Schwarz-Gruppe wächst so langsam wie seit Jahren nicht – Cloud-Sparte enttäuscht, Investitionen steigen
Mit einem Umsatzplus von 4,9 Prozent auf 175,4 Milliarden Euro verzeichnete die Schwarz-Gruppe 2024 ihr schwächstes Wachstum seit über einem Jahrzehnt. Besonders auffällig: Das Kerngeschäft mit Lidl und Kaufland wächst deutlich langsamer als in den Vorjahren. Während Lidl weltweit nur um 5,3 Prozent auf 132,1 Milliarden Euro zulegte – nach 9,4 Prozent im Vorjahr –, fiel das Wachstum bei Kaufland sogar auf 2,9 Prozent. Damit liegt das Ergebnis auf dem Niveau von 2018.
Gedämpft wird die Entwicklung nicht nur durch die Kaufzurückhaltung der Verbraucher, sondern auch durch eine rückläufige Inflation, die Preisanpassungen als Wachstumstreiber schwächt. Zudem zieht der Wettbewerb mit Vollsortimentern wie Edeka und Rewe an. Letztere steigerten ihren Umsatz im Heimatmarkt um 6,5 bzw. 3,2 Prozent – im Fall von Edeka sogar stärker als Lidl.
Besonders deutlich wird der Gegenwind auch im Onlinegeschäft, das bei Lidl und Kaufland stagnierte: 1,7 Milliarden Euro wie im Vorjahr. Die ambitionierten Online-Marktplätze blieben damit hinter den Erwartungen zurück. Die Cloud-Sparte Schwarz Digits, einst als Gegengewicht zu AWS und Azure gestartet, erzielte ebenfalls nur 1,9 Milliarden Euro Umsatz – keine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Branchenführer wie Amazon Web Services legten im Vergleichszeitraum um 19 Prozent zu.
Analysten gehen davon aus, dass ein Großteil der Erlöse von Schwarz Digits aus internen Aufträgen stammt. Trotz prominenter Kunden wie Siemens und dem FC Bayern München gelang es offenbar nicht, die externe Kundenzahl signifikant zu steigern. Die Strategie von Konzernchef Gerd Chrzanowski, mit vertikal integrierter Wertschöpfung von IT bis Lebensmittelproduktion Amazon nachzueifern, kommt in der Praxis nur schleppend voran.
Dagegen zeigt die eigene Produktionssparte mehr Dynamik. Schwarz produzierte 2024 Lebensmittel im Wert von 4,6 Milliarden Euro – ein Plus von knapp zehn Prozent. Die Gruppe betreibt inzwischen über 30 eigene Werke und liegt mit ihrer Produktionsleistung vor Traditionsmarken wie Dr. Oetker.
Auch die Entsorgungstochter Prezero steigerte ihren Umsatz um mehr als fünf Prozent auf knapp vier Milliarden Euro. Der Ausbau des Geschäfts gelang vor allem durch zusätzliche Marktanteile in Europa.
Trotz der schwächeren Wachstumszahlen investiert die Schwarz-Gruppe massiv: 9,6 Milliarden Euro sind für 2025 geplant, davon 3,7 Milliarden in Deutschland. 2024 lagen die Investitionen bei 8,6 Milliarden Euro – ebenfalls ein Rekordwert. Hauptschwerpunkte: Filialnetzausbau, Lagerlogistik und Rechenzentren.
Die Gruppe, mit 595.000 Beschäftigten einer der größten privaten Arbeitgeber Europas, schuf im vergangenen Jahr weltweit 20.000 neue Stellen – davon 4000 in Deutschland. Chrzanowski betonte, man wolle weiter „in den Wirtschaftsstandort Deutschland und ein digital souveränes Europa investieren“. Doch der Spielraum für Gewinnsteigerungen im klassischen Handel wird zunehmend enger.