Steuerstrategien von Blackrock: Wissenschaftliche Untersuchung rückt Finanzkonzern in den Fokus
Eine aktuelle Analyse hat aufgedeckt, dass der US-Finanzriese Blackrock angeblich Lücken im europäischen Steuersystem nutzt, um seine Steuerlast erheblich zu drücken. Laut dem türkischen Volkswirtschaftler Ceyhun Elgin, der die Untersuchung im Auftrag des Europaabgeordneten Martin Schirdewan durchführte, erzielt Blackrock so in etwa halb so hohe Steuersätze wie die in Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Italien vorgeschriebenen.
Sowohl die ARD als auch die 'Süddeutsche Zeitung' berichteten über diese Erkenntnisse. Die Steuervermeidungsstrategien von Blackrock führen zu substanziellen Einnahmeverlusten für die öffentliche Hand: Allein in Deutschland sollen zwischen 2017 und 2023 jährlich 45 bis 54 Millionen Euro an Steuereinnahmen verloren gegangen sein.
EU-weit sollen sich die Verluste gar auf bis zu 140 Millionen Euro pro Jahr belaufen. Kern der Vorwürfe ist die Verwendung konzerninterner Transaktionen, bei denen Tochtergesellschaften in Hochsteuerländern wie Deutschland hohe Lizenzgebühren für die Nutzung einer Blackrock-eigenen Software zahlen. Diese Gebühren werden sodann als Einkünfte in Ländern mit deutlich niedrigeren Steuersätzen verbucht, wodurch die steuerpflichtigen Gewinne effektiv gemindert werden.
In einer schriftlichen Reaktion an die ARD wies Blackrock die Vorwürfe zurück und betonte, dass alle Steuerzahlungen gemäß den Vorschriften der jeweiligen Steuerbehördem erfolgen. Das Unternehmen betonte zudem, eine konservative Steuerpolitik zu verfolgen, um die Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen sicherzustellen.
Martin Schirdewan mahnte, derartige aggressive Steuerstrategien multinationaler Konzerne erforderten eine mutigere EU-Politik. Seiner Meinung nach sei jedoch Friedrich Merz als Bundeskanzler eine unglückliche Besetzung für diese Aufgabe.
Der CDU-Politiker, dem vorgeworfen wurde, zu enge Verbindungen zur Finanzlobby zu haben, war von 2016 bis 2021 Aufsichtsratsvorsitzender einer Blackrock-Deutschlandtochter, bevor er 2021 in die Politik zurückkehrte.