Widerstand gegen den Niedergang der deutschen Reifenindustrie
Inmitten der Sorgen um die Zukunft der deutschen Reifenindustrie macht sich Unmut breit. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und einige Betriebsräte stehen den Plänen zur Schließung von vier Schlüsselwerken entschlossen gegenüber. Der Abbau von circa 3300 Arbeitsplätzen stößt auf Unverständnis, denn laut den Arbeitnehmervertretern ist die Herstellung von Reifen in Deutschland weiterhin ein lukratives Geschäft, gestützt durch qualifiziertes Fachpersonal und fundiertes Expertenwissen im Land.
Die Vertreter kämpfen für den Erhalt der Reifenfertigung in Deutschland und fordern die Industrie auf, in die Standortkonkurrenzfähigkeit zu investieren. Eine Modernisierung der Produktionsanlagen und die Hinwendung zu erneuerbaren Energiequellen stehen ganz oben auf der Agenda. Dies geht aus der "Kasseler Erklärung" hervor, welche Resonanz von über vierzig Betriebsratsmitgliedern gefunden hat. Auch eine verbesserte Zusammenarbeit mit lokalen Automobilherstellern zur Effizienzsteigerung wird angeregt. Hierbei wird die räumliche Nähe zum Tesla-Werk in Grünheide als vorteilhafte Strategie für eine zügige Belieferung des Goodyear-Werks in Fürstenwalde hervorgehoben.
Die IG BCE geht ebenfalls auf Konfrontationskurs mit der Bundesregierung und verlangt Maßnahmen gegen Wettbewerbsnachteile, wie zum Beispiel hohe Energiekosten. Darüber hinaus soll die Politik Importe von Reifen zu Dumpingpreisen aus asiatischen Ländern unterbinden, um die einheimischen Hersteller zu schützen.
Aber die Schließungspläne sind bereits in Gang. So hat Michelin verkündet, die Werke in Karlsruhe und Trier sowie die Produktion in Homburg bis Ende 2025 zu beenden. Diese Maßnahmen, die mehr als 1500 Arbeitsplätze berühren, werden mit der asiatischen Billigkonkurrenz begründet. Auch Goodyear plant, sich aus dem Standort in Fürstenwalde bis Ende 2027 vollständig zurückzuziehen und schließt das Werk in Fulda 2025 – etwa 1800 Jobs sind dadurch in Gefahr. Continental vollzog bereits im Jahr 2020 die Schließung seines Standorts in Aachen.
Die IG BCE zeigt sich kritisch zu diesen Entwicklungen und sieht ein Drittel der zwölf deutschen Reifenwerke durch die bevorstehenden Schließungen gefährdet. Die Stimme der Arbeitnehmer fordert ein Umdenken und ruft Unternehmen sowie Regierung zur Verantwortung, um die heimische Reifenproduktion zu bewahren und Arbeitsplätze zu sichern. (eulerpool-AFX)