Supermärkte in Deutschland: Abschied von Billigfleisch beschleunigt sich
In den Regalen deutscher Supermärkte und Discounter wird Fleisch aus der niedrigsten Haltungsform immer seltener zu finden sein. Der Trend im Lebensmitteleinzelhandel geht klar in Richtung verbesserter Tierhaltungsbedingungen – besonders bei den Eigenmarken, die einen erheblichen Anteil des Angebots ausmachen.
Aldi Süd setzt als Vorreiter bereits ab Mitte Januar kein Frischfleisch der Haltungsform 1 für Eigenmarken mehr ein, ausgenommen Spezialitäten und Markenprodukte. Auch Rewe und Penny planen eine Anpassung auf mindestens Stufe 2. Lidl hat sich dieses Ziel für Ende Februar 2026 gesetzt und ist bereits weit fortgeschritten, wie eine Unternehmenssprecherin mitteilt. Während Aldi Nord, Kaufland, Edeka und Netto bei Schwein und Geflügel bereits auf höhere Stufen umstellten, bleiben sie hinsichtlich ihrer Pläne für Rindfleisch zurückhaltend.
Der limitierte Zugang zu Fleisch höherer Haltungsformen und die gestiegenen Preise bei Rindfleisch stellen Herausforderungen dar. Aldi Nord hebt die Preissensibilität der Kundschaft hervor.
Trotz der logistischen und wirtschaftlichen Hürden hat sich der Handel ein übergeordnetes Ziel gesetzt: Bis 2030 sollen alle Eigenmarkenfrischfleischprodukte in Deutschland mindestens der Stufe 3 entsprechen, sofern die Verfügbarkeit das zulässt. Dieses Vorhaben wurde erstmals im Juni 2021 von Aldi Nord und Süd angekündigt. Die Haltungsform als freiwilliges Kennzeichnungssystem differenziert Fleisch in fünf Stufen, wobei Stufe 5 den Bio-Standards entspricht.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch betrachtet den Ausschluss von Haltungsform 1 lediglich als kosmetischen Fortschritt. Die Bedingungen in Stufe 2 würden weiterhin nicht dem gewünschten Tierwohl genügen, betont Geschäftsführer Chris Methmann. Dennoch zeigt der Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums, dass 92 Prozent der Verbraucher eine Verbesserung der Tierhaltungsbedingungen wünschen.
Die Preisdynamik bleibt eine Herausforderung. Höhere Haltungsformen bedeuten teurere Produkte, da der Produktionsaufwand für die Landwirte steigt. Preisanstiege bei Fleischprodukten sind ebenso auf erhöhte Kosten für Energie, Futter und Logistik zurückzuführen.
Statistikdaten zeigen, dass im Jahr 2023 ein signifikanter Teil des Rindfleischs noch aus der untersten Haltungsform stammt, während bei Geflügel die Stufe 2 dominiert. Insgesamt ist der Abschied von der untersten Haltungsform ein kleiner, aber bedeutender Schritt in Richtung verbesserter Standards im Tierwohl und nachhaltigerer Konsumgewohnheiten.

