Stahl in der Krise: Gipfeltreffen im Kanzleramt zur Sicherung der Zukunft
Bundeskanzler Olaf Scholz hat Spitzenvertreter der Stahlbranche, Betriebsräte und Gewerkschafter zu einem entscheidenden Gipfel ins Kanzleramt eingeladen. Ziel ist es, konkrete Maßnahmen zur langfristigen Sicherung der Stahlherstellung in Deutschland zu erörtern. Scholz betonte die Bedeutung verlässlicher Strompreise, Investitionsförderung und Schutz vor Dumping-Stahl.
In einem Interview erklärte Scholz, dass Stahl auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der deutschen Industrie spielen wird. Er unterstrich die geostrategische Bedeutung der heimischen Stahlproduktion und verwies auf die Notwendigkeit, unabhängiger von internationalen Lieferanten zu werden. Dies sei vor allem vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs relevant, der steigende Energiepreise und eine schwächelnde Stahl-Konjunktur zur Folge hatte.
Zusätzlich zu den Herausforderungen durch steigende Energiepreise steht Deutschlands größter Stahlkonzern, Thyssenkrupp, vor drastischen Personalabbauplänen. Die Zahl der Arbeitsplätze im Stahlbereich soll innerhalb von sechs Jahren um 11.000 reduziert werden. Arbeitnehmervertreter und die IG Metall haben bereits mit langanhaltendem Widerstand gegen diese Pläne gedroht.
Angesichts dieser Entwicklungen ließ Scholz offen, ob der Staat möglicherweise bei Thyssenkrupp Stahl einsteigen könnte. Solche Beteiligungen seien nicht neu und hätten Unternehmen wie der Meyer-Werft, Uniper oder Lufthansa bereits über schwere Zeiten hinweggeholfen. Wirtschaftsminister Robert Habeck hob die notwendige Umstellung auf grünen Stahl hervor und betonte die Unterstützung von insgesamt sieben Milliarden Euro für entsprechende Projekte der vier großen Stahlhersteller.
Die deutschen Stahlkonzerne kämpften im dritten Quartal 2024 mit einem deutlichen Auftragsrückgang von 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Dies resultierte in einer Reduktion der Umsätze um 1,8 Prozent, wobei die Branche Ende September noch 71.200 Mitarbeiter zählte.

