Kriegseintritt der USA

Trumps Bomben auf den Iran – Droht jetzt ein Weltenbrand?

22. Juni 2025, 14:45 Uhr · Quelle: dpa
Nahostkonflikt - Situation Room im Weißen Haus
Foto: -/The White House via AP/dpa
US-Präsident Donald Trump hat die Atomanlagen des Irans bombardieren lassen. Das wirft die Frage auf, ob der Konflikt jetzt eskalieren könnte.
Trump hat sich entschlossen, an Israels Seite in den Krieg einzusteigen, und den Iran bombardiert. Wie wird der nun reagieren – und wie groß ist das Risiko, dass auch Deutschland hineingezogen wird?

Berlin (dpa) - Blaues Sakko, rote Krawatte und «Make America Great Again»-Kappe auf dem Kopf – so hat US-Präsident Donald Trump die Bombardierung der iranischen Atomanlagen im «Situation Room» des Weißen Hauses verfolgt. Beim Betrachten der Fotos, auf denen Trump eine betont entschlossene Miene zur Schau stellt, dürften sich viele Menschen, gerade auch in Deutschland, fragen: Weiß der Mann, was er tut? Oder hat er jetzt die Lunte geworfen, die die Lage im Nahen Osten vollends eskalieren lässt und am Ende gar einen großen Weltenbrand auslöst?

Mit dem Kriegseintritt der USA ist das Eskalationsrisiko gestiegen

Auch bei nüchterner Betrachtung muss man feststellen, dass der Konflikt zwischen Israel und dem Iran mit dem Kriegseintritt der USA eine neue Eskalationsstufe erreicht hat. «Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem die Situation für die USA nahezu unkontrollierbar geworden ist, weil die weitere Entwicklung davon abhängt, wie der Iran jetzt reagiert», analysiert der Nahost-Experte Jan Busse von der Universität der Bundeswehr München.

Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff drückt es so aus: «Im Moment stellt es Trump so dar, dass er sagt: "Wunderbar, das iranische Atomprogramm ist zerstört, damit ist der Job erledigt, wir gehen nach Hause." Das wird es ganz sicher nicht sein.»

Experten sehen drei mögliche Szenarien

Der Iran hat nach den US-Angriffen Konsequenzen angekündigt. Dafür sehen die beiden Experten drei mögliche Szenarien. Das Erste wäre, dass der Iran direkt mit ballistischen Raketen oder Drohnen gegen US-Streitkräfte vorgeht, die im Nahen Osten stationiert sind. Das US-Militär hat im Nahen Osten rund 40.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert. Die Stützpunkte in Bahrain und Katar am Persischen Golf etwa sind Luftlinie nicht weit vom Iran entfernt. «Durch die geografische Nähe wären diese Truppen für den Iran auch deutlich leichter erreichbar als Israel», erläutert Busse. 

Sollte das so geschehen und sollten dabei US-Soldaten getötet werden, wäre es kaum vorstellbar, dass Trump die Sache auf sich beruhen lässt. Vielmehr könnte er sich seinerseits zu einem Vergeltungsschlag genötigt sehen, was die USA tiefer in den Krieg hineinziehen würde. 

Das zweite Szenario wäre, dass der Iran nicht selbst US-Truppen angreift, sondern dies verbündeten Milizen etwa im Irak oder im Jemen überlässt. In diesem Fall wäre es vielleicht denkbar, dass Trump ohne Gesichtsverlust auf einen Gegenschlag verzichten könnte. 

Ein drittes Szenario wäre, dass der Iran die Straße von Hormus vermint, durch die nach Schätzungen bis zu einem Viertel der weltweiten Ölproduktion verschifft wird. «Das hätte massive Folgen für den Ölpreis und die Weltwirtschaft», so Busse. Deitelhoff hält dies allerdings nicht für das plausibelste Szenario, «weil es auch aus Sicht des Irans zu viele Risiken bergen würde, etwa auch mit Blick auf China, einen der letzten Staaten, der sich im UN-Sicherheitsrat für den Iran aussprechen würde».

