Verbraucher lassen sich Kauflaune nicht vermiesen

Nürnberg (dpa) - Vier Wochen vor der Bundestagswahl sehen die deutschen Verbraucher das Ende der wirtschaftlichen Talfahrt erreicht und geben ihren Konjunkturpessimismus mehr und mehr auf. Dank eines erstaunlich robusten Arbeitsmarkts steigt auch die Kauflaune weiter.

Das teilte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Donnerstag in Nürnberg mit. «Damit erweist sich das Konsumklima derzeit als wesentliche Stütze der deutschen Konjunktur», berichtete die GfK.

Die von den Nürnberger Konsumforschern monatlich ermittelte Verbraucherstimmung setzte ihren Aufwärtstrend weiter fort. Für September erwartet die GfK einen Wert von 3,7 Punkte nach 3,4 Punkten im August. Vor einem Jahr waren es lediglich 1,8 Punkte gewesen. «Die Krise ist bei den Verbrauchern nicht voll angekommen», sagte GfK- Experte Rolf Bürkl der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Sie blenden die gesamtwirtschaftliche Situation aus und konzentrieren sich auf ihren eigenen Haushalt.»

Und da sieht es nach GfK-Angaben derzeit nicht so schlecht aus: Wegen der stabilen oder sogar sinkenden Preise bleibe den Verbrauchern mehr Geld im Portemonnaie übrig. Die privaten Budgets hätten von der Senkung der Krankenversicherungsbeiträge und den Entlastungen bei der Einkommenssteuer profitiert. «Diese Entwicklungen überlagern im Moment offenbar mögliche Ängste um den Arbeitsplatz», erläuterte die GfK. Die Einkommenserwartung stieg zum dritten Mal in Folge an und liegt um 25 Punkte über dem Vorjahreswert.

Zugleich verbesserte sich die Kauflaune weiter. Der Indikator kletterte auf den höchsten Wert seit dem Dezember 2006. «Da die Preiserwartungen derzeit deutlich auf Talfahrt sind, stimuliert dies die Konsumneigung», hieß es im GfK-Bericht. Zudem zeige sich der Arbeitsmarkt dank des massenhaften Einsatzes von Kurzarbeit bisher verhältnismäßig stabil. «Die Angst vor Arbeitslosigkeit hat noch nicht in so starkem Maße um sich gegriffen», sagte Bürkl.

Optimismus macht sich auch hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung breit. Die Konjunkturerwartungen der Bundesbürger lassen den Angaben zufolge das Rezessionstief vom Jahresanfang immer weiter hinter sich. Der Indikator stieg im August bereits zum fünften Mal in Folge und liegt mehr als 14 Punkte über dem Vorjahreswert. Die Talfahrt der Wirtschaft scheine gestoppt, die weltweit aufgelegten Konjunkturprogramme zeigten Wirkung, darunter in Deutschland vor allem die Abwrackprämie.

Bürkl sprach sich dennoch dafür aus, die Abwrackprämie oder ähnliche Anreize für den Autokauf nicht weiter zu verlängern. «Mit einer solchen Maßnahme kann man nur eine beschränkte Zeit lang eine Nachfrageschwäche überbrücken», sagte er. «Wenn sie zur Dauereinrichtung wird, verliert sie schnell an Reiz.»

Wie es mit dem Konsumklima weitergeht, hängt nach seinen Worten entscheidend von der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ab. Ein starker Anstieg der Erwerbslosigkeit würde auch das Konsumklima schwer belasten. Es gebe aber Hoffnung, dass der Arbeitsplatzabbau nicht so stark ausfallen werde wie zunächst befürchtet. «Die Rezession ist offenbar vorüber», sagte Bürkl. «Manche Unternehmen werden ihre Entlassungspläne jetzt vielleicht überdenken.»

Dagegen erklärte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, der «Frankfurter Neuen Presse»: «Ich verstehe die GfK-Zahlen nicht.» Sie passten nicht mit der Wirklichkeit zusammen. Er glaube, dass nach dem Herbst das Konsumklima schwächer wird. «Wenn im vierten Quartal die Arbeitslosigkeit steigt, wird im Einzelhandel Katzenjammer sein.» Die Kaufabsichten der Konsumenten passten nicht zur Situation des verarbeitenden Gewerbes, sagte Walter. Dort sei die Produktion um 20 Prozent zurückgegangen, bei gleichbleibender Zahl der Beschäftigten. Deshalb werde demnächst Beschäftigungsabbau unvermeidbar sein, so Walter.

Konjunktur
28.08.2009 · 06:52 Uhr
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