Sommerliche Spielräume statt Rückkehrpflicht – Unternehmen weichen starre Präsenzregeln gezielt auf
Trotz verschärfter Rückkehrforderungen vieler Arbeitgeber erlauben Unternehmen wie Pinsent Masons, Covington & Burling oder Jupiter Asset Management ihren Mitarbeitenden verstärkt Homeoffice oder verkürzte Arbeitszeiten im Sommer. Damit reagieren sie auf saisonale Herausforderungen wie eingeschränkte Kinderbetreuung, aber auch auf das Bedürfnis nach Flexibilität ohne Produktivitätseinbußen.
Jupiter gestattet seinem gesamten Team im August die vollständige Arbeit aus dem Homeoffice. Laut Personalchefin Tracey Kinsella sei dies ein gezielter Schritt, um während der Schulferien Entlastung zu schaffen. Auch Covington zeigt sich offen und erlaubt zwei Wochen Remote Work im August, nachdem man parallel die Präsenzpflicht im Mai auf vier Tage pro Woche erhöht hatte – ein Zugeständnis mit doppeltem Boden.
In Kanzleien und Beratungen sorgt dieser Spagat für Spannungen. Die Professorin Laura Empson von der Bayes Business School sieht in solchen Sommerinitiativen ein Glaubwürdigkeitsproblem: Was im August als Wertschätzung verkauft werde, könne ab September wie eine Sanktion wirken, wenn die Flexibilität abrupt endet. Ein Berater einer großen Consultingfirma gab zu, man vermeide bewusst neue Sommerprogramme wie verkürzte Freitage – aus Sorge, diese später nicht mehr zurücknehmen zu können.
PwC hat sein Sommerangebot in Großbritannien bereits zurückgefahren: Von ursprünglich zwölf Wochen "Summer Fridays" sind zuletzt nur noch sechs übrig geblieben. Das Rebranding in „Summer Empowerment“ statt „Working Hours“ soll es Vorgesetzten erleichtern, auch an Freitagen Arbeitsleistung einzufordern.
KPMG UK verfolgt einen anderen Ansatz und erlaubt weiterhin, an einem Wochentag von Mitte Juni bis Ende August bereits um 13 Uhr Feierabend zu machen. Karl Edge, Chief People Officer, sieht darin eine sinnvolle Flexibilisierung in traditionell ruhigeren Monaten.
Daneben experimentieren auch kleinere Unternehmen: Die Hyve Group setzt auf halbe Freitage, Eiswagen im Büro und eine lockere Atmosphäre. Domestic & General bietet Coding-Camps für Kinder der Mitarbeitenden – eine Maßnahme, die direkt auf den Engpass in der Ferienbetreuung zielt.
Gleichzeitig gibt es Kritik am Verzicht auf Präsenz. Empson plädiert dafür, ruhigere Sommermonate nicht zur Heimarbeit zu nutzen, sondern gezielt für Teambuilding: Beziehungen ließen sich nicht im Homeoffice pflegen. Wer kulturellen Zusammenhalt will, müsse Präsenzräume bewusst nutzen.


