Sparkassen-Präsident ist besorgt über anhaltend niedrige Sparzinsen

Sparkassen sollen ihren Kunden Belohnungen für Sparsamkeit bieten und Filialschließungen nur in Maßen durchführen, fordert Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Bei einer internen Konferenz kritisierte er sowohl zu niedrige Zinsen auf Sparguthaben als auch die häufigen Schließungen von Filialen.

Schleweis betonte die Wichtigkeit der Sparkassen als Institution des Sparens und appellierte an die Sensibilität und Nähe zu den Kunden.

Die Diskrepanz zwischen den niedrigen Sparzinsen der europäischen Zentralbank (EZB) und der mangelnden Weitergabe dieser Zinsen an die Kunden durch die Sparkassen ist schon länger ein Kritikpunkt. Während Sparkassen-Vertreter dieses Vorgehen bisher verteidigten, geht Schleweis als scheidender DSGV-Chef nun in die Offensive.

Er betonte, dass in Zeiten der schnellen Zinswende nicht alle Einlagen sofort hoch verzinst werden können, doch es sei wichtig, Sparsamkeit zu belohnen, um die DNA der Sparkassen als Institution des Sparens zu bewahren.

Um die Sicherheitsgarantie der Sparkassen in unsicheren Zeiten zu gewährleisten, hob Schleweis die Bedeutung der Symbole von Nähe und Sicherheit hervor. Filialschließungen seien zwar wirtschaftlich nachvollziehbar, könnten jedoch Zweifel aufkommen lassen, ob die Sparkassen noch immer die Interessen der breiten Bevölkerung vertreten.

Besonders die Digitalisierung könne dieses Gefühl verstärken, da viele Kunden Zweifel haben könnten, ob sie in dieser Zeit noch ausreichend nahe an die Sparkassen gebunden sind. Schleweis unterstrich die Notwendigkeit der Digitalisierung, mahnte jedoch zugleich ein hohes Maß an Feingefühl an, um die Verbundenheit und Nähe zu den Kunden zu bewahren.

Der Trend der Schließung von Filialen setzt sich seit Jahren fort, da immer mehr Kunden ihre Bankgeschäfte digital erledigen. Im Jahr 2022 sank die Anzahl der Bankfilialen in Deutschland um sechs Prozent auf 20.500. Bei den Sparkassen reduzierte sich die Zahl der Geschäftsstellen um vier Prozent auf11.195 und dennoch verfügen sie immer noch über das dichteste Filialnetz in der Bundesrepublik.

In den letzten fünf Jahren war ein Rückgang von 16 Prozent zu verzeichnen. Für Sparkassen ist die Schließung von Filialen ein Balanceakt, da sie auf der einen Seite auf die zunehmende Digitalisierung und den Fachkräftemangel reagieren müssen, auf der anderen Seite aber auch den Auftrag haben, die Versorgung mit geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen sicherzustellen.

Zudem sitzen in ihren Verwaltungsräten häufig kommunale Politiker, die Filialschließungen kritisch sehen. Einer der Faktoren, die zu Schließungen führen, ist der demografische Wandel, da es für die Sparkassen immer schwieriger wird, genügend Personal für jede Geschäftsstelle zu finden.

Nicht zuletzt haben auch ältere Menschen Bedenken, von der gewohnten Grundversorgung der Sparkassen abgeschnitten zu werden. Dies wurde auch von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke betont, der sich im Sommer besorgt zeigte über geplante Filialschließungen bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und der Sparkasse Uckermark.

In einem Brief an den Präsidenten des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV) äußerte er sich skeptisch über mögliche Schließungen und die Auswirkungen auf die persönliche Nähe zwischen Sparkassen und Kunden.

Der OSV betonte, dass jede Sparkasse die Entscheidung über Filialschließungen selbst treffen muss, jedoch wolle der Verband in engem Kontakt mit den betroffenen Instituten stehen.

Nach aktuellem Stand zeigen die Informationen, dass die Entscheidungen der Vorstände und Verwaltungsräte sorgfältig abgewogen sind und sie sich bewusst für die Schließungen entschieden haben. Der Verband betont jedoch, dass immer sensibel mit dem Thema umgegangen werden muss, um die Interessen und Nähe zu den Kunden zu wahren.