Schifffahrt auf Kurs zur Emissionsreduktion: Internationale Verhandlungen in London
Die globale Schifffahrtsbranche steht vor einem entscheidenden Moment im Kampf gegen den Klimawandel. Im Frühjahr erzielten die Mitglieder der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) eine vorläufige Einigung über eine Strategie zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Diese Pläne müssen jedoch noch ratifiziert werden.
Ab Dienstag werden in London entscheidende Gespräche geführt, die sich über mehrere Tage erstrecken werden. Die Umsetzung der Regelungen könnte frühestens im März 2027 beginnen.
Der Schifffahrtssektor hat laut einer aktuellen IMO-Studie 2018 etwa 2,9 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verursacht. Die IMÖ selbst, eine Organisation mit Sitz in London, wurde 1948 gegründet und zählt 176 Mitgliedsstaaten, darunter sowohl große Industrieländer wie Deutschland, die USA und China als auch drei assozierte Mitglieder.
Nachdem die Ziele des Sektors lange Zeit wenig ambitioniert waren, setzen sich die IMO-Staaten mittlerweile ein Ziel der Klimaneutralität bis 2050. Ein ehrgeiziger Schritt: Bis 2030 sollen die Emissionen um mindestens 20 Prozent im Vergleich zu 2008 sinken, und bis 2040 um mindestens 70 Prozent.
Im Mittelpunkt der Londoner Verhandlungen steht eine Strategie, die im April formuliert wurde. Diese sieht vor, dass Reedereien sich an standardisierte Treibstoffvorgaben halten und bei größeren Emissionen zur Kasse gebeten werden. Ähnliche Reglungen sind auf EU-Ebene bereits etabliert und die generierten Einnahmen sollen in einen Fonds fließen, der klimafreundliche Praktiken belohnt.
Doch die Verabschiedung dieser Vorschläge ist ungewiss, vor allem weil die USA dem "Net-Zero Framework" der IMO entschlossen entgegentreten und mit Zöllen drohen. Für eine Einigung ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit der mehr als 100 Vertragsstaaten erforderlich.
Trotz dieser Unsicherheiten stehen internationale maritime Wirtschaftsverbände und der Verband Deutscher Reeder klar hinter der Strategie. "Globale Vorgaben sind entscheidend für Planungssicherheit und faire Wettbewerbsbedingungen – und vor allem für den nachhaltigen Klimaschutz", betonte Martin Kröger vom Verband Deutscher Reeder.
Gleichzeitig äußern Umweltorganisationen wie der Nabu Bedenken; dort wird kritisiert, dass die aktuellen Pläne nicht ausreichen, um die Emissionsziele bis 2030 zu erreichen. Ein weiteres Problem sei, dass die Förderung von Biotreibstoffen, deren Produktion mitunter klimaschädlich sei, vorgesehen ist.

