Widerstand gegen CO2-Speicherung auf offener See
Die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vorgebrachten Konzepte zur Offshore-Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CO2) rufen gemischte Reaktionen in politischen Kreisen hervor. Nina Scheer, klimapolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, äußert Bedenken bezüglich der Relevanz solcher Maßnahmen in Anbetracht des vorhandenen Potenzials erneuerbarer Energien: CO2-Speicherung, auch unter dem Fachterminus Carbon Capture and Storage (CCS) bekannt, sei nicht erforderlich. Speziell bei fossilen Energieanlagen müsse der Einsatz dieser Technologie unterbunden werden. Ähnlich kritische Töne kommen auch aus den Reihen von Habecks Parteikollegen: Lisa Badum, Klimapolitikerin bei den Grünen, verweist auf Parteibeschlüsse, die eine Ablehnung von CCS in der Energiebranche unterstreichen.
Die von der Bundesregierung präsentierte Speicherstrategie, die unter anderem die unterirdische Verwahrung von klimaschädlichem CO2 aus der Zementproduktion in maritimen Gebieten beinhaltet, bleibt dabei an Land weiterhin ausgeschlossen. Carola Rackete, prominente Vertreterin der Linken und vormalige Spitzenkandidatin zur Europawahl, wirft Habeck vor, die Nordsee in ein CO2-Depot umwandeln und die Einfuhr von Fracking-Gas intensivieren zu wollen. Ihrer Ansicht nach würde dies die Profitmöglichkeiten der Klimakrisenverursacher nicht mindern, sondern nur eine Ausdehnung des status quo bedeuten, statt für eine umweltfreundliche Umstrukturierung der Produktion zu sorgen.
Jedoch findet Habecks Initiative auch Befürworter, unter anderem in der Unionsfraktion. Jens Spahn (CDU) lobt die Bemühungen des Ministers, sich von Technologievorbehalten seiner Partei zu lösen, und spricht sich für ein beherztes Engagement bei CCS aus, insbesondere als Gegengewicht zum bisherigen Ausstieg aus verschiedenen Technologiefeldern.
Klaus Wallmann, Fachexperte des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung, weist allerdings auf Grenzen der CCS-Technologie hin: Angesichts der Gesamtemissionen Deutschlands werde das maximale Einsparpotenzial auf etwa fünf Prozent geschätzt. Die Hauptlast müsse über andere Maßnahmen, wie Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energiequellen, geleistet werden. (eulerpool-AFX)