Strauss-Kahn weist alle Punkte der Anklage zurück

New York (dpa) - Dominique Strauss-Kahn hat sich im Vergewaltigungsprozess vor einem New Yorker Gericht in allen Anklagepunkten für «nicht schuldig» erklärt.

Er habe das Zimmermädchen eines Hotels am Times Square nicht zum Sex gezwungen, beteuerte der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Montag bei der offiziellen Anklageverlesung in Manhattan. Der Anwalt der Frau erklärte indes: «Sie ist traumatisiert durch das, was Dominique Strauss-Kahn ihr angetan hat.»

Bei dem nur wenige Minuten dauernden Auftritt wurde der Banker von seinen Staranwälten Benjamin Brafman und William Taylor begleitet, die schon Showgrößen wie Michael Jackson beigestanden hatten. Die Verteidigung dringt darauf, schnellstmöglich Einblick in die Unterlagen und Zeugenbefragungen der Staatsanwaltschaft zu bekommen. Richter Michael Obus stimmte zu. Am 18. Juli treffen sich alle Parteien vor Gericht wieder.

Strauss-Kahn soll ein Zimmermädchen im Penthouse eines Hotels am New Yorker Times Square zum Oralsex gezwungen haben. Die 32-jährige Afrikanerin muslimischem Glaubens hatte Spermaspuren auf ihrer Uniform - ein DNA-Test hatte ergeben, dass sie von Strauss-Kahn stammen. Nach Einschätzung von US-Medien wird die Verteidigung des 62-jährigen Franzosen im Laufe des Prozesses zu beweisen versuchen, dass es mit Einverständnis der Frau zum Sex kam.

«Die Behauptungen, dass es sich um einvernehmlichen Sex gehandelt habe, sind grotesk», sagte der Anwalt der Frau, Ken Thompson, im Anschluss an die Anhörung vor Journalisten. «Sie wird selbst vor Gericht erscheinen und schildern, was Dominique Strauss-Kahn ihr angetan hat.» Auch das Geld und der Einfluss Strauss-Kahns werde nicht verhindern, dass die Wahrheit ans Licht komme.

Zu ihrer Unterstützung waren Dutzende Zimmermädchen zum Gericht geeilt und skandierten lautstark «Schäm Dich!», als Strauss-Kahn vor Ort eintraf. Immer wieder kommt es zu Übergriffen auf die meist aus Lateinamerika oder Afrika stammenden Frauen. Nur wenige Wochen, nachdem Strauss-Kahn verhaftet worden war, wurde ein ägyptischer Banker wegen sexueller Gewalt gegen ein Zimmermädchen angeklagt. «Wir wollen von unseren Gästen respektiert werden», sagte Demonstrantin Massatie Diaby von der Elfenbeinküste.

Wo sich die Klägerin derzeit befindet, ist unbekannt. Um sie und ihre junge Tochter vor der Öffentlichkeit zu schützen, lebt sie seit dem Vorfall an einem geheimen Ort. Ihr Aussage ist der Kern der Anklage, weitere Zeugen des Vorfalls gibt es nicht. Nach Einschätzung von US-Medien werden die Anwälte Strauss-Kahns versuchen, die Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens zu untergraben.

Die verwitwete Frau aus dem afrikanischen Guinea war nach eigenen Angaben von Strauss-Kahn überwältigt und zum Oralsex gezwungen worden, als sie sein Hotelzimmer saubermachen wollte. Sie habe sich später befreien können, sagte sie. Strauss-Kahn wurde von der Polizei aus einem Flugzeug geholt, mit dem er gerade in sein Heimatland abheben wollte. Es ist der bisher größte Fall für den New Yorker Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance Jr.

Der eigentliche Prozess wird voraussichtlich noch in diesem Jahr beginnen, bis dahin geht es um die Sicherung der Beweise und Aussagen sowie um die Wahl der Jury. Strauss-Kahn bleibt bis auf weiteres unter Hausarrest. Er wohnt nur wenige Minuten vom Gericht entfernt in einem luxuriösen Stadthaus im New Yorker Trendviertel Tribeca. Vor der Tür steht ein bewaffneter Sicherheitsmann, Kameras überwachen jeden Schritt des Franzosen. Seine Frau Anne Sinclair leistet ihm Gesellschaft. Auch vor Gericht zeigte sie sich demonstrativ an seiner Seite.

Strauss-Kahn war infolge der Vorwürfe, die Mitte Mai publik wurden, als IWF-Chef zurückgetreten. Der Fall hat international hohe Aufmerksamkeit erregt. Strauss-Kahn war eine der Schlüsselfiguren bei der Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009. Zudem galt er als aussichtsreicher Kandidat für die französischen Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr und damit als Herausforderer von Amtsinhaber Nicolas Sarkozy.

Kriminalität / USA
06.06.2011 · 18:49 Uhr
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