Schlichtungsauftakt in der Bauwirtschaft: Die Suche nach dem Mittelweg
Mit dem Beginn der Schlichtung im Tarifkonflikt des Bauhauptgewerbes streben mehr als 900.000 Beschäftigte in der Branche nach signifikanten Lohnerhöhungen. Geführt von Rainer Schlegel, dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, wird versucht, in Wiesbaden eine Lösung für die festgefahrenen Verhandlungen zu finden. Zur Unterstützung der Forderungen versammelten sich rund 600 Bauarbeiter zu einer Kundgebung.
Nachdem drei Gesprächsrunden keine Einigung brachten, liegt es nun an Schlegel, seine Expertise als Schlichter in früheren Auseinandersetzungen der Branche einzubringen und die partizipierenden Gruppen zu einer Übereinkunft zu führen. Möglich ist, dass die Gespräche am Folgetag fortgesetzt oder im schlimmsten Fall bis Ende April pausiert werden.
Auslöser der Schlichtung war die Feststellung des Scheiterns der Tarifverhandlungen durch die Gewerkschaft in der vorangegangen Woche. Die Forderung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt ist deutlich: Eine Erhöhung des Einkommens um 500 Euro monatlich für alle Branchenangehörigen – inklusive Auszubildende – bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Dem entgegen stehen die Arbeitgeber mit ihrem Angebot von Lohnerhöhungen um 3,3 Prozent für das laufende und 3,2 Prozent für das kommende Jahr.
Die von der IG BAU beschriebene "explosive" Stimmung wird von der Seite der Arbeitnehmer unterstrichen. Sie sehen in den Vorschlägen der Arbeitgeber keine ausreichende Basis, um einen Streik abzuwenden, der im Falle eines Scheiterns der Schlichtung eintreten könnte. Arbeitgebervertreter Uwe Nostitz vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes verweist indes auf die schwierige Lage vieler Betriebe in der Bauwirtschaft, die insbesondere im Wohnungsbau mit erheblichem Auftragsrückgang zu kämpfen haben.
Das Ifo-Institut aus München bestätigt die angespannte Situation: die hohen Zinsen und Materialkosten belasten den Sektor zusätzlich, wobei Stornierungen von jedem fünften Wohnungsbauunternehmen verzeichnet werden. Die ambitionierten Ziele der Bundesregierung für den Neubau von Wohnungen rücken damit in weite Ferne. (eulerpool-AFX)