Wohnen im Alter: Selbstbestimmtes Leben möglichst lange bewahren

Längst gibt es neben Altenpflegeheimen Wohnkonzepte, die das Wohnen im Alter deutlich angenehmer gestalten. Denn obwohl Deutschland älter wird, sind viele Wohnungen alles andere als altersgerecht. Damit Senioren möglichst lang ein selbstbestimmtes Leben führen können, ist jedoch abgesehen vom altersgerechten Wohnraum auch eine angemessene medizinische Betreuung wichtig.

Treppenstufen, ein enges Bad oder Türschwellen als Stolperfallen erschweren älteren Menschen den Alltag. Hier schaffen Wohnräume Abhilfe, die speziell auf die Bedürfnisse Älterer zugeschnitten sind - unabhängig davon, ob die Bewohner körperlich und geistig noch fit sind oder bereits auf Betreuung und Pflege angewiesen sind. In Deutschland gibt es viele Anbieter, die Senioren beispielsweise durch Wohnstifte die Möglichkeit geben, ihr Leben weiterhin selbstbestimmt in einer betreuten Umgebung zu führen. Einer der Betreiber ist die gemeinnützige Gesellschaft für Dienste im Alter (GDA), in deren Häuser rund 2.600 Bewohner leben.

finanzen.de hat mit Benjamin Knollmann von der GDA-Geschäftsleitung unter anderem darüber gesprochen, wie die Gesellschaft der Betreuung von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen gerecht wird, etwa in Hinblick auf die Bedürfnisse von Bewohnern mit Demenz.

Zu Jahresbeginn wurde der Pflegebedürftigkeitsbegriff neu definiert, sodass Pflegebedürftige mit eingeschränkter Alltagskompetenz nun finanziell besser in der gesetzlichen Pflegeversicherung berücksichtigt werden. Wie wird in Ihren Häusern auf die besonderen Bedürfnisse von Bewohnern mit Demenz eingegangen?

Benjamin Knollmann: Das Zweite Pflegestärkungsgesetz ermöglicht insbesondere unseren demenziell veränderten Bewohnern und Kunden deutlich bessere Finanzierungsmöglichkeiten durch die Kostenträger. Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff stärkt vor allem ambulante Versorgungsstrukturen. Da die Bewohner bei der GDA in ihren eigenen Wohnungen (Stiftsappartements) leben, wird diese Wohnform für Bewohner weiter sehr interessant.

Die GDA bietet durch ihre vielfältigen Angebote, wie ambulante Pflege, Tagespflege sowie weitere Gruppen- und Einzelangebote, einen strukturierten und kontinuierlichen Tagesablauf speziell für die Bedürfnisse von dementen Bewohnern an, mit zielgruppenspezifischen kognitiven Angeboten. Sie werden gut angenommen und führen im Ergebnis dazu, dass die Bewohner länger selbstständig bleiben und in ihrer eigenen Häuslichkeit leben können.

Viele Angehörige kümmern sich selbst um Personen, die wegen Demenz, körperlicher Einschränkungen oder anderer Gründe auf Pflege angewiesen sind. Um sich eine Auszeit von der Betreuung zu nehmen, können sie die von ihnen gepflegte Person zur Kurzzeitpflege in ein Altersheim unterbringen. Dabei haben sie jedoch nicht selten Probleme, rechtzeitig einen Platz zu finden. Wie ist Ihr Eindruck: Findet bei Ihnen jeder Interessierte binnen kurzer Zeit einen Platz?

Benjamin Knollmann: Die Kurzzeitpflege ist ebenso wie die Verhinderungspflege eine Möglichkeit, einen pflegebedürftigen Angehörigen gut versorgt zu wissen, wenn die eigentliche Pflegeperson erkrankt ist oder die Familie in den Urlaub fahren möchte.

Auch in der GDA gibt es die sogenannten eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze im stationären Bereich, die recht gut nachgefragt werden. Die Verfügbarkeit ist in der Regel gegeben. In den Ferienzeiten, wo viele pflegende Angehörige in den Urlaub fahren, übersteigen die Anfragen in gewissen Zeiten manchmal kurzfristig die zur Verfügung stehenden Zimmer. Daher ist auch in diesem Bereich eine Planung zu empfehlen.

In Ihren Häusern leben teilweise auch Studenten, die die Senioren im Alltag unterstützen. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? Welche Vorteile erhoffen Sie sich durch das Zusammenleben für die Bewohner?

Benjamin Knollmann: Durch die Vernetzung unserer Wohnstifte in den Stadtteilen und in diversen Arbeitsgruppen der Kommunen sind wir auf die zunehmende Wohnungsnot der Studenten in Göttingen aufmerksam geworden. Sie haben es immer schwerer, bezahlbare kleine Wohnungen oder Zimmer zu finden. Da wir über unsere Heimbeiräte wissen, dass viele ältere Menschen Interesse an der Jugend haben und die Enkel nicht immer vor Ort wohnen, war diese generationsübergreifende Idee geboren.

Die Studenten bezahlen einen geringen Preis für die Unterkunft und kompensieren dieses durch Hilfe, allerdings nur in der Betreuung, nicht in der Pflege. Neben dem "Sympathie-Faktor" sind auch schon interessante fachliche Gespräche über die Studienfächer entstanden, die für beide Seiten sehr bereichernd sind. Denn viele der GDA Bewohner sind Akademiker und in entsprechenden Berufsfeldern tätig gewesen.

Einer Umfrage des Zentrums für Qualität in der Pflege zufolge berichtet jeder zehnte Befragte von häufiger oder gelegentlicher Gewalt gegen Senioren im Pflegeheim. Mit dem Hinweisgebersystem hat die GDA seit Anfang des Jahres die Möglichkeit geschaffen, Fehlverhalten in der Pflege anonym zu melden. Bestand hier für Sie akuter Handlungsbedarf?

Benjamin Knollmann: Da wir uns professionell um die Pflege und Betreuung älter Menschen kümmern, erbringen wir Dienstleistungen von Mensch zu Mensch. Unsere Mitarbeiter arbeiten nicht nur mit, sondern auch am Menschen, an unseren Bewohnerinnen und Bewohnern und Kunden. An diesen sensiblen Schnittstellen gibt es bereits durch verschiedene Konzepte, beispielsweise der Resilienz für Mitarbeiter, große Anstrengungen der GDA Fehlverhalten jeder Art auszuschließen, da wir uns der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen verpflichtet fühlen.

Bisher gab es bei uns keine Vorfälle. Das Hinweisgebersystem ist für uns ein weiterer Schritt, von möglichem Fehlverhalten jeglicher Art, auch anonym, erfahren zu können, um dieses zu prüfen und abzustellen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Knollmann!

Verbrauchernews
[finanzen.de] · 06.07.2017 · 07:56 Uhr
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