Rassismusmonitor

Über 60 Prozent der Musliminnen erleben oft Diskriminierung

20. März 2025, 13:59 Uhr · Quelle: dpa
Vernetzungstreffen Migrationsbiografie
Foto: Annette Riedl/dpa
Nach einer Recherche des Mediendienstes Integration haben rund 11,6 Prozent der Abgeordneten des neuen Bundestags einen Migrationshintergrund. (Archivbild)
Dass Menschen wegen ihres Glaubens oder ihrer Hautfarbe benachteiligt werden, kommt relativ häufig vor. So berichten es die Betroffenen laut einer Studie. Auch der Wahlkampf hat Spuren hinterlassen.

Berlin (dpa) - Diskriminierung aufgrund rassistischer Zuschreibungen ist in Deutschland relativ weit verbreitet. Laut einer aktuellen Studie erlebt gut die Hälfte aller Menschen, die sich ethnischen oder religiösen Minderheiten zugehörig fühlen, regelmäßig rassistische Diskriminierung. Wie die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung für die aktuelle Ausgabe des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors zeigen, war dies zuletzt bei 54 Prozent der Menschen, die im Fachjargon als «rassistisch markiert» bezeichnet werden, der Fall. 

Bei der Befragung zwischen August 2024 und Januar 2025 gaben 61 Prozent der muslimischen Frauen an, sich binnen eines Jahres mindestens einmal im Monat diskriminiert gefühlt zu haben. Ähnlich hoch war der Anteil bei schwarzen Menschen: Laut Studie berichteten 62 Prozent der schwarzen Männer und 63 Prozent der schwarzen Frauen, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal pro Monat Alltagsdiskriminierung erfahren zu haben. In mehr als vier von fünf Fällen war ihrer Einschätzung zufolge die Hautfarbe der Grund für die Diskriminierung.

Zum Vergleich: 32 Prozent der Menschen, die nach eigener Einschätzung von ihrem Gegenüber nicht als Angehörige ethnischer Minderheiten wahrgenommen werden, erlebten binnen eines Jahres mindestens einmal pro Monat Diskriminierung – etwa wegen ihres Geschlechts, ihres Alters oder anderer Merkmale beziehungsweise Zuschreibungen.

In der Gruppe der Deutschen mit Migrationshintergrund wird die Wahrnehmung als «nicht deutsch» als häufigste Diskriminierungsursache genannt. Einen Migrationshintergrund haben nach der Definition des Statistischen Bundesamtes alle Menschen, die bei der Geburt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatten, sowie jene mit mindestens einem Elternteil, auf den dies zutrifft.

Subtiler und offener Rassismus

Während offener Rassismus nicht an Relevanz einbüßt, etablieren sich der Studie zufolge vermehrt subtilere Formen von rassistischen Einstellungen. Zu den Diskriminierungserfahrungen, die von den Teilnehmern der Befragung geschildert wurden, zählen unter anderem «angestarrt werden», Belästigung und Beleidigung. 

Migrations-Wahlkampf hat Spuren hinterlassen

Laut Untersuchung sind 23 Prozent der deutschen Bevölkerung der Ansicht, ethnische und religiöse Minderheiten stellten zu viele Forderungen nach Gleichberechtigung. 22 Prozent der rund 9.500 Befragten im Alter zwischen 18 und 73 Jahren vertraten zudem die Meinung, diese Minderheiten hätten in den vergangenen Jahren wirtschaftlich mehr profitiert als ihnen zustehe.

Aus Sicht der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) ist der Zusammenhalt in der Gesellschaft im zurückliegenden Bundestagswahlkampf stark beschädigt worden. Der Bundesvorsitzende des Dachverbands, Gökay Sofuoglu, hatte diese Woche erklärt: «Für Menschen mit Migrationsgeschichte ist der dauerhaft negative Diskurs über Migration und Vielfalt, angetrieben von rechtsextremen Kräften, der größte Stresstest der jüngeren Geschichte.»

