstadt herzlich willkommen.»

Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch sagte den «Badischen Neuesten Nachrichten»: «Natürlich gibt es auch hier Menschen, denen der Besuch des Papstes ein Stein des Anstoßes ist und die demonstrieren möchten. Wir leben schließlich in einer pluralen Gesellschaft.» Solange es friedlich und respektvoll bleibe, könne die Kirche mit dem Protest leben.

Der Erfurter Bischof Joachim Warnke sagte, er habe Verständnis, das sich Menschen an den Positionen seiner Kirche reiben. Die sexualethischen Weisungen der Kirche könnten «schon irritieren, die ganze Bibel kann irritieren», sagte Warnke.

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) und ihr Kollege Winfried Kretschmann (Grüne) aus Baden-Württemberg betonten, die angekündigten Proteste seien Teil der Meinungsfreiheit. «Wir leben in einem freien Land, jeder kann offen seine Meinung kundtun. Protestieren gehört zu den Grundrechten und bildet das Fundament unserer Verfassung» sagte Kretschmann.

Der frühere bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) warnte vor religiöser Intoleranz. Der Papst komme als Staatsoberhaupt zu einem Staatsbesuch. «Da er ein Staatsoberhaupt ist, hat der Regierende Bürgermeister von Berlin sich da herauszuhalten.»

Wowereit wird den Papst am 22. September treffen. Vor der Messe im Olympiastadion will sich Benedikt XVI. in das Goldene Buch der Stadt eintragen. «Ich nehme an, dass der Papst informiert wird, wenn es ihn interessiert, dass ich mit einem Freund zusammenlebe», sagte Wowereit.

Er werde den Papst gebührend empfangen. «Der Regierende Bürgermeister ist der Regierende Bürgermeister dieser Stadt - und das bedeutet, dass er Staatsgäste so behandelt, wie sie protokollarisch und auch von der Gastfreundschaft zu behandeln sind. Das bedeutet, dass meine persönliche Lebensweise nicht die vorderste Rolle spielen darf - und sollte.»

Der Papst besucht Deutschland vom 22. bis 25. September. Stationen neben Berlin sind Erfurt, das Thüringische Eichsfeld und Freiburg. «Der Papst kommt» - unter diesem Motto planen in der Hauptstadt Verbände und Initiativen eine Demonstration während der Rede des Pontifex im Bundestag. Sie richten sich gegen die restriktive Haltung des Papstes bei Kondomen und Abtreibungen sowie die «Diskriminierung» homosexueller Menschen.

Kirchen / Papstbesuch
26.08.2011 · 21:11 Uhr
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