Rauswurf statt Abschied: Die Assassin’s Creed-Legende packt aus
Während Ubisoft und Vantage Studios den Abgang des langjährigen Franchise-Chefs Marc-Alexis Côté erst diese Woche als eine Art geordneten Rückzug darstellten, hat der Architekt hinter unzähligen Assassinen-Abenteuern nun selbst das Wort ergriffen. In einem aufsehenerregenden und bemerkenswert offenen LinkedIn-Beitrag enthüllt Côté eine Wahrheit, die der offiziellen PR-Version diametral entgegensteht: Er wurde im Grunde gebeten, seinen Posten zu räumen. Ein erzwungener Abgang, der ein Schlaglicht auf die kalte Logik korporativer Umstrukturierungen wirft.
„Ich habe diese Entscheidung nicht getroffen“
Mit einer entwaffnenden Direktheit demontiert Côté die offizielle Erzählung seines „freiwilligen“ Aufbruchs zu neuen Ufern. Er stellt unmissverständlich klar, dass die Entscheidung, die Führung des von ihm so leidenschaftlich geprägten Franchise abzugeben, nicht seine eigene war. „Viele von euch haben ihre Überraschung darüber ausgedrückt, dass ich Assassin’s Creed nach so vielen Jahren verlassen würde, besonders angesichts der Leidenschaft, die ich immer noch dafür hege“, schreibt Côté. „Die Wahrheit ist einfach: Ich habe diese Entscheidung nicht getroffen.“ Ubisoft, so erklärt er weiter, habe sich dazu entschlossen, die Leitung der Marke an jemanden zu übertragen, der enger mit der neuen Organisationsstruktur von Vantage Studios harmoniert. Ihm selbst wurde zwar eine andere Position in Aussicht gestellt, doch diese bot weder den gleichen Umfang, noch das Mandat oder die Kontinuität seiner bisherigen, jahrelangen Arbeit.
Ein Abschied ohne Groll?
Trotz dieser schmerzhaften Degradierung und des faktischen Rauswurfs aus seiner angestammten Rolle, schlägt Côté in seinem Statement versöhnliche und geradezu demütige Töne an. Er betont ausdrücklich, keinerlei Groll gegen seinen langjährigen Arbeitgeber zu hegen. „Ich möchte klarstellen, dass ich keinen Groll hege“, formuliert er. „Ubisoft war mein Zuhause für mein gesamtes Berufsleben, und ich werde immer dankbar sein für die Menschen, die Projekte und den Glauben daran, dass wir gemeinsam Welten erschaffen konnten, die Millionen inspirieren.“ Es ist das Zeugnis eines Mannes, der zwischen der Enttäuschung über unternehmerische Entscheidungen und einer tiefen Dankbarkeit für die gemeinsame Reise zu unterscheiden weiß.
Die Diskrepanz der Narrative
Diese persönliche Schilderung steht in einem scharfen Kontrast zur offiziellen Verlautbarung, die Ubisoft verbreiten ließ. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, Côté habe sich „entschieden, einen neuen Weg außerhalb von Ubisoft zu gehen“, nachdem seine „eigenen Erwartungen und Prioritäten“ nicht mehr mit der Ausrichtung von Vantage Studios übereinstimmten. Während man ihm für seinen unschätzbaren Beitrag zur Marke dankte und seinen prägenden Einfluss würdigte, bleibt die Diskrepanz zwischen „er hat gewählt“ und „ich musste gehen“ unübersehbar im Raum stehen. Sie zeichnet das Bild eines Branchenriesen, der personelle Neuausrichtungen mit sorgfältig formulierten PR-Texten begleitet, während die menschliche Komponente im Hintergrund bleibt. Côtés Vermächtnis, das 2005 begann und ihn vom Game Director bei Assassin’s Creed 3 bis zum Senior Producer von Odyssey aufsteigen ließ, endet nun mit diesem leisen, aber vielsagenden Paukenschlag.