Vertrauen in Institutionen leidet

Was nicht überrascht: Wer von rassistischer Diskriminierung betroffen ist, hat tendenziell weniger Vertrauen in staatliche Institutionen. Laut dem Bericht, der den Titel «Verborgene Muster, sichtbare Folgen» trägt, sank das Vertrauen rassistisch markierter Menschen in die Bundesregierung von 58 Prozent in 2022 auf 38 Prozent in der aktuellen Befragung, insbesondere bei Musliminnen und Muslimen sowie bei asiatischen Menschen. 

Der Leiter der Geschäftsstelle des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors, Cihan Sinanoglu, sagte, neben der Migrationsdebatte im Wahlkampf sei ein weiterer naheliegender Grund die unterschiedliche Sicht auf den Nahost-Konflikt und «das, was nach dem 7. Oktober passiert ist». Migrationsforscherin Naika Foroutan nannte in diesem Zusammenhang Einschränkungen der Demonstrations- und Wissenschaftsfreiheit sowie Polizeigewalt - vor allem in Berlin - und den Aufstieg der AfD.

Von den muslimischen Menschen, die angaben, keine Diskriminierung erlebt zu haben, gaben 87 Prozent an, sie vertrauten der Polizei. Unter denjenigen, die angaben, häufig Diskriminierung durch Polizeibeamte erfahren zu haben, lag der Wert demnach lediglich bei 19 Prozent.

Der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor wird vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim) erstellt und durch das Bundesprogramm «Demokratie leben!» des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Die empirische Forschung des Monitors legt nach Auskunft des Autorenteams auch deshalb einen besonderen Fokus auf die Erfahrungen der von Rassismus Betroffenen, damit diese nicht als «persönliche Anekdoten» banalisiert werden.

Migration / Gesellschaft / Rassismus / Deutschland
20.03.2025 · 13:59 Uhr
[0 Kommentare]
100 Tage Trump
Washington (dpa) - US-Präsident Donald Trump hat seine ersten 100 Tage im Amt mit einer aggressiven Kundgebung zelebriert. Die Monate seit Beginn seiner zweiten Amtszeit im Januar seien die «erfolgreichsten ersten 100 Tage einer Regierung in der Geschichte unseres Landes», behauptete der Republikaner vor Anhängern im Bundesstaat Michigan. «Wir holen uns unser Land von einer kranken politischen […] (00)
vor 42 Minuten
Glasfaser warnt vor Vulkanausbrüchen: Frühwarnsystem auf Island erfolgreich getestet
In der Erde und am Grund der Meere liegen Millionen Kilometer Lichtwellenleiter (LWL), auch Glasfaserkabel genannt. Dass sie gigantische Datenmengen ruckzuck übertragen können ist bekannt. Dass man sie auch für andere Zwecke wie die Prognose von Erdbeben, Tsunamis und, wie es jetzt geschieht, von Vulkanausbrüchen nutzen kann, weniger. Ein Team um Zhongwen Zhan, Professor für Geophysik am […] (01)
vor 8 Stunden
Xiaomi Poco M7
Berlin (dpa/tmn) - Die Poco-Smartphones von Xiaomi sind vor allem dafür bekannt, dass sie erschwinglich sind. Das gilt auch für das neue 200-Euro-Gerät Poco M7 Pro 5G. Gleichzeitig hat es aber Funktionen, die andere Hersteller ihren Oberklasse-Smartphones - bis hin zum iPhone - vorenthalten. Die Poco-Modellreihe ist lang. Das M7 Pro tut sich durch eine interessante Kombination aus günstigem Preis, Hardware, zurückhaltendem Design, drei eher […] (00)
vor 3 Stunden
PS Plus und Game Pass „nicht die Zukunft des Gamings“ – sagt US-Analyst
Was steckt hinter der Aussage? Laut Piscatella haben sich die Ausgaben der US-Spieler für Abo-Dienste wie PS Plus und Game Pass seit 2021 kaum verändert. Nur einmal, zum Release von Call of Duty: Black Ops 6, sei ein kurzfristiger Anstieg von 14 Prozent zu beobachten gewesen. Soweit so gut. Dabei sind die Preise in diesem Zeitraum sogar gestiegen, das bedeutet: Obwohl die Einnahmen stabil […] (00)
vor 4 Stunden
Martin Short moderiert «Match Game»
Zuletzt moderierte Alec Baldwin die Gameshow beim Fernsehsender ABC. ABC bringt Match Game zurück, das erstmals 1962 von Gene Rayburn moderiert wurde. Von 2016 bis 2021 lief eine Neuauflage bei ABC. In Deutschland moderierte Klaus Wilbolz «Schnickschnack» von 195 bis 1977 im Ersten, Mike Krüger «Punkt, Punkt, Punkt» 1991 im Ersten und von 1992 bis 1994 in Sat.1. Die neue ABC-Show wird von Martin Short moderiert. Die Wege sind kurz: Short ist […] (00)
vor 3 Stunden
FC Arsenal - Paris Saint-Germain
London (dpa) - Paris Saint-Germain ist nur noch einen Schritt vom Champions-League-Finale in München entfernt. Dank eines frühen Treffers des Ex-Dortmunders Ousmane Dembélé kam der französische Fußball-Meister in einem zumeist hochklassigen Halbfinal-Spiel zu einem 1: 0 (1: 0) beim FC Arsenal in London. Dembélé erzielte bereits in der vierten Minute das entscheidende Tor und verschaffte seiner […] (01)
vor 4 Stunden
Kostenloses Stock Foto zu aktienmarkt, bargeldlos, berlin
Cardano (ADA) hält sich bei $0,71, aber die wöchentliche Struktur, die der erfahrene Chartanalyst Maelius (@MaeliusCrypto) auf X veröffentlicht hat, deutet darauf hin, dass die aktuelle Flaute nur eine Pause vor dem nächsten Aufschwung sein könnte. Das Chart des Analysten verdichtet sieben Jahre ADA/USD-Geschichte in ein Fenster und zeigt, dass – trotz eines 45%igen Rückgangs vom Ende-2024-Gipfel […] (00)
vor 57 Minuten
Filterrinnen, Rigolen, Sickermulden: Regenwasser vor Ort behandeln und nutzen
Rastatt, 29.04.2025 (PresseBox) - Neue Heimat für die Tech-Avantgarde: Im Herzen von Karlsruhe wurde mit dem InformatiKOM ein zukunftsweisendes Gebäude eröffnet, das nicht nur architektonisch überzeugt, sondern auch durch die komplexe Entwässerungslösung von Hauraton. Der neue Campusbereich des Karlsruhe Institute of Technology (KIT), der in dreijähriger Bauzeit entstanden ist, beherbergt unter […] (00)
vor 10 Stunden
 
