Porträts: Die wichtigsten Akteure
Carstensen: Bodenständiger Landesvater
Der seit 2005 regierende Ministerpräsident und CDU-Landeschef Peter Harry Carstensen ist bei Vielen beliebt. Der ständige Koalitionsknatsch mit der SPD und der Rücktritt von Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) kratzten in den vergangenen Monaten allerdings an seinem Ansehen. Manche CDU-Politiker in Kiel kritisierten seinen Führungsstil. Im Mai erhielt Carstensen beim Landesparteitag aber Rückendeckung: 92 Prozent der Delegierten stimmten für ihn als Spitzenkandidat für die nächste Landtagswahl, die eigentlich erst 2010 stattfinden sollte.
An der Spitze einer großen Koalition nimmt der 62-Jährige oftmals vermittelnde Positionen ein. Während er Volksnähe bei vielen Veranstaltungen pflegt, tritt er als politischer Stratege dagegen kaum in Erscheinung. Der 1947 auf Nordstrand geborene Carstensen ist seit Juni 2002 Landesvorsitzender der CDU. Von 1983 bis 2005 gehörte er dem Bundestag an, wo der Agrarwissenschaftler jahrelang den Landwirtschafts-Ausschuss leitete.
Ralf Stegner: Forsch, ruppig und ehrgeizig
Der Landes- und Fraktionschef der Nord-SPD, Ralf Stegner, beschreibt sich selbst als durchsetzungsstark. Diese Eigenschaft hat dem in Rheinland-Pfalz geborenen Harvard-Absolventen nicht nur Freunde gemacht. Besonders aus der CDU wird dem 49-Jährigen vorgeworfen, er habe das Koalitionsklima vergiftet.
1990 hatte der promovierte Politikwissenschaftler seine Karriere im Kieler Sozialministerium begonnen, dort wurde er sechs Jahre später Staatssekretär. 2003 stieg Stegner zum Finanzminister im rot- grünen Kabinett von Heide Simonis auf und galt als «Kronprinz».
In der großen Koalition übernahm er den Posten des Innenministers. Nach seiner Wahl zum SPD-Landesvorsitzenden im März 2007 wurde der scharfzüngige Sozialdemokrat immer mehr zur Reizfigur für die CDU. Im September 2007 machte Carstensen den Fortbestand der CDU/SPD- Koalition vom Abschied Stegners aus dem Kabinett abhängig. Dieser musste einlenken und übernahm die Führung der Landtagsfraktion.
Karl-Martin Hentschel - Pragmatischer Fraktionschef der Grünen
Der studierte Mathematiker Karl-Martin Hentschel fällt weniger durch rhetorische Kabinettstückchen als durch seinen nüchtern- pragmatischen Politikstil auf. Der 59 Jährige stieß nach einer abgebrochenen Offizierslaufbahn 1981 zu den Grünen und gehörte 1996 zu den ersten Abgeordneten der Partei im Landtag.
Wolfgang Kubicki - Scharfzüngiger Kritiker der großen Koalition
Wolfgang Kubicki gehört als FDP-Fraktionschef zu den schärfsten Kritikern der großen Koalition. Auch Carstensen schont der 57 Jahre alte Rechtsanwalt nicht, obwohl er ein Regierungsbündnis mit der CDU anstrebt. Der gebürtige Braunschweiger begann seine von Erfolgen und Niederlagen gleichermaßen geprägte politische Karriere in den 70er Jahren bei den Jungdemokraten. Einen Abstecher in die Bundespolitik machte er von 1990 bis 1992.
Anke Spoorendonk - Spitzenfrau nicht nur für Dänen
Anke Spoorendonk erlebte als Vertreterin der dänischen Minderheit (SSW) im Jahr 2005 eine kurze Zeit bundesweiter Aufmerksamkeit. Damals wollte Heide Simonis (SPD) eine Minderheitsregierung unter Duldung des SSW bilden. Das spektakuläre Scheitern dieses Plans hinterließ auch bei der heute 61 Jahre alten zweifachen Mutter Spuren. Eine echte Dänin ist Anke Spoorendonk, die ein Jahrzehnt lang in Kopenhagen lebte, zwar nicht, aber schon ihr Vater saß für den SSW in der Ratsversammlung der Stadt Schleswig. Anke Spoorendonk wurde 1995 als Nachfolgerin des legendären Karl Otto Meyer erstmals zur Landtags-Spitzenkandidatin des SSW gekürt.