Wie geht es weiter mit Quelle?

Berlin (dpa) - Der vom insolventen Versandhändler Quelle dringend benötigte Massekredit in Höhe von 50 Millionen Euro ist am Montagabend nach tagelanger Unsicherheit beschlossen worden. Fragen und Antworten:

Ist Quelle mit dem Kredit gerettet?

Endgültig gerettet ist Quelle nicht - erhält aber kostbare Zeit, um weiterzuarbeiten, sich neu aufzustellen und einen Investor zu finden. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) warnte allerdings bereits davor, bei einem Massekredit «mit glühenden Augen von Rettung» zu sprechen. Der Versandhändler ist überschuldet und hat nach Einschätzung von Experten und Politikern bereits seit längerem Probleme. Manche schätzen die Überlebenschancen von Quelle in der jetzigen Situation als gering ein. Quelle braucht einen Investor, der diesen Unternehmenszweig von Arcandor in eine neue Zukunft führen kann. So ein Retter ist bislang aber nicht öffentlich bekannt.

Wie ist die Lage bei Quelle?

Wenige Stunden vor dem Insolvenzantrag überwies Quelle sein letztes Geld an den Mutterkonzern Arcandor - dies sei ein üblicher Vorgang innerhalb von Konzernen, hieß es. Seitdem sind jedoch die Kassen von Quelle leer. Die Lieferanten von Waren und Dienstleistungen treten, wenn es ihnen möglich ist und Aussichten auf Bezahlung besteht, in Vorleistung. Quelle fürchtet aber, dass Kunden und Lieferanten nicht mehr lange bei der Stange bleiben.

Warum ein Massekredit?

Quelle wollte ursprünglich eine Bürgschaft. Die Voraussetzungen dafür sah der Interministerielle Bürgschaftsausschuss von Bund und Ländern jedoch nicht erfüllt. Die Bürgschaft hätte sofort gezogen werden müssen, da Quelle Geld braucht. Nun geht es um einen sogenannten Massekredit, den es für insolvente Unternehmen gibt, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Bei solchen Krediten wird der Kreditgeber vorrangig aus der Insolvenzmasse bedient. Den Kredit in Höhe von 50 Millionen Euro wollen sich der Bund (25 Mio Euro) und die Länder Sachsen (4 Mio Euro) und Bayern (21 Mio Euro) teilen.

Warum dauerte es so lange, bis eine Entscheidung fiel?

Der Bund pochte darauf, dass es bei Quelle für den Kredit genügend Sicherheiten gibt. Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft war am Wochenende damit beschäftigt, diese Sicherheiten im Unternehmen auszumachen. Zudem sollte die staatliche KfW-Bank bei einem Ausfall zuerst Zugriff auf Sicherheiten in Höhe von 25 Millionen Euro haben - vor den Ländern Sachsen und Bayern. Diese Punkt galt am Freitag bereits als geklärt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erinnerte daran, dass bei der Kreditvergabe auch die Vorgaben aus Brüssel einzuhalten sind. Letztlich musste auch geprüft werden, ob ein Massekredit für Quelle überhaupt infrage kommt. Denn das Unternehmen hatte zwar Antrag auf Insolvenz gestellt - das Verfahren wurde aber noch nicht eröffnet.

Wie ist die politische Interessenlage?

Nach der Insolvenz von Quelle und des Quelle-Mutterkonzerns Arcandor am 9. Juni kündigte Kanzlerin Merkel an, dass die Bundesregierung den Beschäftigten helfen wolle. Guttenberg redete wiederholt von Chancen, die ein Unternehmen auch in der Insolvenz noch haben könne. Weder die Bundesregierung noch die bayerische Landesregierung haben ein Interesse daran, dass Quelle mit seinen rund 8000 Arbeitsplätzen vor der Bundestagswahl am 27. September den Betrieb einstellt. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) setzte sich vehement für den Massekredit ein.

Handel / Arcandor / Quelle
29.06.2009 · 23:11 Uhr
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