Zweifel an der Zerstörung des iranischen Atomprogramms 

Busse weist zudem darauf hin, dass es laut der oft gut informierten Plattform Amwaj.media Hinweise darauf gibt, dass die USA dem Iran vor den Angriffen eine Vorwarnung gegeben haben – und zwar die, dass nur die Atomanlagen angegriffen würden, die USA aber keine weitere Ausweitung des Konflikts anstrebten. Ein großer Teil von Trumps Anhängerschaft – der sogenannte MAGA-Flügel («Make Amerika Great Again») – ist radikal gegen eine Verwicklung der USA in weit entfernte Konflikte, und Trump selbst hat im Wahlkampf immer betont, Kriege beenden und nicht neu beginnen zu wollen. 

Im jetzigen Fall wurde er allerdings von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor vollendete Tatsachen gestellt. «Da sehen wir ein verändertes Verhältnis zwischen Israel und den USA», analysiert Deitelhoff. Trump habe nunmehr vor der Wahl gestanden, entweder nichts zu tun und damit zu riskieren, dass Israel das iranische Atomprogramm nicht ganz würde zerstören können, weil es eben nicht über die dafür erforderlichen bunkerbrechenden Bomben verfügt – oder eben einzugreifen. Netanjahu habe Trump faktisch die Karten aus der Hand genommen, sagt Deitelhoff. «Das ist schon eine machtpolitische Meisterleistung Netanjahus, extrem clever – das muss man ihm zugestehen.»

Sowohl Deitelhoff als auch Busse betonen jedoch, es sei absolut nicht sicher, dass das iranische Atomprogramm damit nun wirklich zerstört sei. Zudem, so Busse, könne die jetzige Situation den Iran dazu veranlassen, nun erst recht nach der Atombombe zu streben, weil er sich sonst eben nicht sicher fühlen könne. 

Wie wichtig nimmt Trump Europa? «Null Komma Null»

Wie groß ist nun die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts zu einem großen Krieg, der am Ende möglicherweise auch Deutschland betreffen könnte? «Es steht nicht zu befürchten, dass wir in einen solchen Krieg hineingezogen werden», ist Deitelhoffs Überzeugung. «Natürlich kann es sein, dass Deutschland Israel weiterhin Waffen liefert, aber dass wir aktive Kriegspartei werden, halte ich für ausgeschlossen. Umgekehrt gilt aber auch, dass Deutschland so gut wie keine diplomatischen Mittel hat, um diesen Krieg noch zu beeinflussen.» Trump schlug los, nachdem Deutschland, Frankreich und Großbritannien gerade mit dem iranischen Außenminister gesprochen hatten, um neue Verhandlungen in Gang zu bringen. «Da zeigt sich, welche Wichtigkeit die USA ihren europäischen Verbündeten beimessen: gar keine – Null Komma Null», so Deitelhoff. «Europa ist in diesem Konflikt nahezu stillgelegt.»

Auch Busse glaubt, dass sich der Krieg primär auf die Region des Nahen Ostens beschränken wird. Anders sähe es aber aus, wenn das iranische Regime gestürzt würde: «Dann könnten wir es dort mit einem gescheiterten Staat zu tun bekommen, von dem massive Sicherheitsrisiken ausgehen, auch für Europa.» 

Auch der deutsch-iranische Autor und Orientalist Navid Kermani befürchtet für diesen Fall Chaos: «Iran ist ein Land, in dem 45 Prozent der Menschen eine andere Muttersprache haben als Persisch», erläutert Kermani der dpa. «Es ist ein Vielvölkerstaat. Man muss doch nur nach Afghanistan schauen, in den Irak, in den Jemen, nach Syrien, nach Libyen, um zu sehen, welche Gefahren das birgt.»

Konflikte / Krieg / Atom / Nahost / Deutschland / USA / Iran / Israel
22.06.2025 · 14:45 Uhr
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