Schalit und Palästinenser auf Weg in die Normalität

Tel Aviv/Gaza/Ramallah/Ankara (dpa) - Der freigelassene israelische Soldat Gilad Schalit und die zunächst 477 im Gegenzug auf freien Fuß gesetzten palästinensischen Häftlinge haben am Mittwoch die Rückkehr ins normale Leben begonnen. Allerdings unterschieden sich die Methoden sehr.

Während Schalit nach einem Bericht der Zeitung «Haaretz» im Haus seiner Eltern von Militärärzten besucht und ansonsten von der Öffentlichkeit abgeschirmt wurde, erlebten die Palästinenser einen Ansturm von Familien und Freunden.

In Israel ging unterdessen die Diskussion über das Für und Wider des Austausches eines Soldaten gegen mehr als 1000 Palästinenser, darunter hunderte wegen Terroranschlägen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilte Täter, weiter. Die Mehrheit der Israelis befürwortete den mit der radikalislamischen Hamas vereinbarten Austausch zwar. Zeitungskommentatoren betonten aber, dass die Friedensaussichten im Nahen Osten durch die Stärkung der kompromisslosen Hamas und die Schwächung des zur Anerkennung Israels bereiten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas eher geringer geworden seien.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas, die Israel die Freilassung von insgesamt 1027 Häftlingen abgetrotzt hatte, ließ vor dem Haus eines jeden der am Vortag freigelassenen Palästinenser ein Zelt für Besucher aufbauen. Tausende Plastikstühle und Tische wurden angemietet, auf denen jeder der Ex-Häftlinge in den nächsten Tagen hunderte Gäste empfangen kann. Um sie gebührend mit Süßigkeiten, Gebäck, Kaffee und anderen Getränken bewirten zu können, erhielt jeder der Freigelassenen ein Handgeld der Hamas. Außerdem kündigte die radikalislamische Organisation am Mittwoch an, dass jeder Ex-Häftling zusätzlich eine Starthilfe von 2000 Dollar (1460 Euro) erhalten solle.

Insgesamt 43 der am Vortag Freigelassenen wurden in Drittstaaten ausgeflogen. Nach Angaben von lokalen Medien und Mitarbeitern des Flughafens Kairo wurden sie in der Nacht zum Mittwoch nach Ankara (Türkei), Amman (Jordanien), Damaskus (Syrien) und Doha (Katar) gebracht. Die restlichen 550 Palästinenser sollen in zwei Monaten frei kommen.

Von Schalit wurde nur bekannt, dass es zum ersten Abendessen bei seinen Eltern in Mizpe Hila Schnitzel, Pommes frites und Nudeln gegeben habe. Der 25-Jährige hatte auf den Fernsehbildern sehr abgemagert und blass ausgesehen. Israelische Medien berichteten jedoch unter Berufung auf Ärzte, er sei bei guter Gesundheit und von seinen Entführern auch regelmäßig und ausreichend mit Essen versorgt worden. Dass er so schmal sei, liege eher an dem psychologischen Stress der Geiselhaft.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte die freigelassenen Palästinenser unterdessen davor, sich an neuen Gewalttaten zu beteiligen: «Wer zum Terror zurückkehrt, muss die Konsequenzen tragen». Der Hamas-Exilchef Chalid Meschaal sprach hingegen von einem ersten «Schritt zur Befreiung aller palästinensischen Gefangenen». Ismail Hanija, Anführer der Hamas im Gazastreifen, reklamierte einen «historischen Sieg».

Weltweit zeigten sich Politiker erleichtert über die Freilassung Schalits. Wie bei Bundeskanzlerin Angela Merkel mischte sich in die Freude auch die Hoffnung auf Fortschritte im Nahost-Friedensprozess. Am 26. Oktober will das Nahost-Quartett aus USA, Russland, Vereinten Nationen und Europäischer Union einen weiteren Versuch unternehmen, beide Seiten wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. In Jerusalem sollen sich dann Israelis und Palästinenser treffen, aber nur jeweils getrennt mit Vertretern des Quartetts.

Konflikte / Nahost
19.10.2011 · 14:37 Uhr
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