Rechte und Rocker - NSU-Spuren führen nach Berlin

Berlin (dpa) - Wie eng sind Neonazis und Rocker-Banden verbunden? Eine DNA-Spur aus dem letzten Versteck der Terrorzelle NSU wirft neue Fragen auf. In der NSU-Affäre führen Hinweise ins Berliner Rocker-Milieu.

Eine DNA-Spur, die nach einer Schießerei vor dem Clubhaus der Bandidos in Berlin-Wedding am 5. Juli gefunden wurde, stimmt zumindest teilweise mit einer Spur aus dem letzten Versteck der NSU-Terrorzelle in Zwickau überein, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr.

Die Bundesanwaltschaft bestätigte den Fall am Samstag. Allerdings hätten die bisherigen Ermittlungen «keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevante Verbindungen» zwischen den Rechtsterroristen und dem Rockermilieu ergeben. Nach einer BKA-internen Bewertung gilt es als sehr unwahrscheinlich, dass beide Spuren vom gleichen Mann stammen. Weitere Tests sollen Gewissheit bringen.

Darüber hinaus führt nach dpa-Informationen auch eine weitere DNA-Spur aus einem anderen Zusammenhang nach Berlin.

Bei der Schießerei im Juli waren zwei Bandidos verletzt worden, die Täter konnten entkommen. Als Hintergrund werden heftige Machtkämpfe zwischen Bandidos und Hells Angels vermutet. Beamte stellten eine Patronenhülse mit DNA-Material sicher.

Beim Abgleich mit der bundesweiten DNA-Analyse-Datei (DAD) beim Bundeskriminalamt fanden sich teilweise Übereinstimmungen mit genetischen Spuren an einem Datenträger, der in den Trümmern des gesprengten Hauses des Terrortrios in Zwickau gefunden wurde. Das berichteten am Samstag auch «Spiegel online» und die «Bild»-Zeitung.

Wegen der schlechten Qualität der Berliner Probe haben die Ermittler aber erhebliche Zweifel. «Nach den der Bundesanwaltschaft und dem Bundeskriminalamt bislang vorliegenden Erkenntnissen sind die wenigen Merkmalsübereinstimmungen nicht als Beleg dafür geeignet, dass die Spuren von ein und derselben Person herrühren», sagte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Marcus Köhler.

Nach Informationen von süddeutsche.de soll das Terrortrio sehr wohl Kontakte zu Rockern gehabt haben. Demnach will ein Rechtsanwalt die NSU-Frau Beate Zschäpe im vergangenen Jahr in Erfurt bei einem Prozess gegen Bandidos-Mitglieder gesehen haben. Er sei sogar von ihr angesprochen worden.

Auch der Rechtsextremismus-Experte Bernd Wagner hält Verbindungen zwischen der Zwickauer NSU-Terrorzelle und Rockern für möglich. Es gebe schon «seit vielen, vielen Jahren» enge Verquickungen zwischen Personen, die sowohl im politischen Rechtsextremismus als auch im Bereich der Rocker-Kriminalität aktiv seien, sagte der Gründer der Aussteiger-Initiative «Exit» am Samstag im rbb-Inforadio.

Rocker handelten mit Waffen, die auch in der Rechtsextremistenszene Abnehmer fänden, sagte ein Beamter der Nachrichtenagentur dpa. «Das ist eine problematische Mischung.»

Wie dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr, sollen auch DNA-Spuren aus dem in Eisenach entdeckten Wohnmobil der Terrorzelle Ähnlichkeit mit Spuren eines Fahrzeugdiebstahls in Berlin von 2002 haben. Das Auto war in Brandenburg gefunden worden. Es ermittelte aber die Berliner Polizei. Weil der Fall verjährt ist, sollen die Akten bei der Staatsanwaltschaft vernichtet worden sein. Die Ermittlungsbehörde wollte dies auf Anfrage nicht bestätigen.

Bundesanwaltschaftssprecher Köhler sagte: «Nach den bisherigen Ermittlungen gibt es keine zureichenden Anhaltspunkte dafür, dass die mutmaßlichen 'NSU'-Mitglieder an Fahrzeugdiebstählen beteiligt gewesen sein könnten.»

Die mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hatten sich am 4. November 2011 nach einem Banküberfall in Eisenach in ihrem Wohnmobil erschossen, nachdem die Polizei sie entdeckt hatte. Der im vergangenen November aufgeflogenen Terrorzelle werden mindestens zehn Morde angelastet: an neun Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft und einer Polizistin.

Mundlos und Böhnhardt sind tot, Zschäpe sitzt in Haft. Bevor sie sich der Polizei stellte, hatte sie das Versteck in Zwickau in Brand gesetzt.

Extremismus / Kriminalität / NSU
22.09.2012 · 18:58 Uhr
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