Umsturz in Syrien: Herausforderungen für Berlin und Impulse für syrische Flüchtlinge
Der unerwartete Umsturz in Syrien hat die politische Bühne in Berlin unvorbereitet getroffen. Die beeindruckenden Fortschritte der Gegner des bisherigen Präsidenten Baschar al-Assad sorgten für erstaunte Reaktionen innerhalb der Bundesregierung. Trotz einer kürzlichen Einschätzung zur Lage des Bürgerkriegslandes durch den Bundesnachrichtendienst (BND) waren diese dynamischen Entwicklungen selbst für das deutsche Parlament eine Überraschung. Die Frage nach zukünftigen Beziehungen zur syrischen Botschaft in Berlin wurde pragmatisch geklärt: Der Kontakt bestehe zu Staaten, nicht Regierungen, weshalb die Botschaft weiterhin geöffnet bleibt.
In der deutschen Exilgemeinschaft zeigt sich eine Mischung aus Hoffnung und Vorsicht. Khaled Davrisch, Repräsentant der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien, äußerte Erleichterung über das Ende des Regimes. Doch in manchen Provinzen, wie Aleppo, gehen die Kämpfe weiter. An die Bundesregierung ergeht der Appell, auf die Türkei einzuwirken, um militärische Aktionen der Syrischen Nationalen Armee zu stoppen. Die jüngsten Forderungen aus Teilen der Politik zur Normalisierung der Beziehungen zu Syrien unter Assad wurden zurückgewiesen.
Die Rückkehrfrage vieler der etwa 975.000 in Deutschland lebenden Syrer bleibt ungewiss. Zwischen 2015 und 2016 kamen viele dieser Menschen hierher, und mittlerweile erfüllen einige die Anforderungen zur Einbürgerung. Rund 75.500 Syrer haben 2023 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Dennoch zögern viele aufgrund der unübersichtlichen Lage in ihrer Heimat, den Rückweg anzutreten. Die aktuelle Lage in Syrien führt zu einem vorübergehenden Entscheidungsstopp bei Asylanträgen durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Sicherheitsbedenken begleiten die Entwicklungen in Syrien ebenfalls. Die islamistische Gruppierung Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die derzeit eine bedeutende Rolle spielt, wird weiterhin kritisch beobachtet. Besonders das Potential für künftige Bedrohungen durch ehemalige Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates wirft Fragen für die Sicherheitspolitik auf. Auch in Deutschland wird das Thema Syrien intensiv verfolgt, insbesondere durch mehrere wegweisende Prozesse gegen Kriegsverbrecher im deutschen Exil.