Stahlproduktion (Archiv)
München - Unternehmen in Deutschland haben zunehmend Schwierigkeiten, ihre Geschäftsentwicklung […] (04)
Peter Tschentscher und Katharina Fegebank (Archiv)
Hamburg - SPD und Grüne in Hamburg haben rund zwei Monate nach der Bürgerschaftswahl ihren […] (02)
Auto fährt in US-Schule - Mehrere Tote
Chatham (dpa) - Ein Auto ist in der Kleinstadt Chatham im US-Bundesstaat Illinois in ein […] (00)
Jachthafen (Archiv)
Berlin - In der Steuer-Debatte fordert die Chefin der IG Metall, Christian Benner, eine […] (00)
Journalist Kornelius wird Regierungssprecher
Berlin (dpa) - Der Politikjournalist Stefan Kornelius von der «Süddeutschen Zeitung» soll Sprecher der […] (02)
Hansi Flick
Barcelona/Leipzig (dpa) - Hansi Flick lässt sich nicht stressen. Seit Wochen fiebern sie beim […] (01)
cryptocurrency, bitcoin, finance, blockchain, money, mining, payment, financial, crypto, investment, currency, coin, blond, woman, business, businesswoman, gray business, gray money, gray finance, gray company, cryptocurrency, cryptocurrency, cryptocurren
Die allmähliche Erholung von Bitcoin setzt sich fort, wobei der Vermögenswert derzeit bei […] (00)
Mycopunk – Devoler Digital präsentiert rasanten Co-Op Shooter
Die durchgeknallten Tauben von Pigeons at Play und die unglückseligen Community-Versager […] (00)
 
 
Suchbegriff