"Remigration" zum "Unwort des Jahres" gekürt

Die Sprachwissenschaftlerin Constanze Spieß hat das Wort "Remigration" zum "Unwort des Jahres" 2023 erklärt. Ihrer Meinung nach handelt es sich dabei um einen "rechten Kampfbegriff" und eine "beschönigende Tarnvokabel". Rechte Parteien und rechtsextreme Gruppen verwenden den Begriff demnach, um die Forderung nach Zwangsausweisung und Massendeportation von Menschen mit Migrationshintergrund zu rechtfertigen.

Obwohl der Begriff selbst nicht neu ist, gewinnt er in Zeiten der Debatte um die Strategien der AfD an Aktualität. Ursprünglich stammt er aus der Migrations- und Exilforschung und bedeutet "zurückwandern". Rechte Gruppierungen vereinnahmen und umdeuten den Begriff jedoch, um eine menschenunwürdige Abschiebe- und Deportationspraxis zu verschleiern.

Besonders Aufsehen erregte der Begriff in Zusammenhang mit einem Treffen radikaler Rechter in Potsdam, an dem auch AfD-Funktionäre und Mitglieder der CDU teilgenommen hatten. Dabei sprach der frühere Kopf der rechtsextremistischen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, über "Remigration". Die Bedeutung des Begriffs ist in der Regel, dass eine große Anzahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll, auch unter Zwang. In Berlin, Potsdam und anderen Städten demonstrierten daraufhin Zehntausende gegen Rechts.

Bereits im Dezember hatten Einsendungen für die "Unwort"-Kür darauf hingewiesen, dass "Remigration" im rechten Lager gebräuchlich ist. Die Identitäre Bewegung beschäftigt sich bereits seit 2016 mit der Umdeutung des Begriffs Migration in ihren Schriften.

Die Jury, bestehend aus Sprachwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen sowie einer freien Journalistin, wählte den Begriff aufgrund seiner Bedeutung aus.N Große Aufmerksamkeit wurde dabei auch dem Gastjuror, dem CDU-Politiker Ruprecht Polenz, zuteil. Er kommentierte die Entscheidung mit den Worten: "Nach der Wahl zum "Unwort des Jahres" sollte diese Täuschung mit "Remigration" nicht mehr so leicht gelingen".

Kritik an der Entscheidung der Jury äußerte der Vorsitzende des Sachverständigenrates für Integration und Migration (SVR), Hans Vorländer. Er bezeichnete die Wahl des "Unworts des Jahres" als ein "Empörungs- und Skandalisierungsritual". Dadurch rücke der jeweilige Begriff noch mehr in den Mittelpunkt.

Die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betont in diesem Zusammenhang auf der Plattform X: "Wer hier lebt, hier arbeitet und sich zu den Grundwerten unserer Demokratie bekennt, gehört zu uns. Unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe".

Auf den Plätzen zwei und drei der "Unwort des Jahres"-Wahl landeten "Sozialklimbim" und "Heizungs-Stasi". "Sozialklimbim" wurde im Kontext der Debatte um die Kindergrundsicherung verwendet und diffamierte und stigmatierte einkommens- und vermögensschwache Personen. "Heizungs-Stasi" hingegen wurde als populistische Stimmungsmache gegen Klimaschutzmaßnahmen kritisiert.

Die Wahl des "Unworts des Jahres" soll für einen angemessenen Sprachgebrauch sensibilisieren. In diesem Jahr wurden insgesamt 2301 Einsendungen mit 710 unterschiedlichen Begriffen eingereicht. Knapp 110 Begriffe erfüllten die Kriterien der Jury. (eulerpool-AFX)

Politics
[Eulerpool News] · 15.01.2024 · 19:58 Uhr
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