Studentenproteste in Serbien: Forderungen nach Gerechtigkeit und Verantwortung
In Serbien brodelt es: Universitätsstudenten haben am Freitag den Zugang zu zahlreichen staatlichen Fakultäten im ganzen Land blockiert und sich weigerten, an Veranstaltungen teilzunehmen. Der Auslöser für diese Protestaktionen ist der tödliche Einsturz eines Bahnhofs-Daches in Novi Sad am 1. November, bei dem 14 Menschen ums Leben kamen und drei weitere verletzt wurden. Eine der verletzten Personen erlag später ihren Verletzungen.
Öffentliche Empörung sowie Kritik von Oppositionsführern richten sich gleichermaßen gegen die Regierung. Der Vorwurf: Korruption und Vetternwirtschaft hätten zu minderwertiger Bauqualität geführt, die schließlich zu diesem Unglück führte. Die derzeitige Regierungskoalition streitet diese Anschuldigungen jedoch ab. Präsident Aleksandar Vucic betonte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden müssen.
Am Freitag haben sich Studenten der Belgrader Universität, darunter die Fakultät für Technologie und Metallurgie, mit Kommilitonen in Nis, Kragujevac und Novi Sad verbündet und den Lehrbetrieb lahmgelegt. Die Fakultät für Chemie in Belgrad setzte bereits früher in der Woche den Unterricht vollständig aus. Der digitalen Nachrichtenplattform Nova S zufolge blieben insgesamt 29 Fakultäten in Belgrad, Novi Sad, Nis und Kragujevac geschlossen, was zur Folge hatte, dass weder Vorlesungen noch Prüfungen stattfanden.
In einer stillen Gedenkveranstaltung blockierten Hunderte Jura-Studenten und Bürger am Freitag für 15 Minuten den Verkehr im Zentrum Belgrads. Sie forderten Gerechtigkeit für die Opfer und hielten Transparente mit Bildern des Präsidenten Vucic in der Hand, auf denen stand: „Korruption, du hast Blut an den Händen“. Landesweit und an mehreren weiteren Orten in Belgrad kam es für 15 Minuten zu Verkehrsblockaden.
Am Donnerstag hatte Präsident Vucic auf Instagram zu einem Ende der Blockaden aufgerufen und meinte, dies sei ein Zeichen von Schwäche und mangelnder Achtung gegenüber dem eigenen Volk und Land.

