Versteckte Überwachung: Fraunhofer-App zeigt alle Web-Tracker zu einer URL

Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (Fraunhofer SIT) hat ein Analysetool entwickelt, das versteckte Überwachung sichtbar macht. Der kostenlos nutzbare "Track your Tracker" zeigt an, auf welchen Websites die meisten Web-Tracker Daten über die Nutzer sammeln.

Werbung, die einen verfolgt

Die Tracker auf einer Website sind für den Nutzer auf einen Blick nicht sichtbar. Sie werden als kleine Code-Schnipsel in Webseiten eingebettet und senden im Hintergrund Daten über die Nutzung an einen Server. Per Cross-Domain-Tracking kann dann auch das Surfverhalten über mehrere Websites hinweg protokolliert und ein Profil erstellt werden, das sich unter anderem für zielgerichtete Werbung nutzen lässt.

Wer sich dann im Onlineshop ein Kleidungsstück anschaut, dieses aber nicht kauft, erhält es unter Umständen auf einigen Webseiten, die danach besucht werden, weiterhin als Werbung angezeigt. So erscheint dann das kürzlich gesehene Paar Schuhe auch auf Nachrichtenportalen oder bei Facebook.

Einfach nur die URL eingeben

Wenn es sich dabei aber um ein Geburtagsgeschenk handelt und der zu Beschenkende den gleichen Rechner nutzt, könnte er auf diese Weise erfahren, was es demnächst als Präsent gibt. Wenn sich jemand aus Versehen auf Seiten zweifelhaften Inhalts verirrt, könnte diese Information Teil eines Profils werden – dann werden demnächst Sexspielzeuge oder Pullis von Marken, die nur Rechte tragen, angeboten.
Track your Tracker
Track your Tracker: Das Onlinetool des Fraunhofer-Instituts spürt Web-Tracker auf. Screenshot: onlinekosten.de

Wer nichts auf Werbung gibt und meint, diese Informationen könnten das eigene Leben nicht beeinträchtigen, könnte beim Kreditantrag oder beim Abschluss einer Versicherung eines Besseren belehrt werden. Das eigene Surfverhalten könnte mitbestimmen, wieviel an Zinsen oder Beiträgen zu zahlen ist. Ein Cross-Domain-Tracking, das auch Dienste einschließt, bei dem der eigene Name und weitere persönliche Daten hinterlegt sind, könnte für eine passende Zuordnung sorgen.

Das Fraunhofer-SIT-Tool "Track your Tracker" lässt sich von jedem kostenlos nutzen. Es muss einfach nur die Internetadresse eingegeben werden. Es wird dann ausgegeben, wieviele und welche Tracker auf einer Website aktiv sind. Es lassen sich auch mehrere URLs eingeben, um herauszufinden welche Tracker auf verschiedenen Seiten aktiv sind. So finden sich 24 Tracker auf spiegel.de und 31 Tracker auf bild.de. 16 Tracker haben beide Seiten gemeinsam. Auf Facebook wurden 36 Tracker gefunden, auf Twitter keiner.

"Wenn ich beispielsweise regelmäßig Seiten von drei Anbietern besuche und ein Tracker bei diesen Anbietern aktiv ist, dann kann er mich über die Seiten dieser Anbieter hinweg verfolgen. Die einzeln gewonnenen Informationen kann er dann verbinden und mein Verhalten viel genauer analysieren", so Dr. Markus Schneider, stellvertretender Leiter des Fraunhofer SIT.

1.600 Websites untersucht

Hinter dem Angebot steckt natürlich nicht nur ein praktischer Dienst für Verbraucher, sondern auch eine Forschungstätigkeit. Die Wissenschaftler des Fraunhofer SIT haben mehr als 1.600 von Deutschlands beliebtesten Internetauftritten analysiert und geprüft, in welchem Umfang dort das Nutzerverhalten durch Web-Tracking erfasst wird. Auf vielen davon sind über 50 Tracker aktiv.

Das Ergebnis hat das Institut im März 2014 in der Studie "Web-Tracking-Report 2014" veröffentlicht, in der beschrieben wird, wie Web-Tracking funktioniert und was mit den Daten der Verbraucher passieren kann. Die Studie kann kostenlos heruntergeladen werden. Wer sich für technischen Details interessiert, sollte zumindest die zehnseitige Zusammenfassung lesen.

Schutz für den Internet Explorer

Darüber hinaus bietet das Fraunhofer-Institut unter sit.fraunhofer.de/tpl einen kostenfreien Trackingschutz für den Internet Explorer (ab IE 9) an, der im Auftrag von Microsoft entwickelt wurde. Auf Basis der Tracking Protection List kann der Internet Explorer unterbinden, dass im Hintergrund Verbindungen zu Trackern aufgebaut werden.

Dabei werden verschiedene Tracking-Methoden berücksichtigt. Bei der Entdeckung neuer Methoden wird die Tracking Protection List wie bei einem Adblocker im Hintergrund automatisch aktualisiert. Die Unterbindung der Datenpreisgabe ist damit im Browser des Nutzers angesiedelt und nicht wie beim DoNotTrack-Standard auf das Wohlwollen der Tracker angewiesen.
[onlinekosten.de] · 12.06.2014 · 14:16 Uhr
[3 Kommentare]
 
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