Regulierung im Wandel: Debatte um Risikobereitschaft in der britischen Finanzbranche
Die aktuellen Debatten zur Risikobereitschaft im Finanzsektor Großbritanniens sorgen für erhitzte Gemüter. Der Leiter der Financial Conduct Authority (FCA), Nikhil Rathi, äußerte Befürchtungen, dass eine Lockerung der Regulierung im Finanzsektor zu vermehrten Betrugsfällen führen könnte. Rathi trat am Dienstag vor dem Treasury Select Committee auf und warnte davor, dass mit erhöhter Risikobereitschaft auch die Wahrscheinlichkeit von Problemen steige.
Dennoch sah Rathi auch die Notwendigkeit, das Risikoprofil zu ändern, um ein Wirtschaftswachstum zu ermöglichen. Dieser Wandel könnte in den kommenden Jahren zu Missständen führen, sei aber als eine notwendige Entwicklung zu betrachten.
Ashley Alder, Vorsitzender der FCA, setzte sich kritisch mit der Möglichkeit auseinander, dass Großbritannien den regulatorischen Kurs der USA verfolgen könnte, den Donald Trump nach seiner Wahl eingeschlagen hat. Trumps Deregulierungspläne sollen das Wachstum ankurbeln, bergen jedoch nach Ansicht Alders "klare Gefahren". Stattdessen schlägt die FCA eine Annäherung an die Standards von Ländern wie Singapur und Japan vor.
Die Spannungen verdeutlichen die Unsicherheiten über den Umgang mit der Regulierung im Finanzsektor, die als Wachstumsbremse gesehen werden. Parallel dazu steht die Forderung der Regierung von Sir Keir Starmer, das Wirtschaftswachstum zu priorisieren. Dies steht im Spannungsfeld mit der Notwendigkeit, den Verbraucherschutz nach einer Reihe von Finanzskandalen zu stärken.
In einem Brief an den Schatzkanzler betonte Rathi, dass eine Deregulierung Kosten mit sich bringen würde, beispielsweise in Form eines höheren Risikos von Finanzskandalen.
Rechtsanwalt Simon Morris von CMS positionierte sich kritisch gegenüber dem Regierungskurs und bezeichnete die Haltung der FCA als kühl. Ratihs Kommentar über künftige Skandale verdeutlicht die Herausforderung der FCA, die selbst kürzlich wegen ihres ineffektiven Verbraucherschutzes kritisiert wurde. Ein Bericht einer überparteilichen parlamentarischen Gruppe prangerte an, dass die "defekte Kultur" der FCA Skandalen wie dem Ponzi-Schema von London Capital & Finance Tür und Tor geöffnet habe.
Rathi forderte eine gemeinsame Unterstützung für den Kulturwandel in der City of London, um die notwendige Umstellung des Risikoverhaltens zu untermauern.

